10 Tipps für den Anbau von Tomaten
Ob im Freiland, im Gewächshaus oder auf dem Balkon: Entscheidend für eine reiche Tomaten-Ernte sind ein warmer Platz, die richtige Sortenwahl sowie gezielte Wasser- und Düngergaben.
Die Tomate ist bei Hobbygärtnern mit großem Abstand das beliebteste Gemüse und selbst Leute, die nur einen kleinen Balkon zur Verfügung haben, bauen spezielle Tomatensorten in Töpfen an. Trotz aller Gewohnheit beim Anbau gibt es zahlreiche Tipps und Tricks, um den Ertrag, den Geschmack und die Widerstandsfähigkeit des beliebten Fruchtgemüses zu fördern. Hier stellen wir Ihnen die wichtigsten vor.
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Sie wollen leckere Tomaten aus dem eigenen Garten? Kein Problem! In dieser Folge unseres Podcasts "Grünstadtmenschen“ geben Ihnen Nicole Edler und Folkert Siemens tolle Tipps zum Thema Tomaten-Anbau im eigenen Garten.
1. Widerstandsfähige Sorten wählen
Die gefürchtete Kraut- oder Braunfäule (Phytophthora infestans) tritt immer häufiger bei Tomaten auf. Die Pilzsporen werden durch Wind und Regen verbreitet. Früher gab es bei uns nur eine Variante, inzwischen haben sich mehrere, deutlich aggressivere Formen entwickelt. Auch als resistent geltende Sorten oder unter einem schützenden Dach gezogene Tomaten sind nicht völlig immun, betroffen sind aber oft nur ältere Blätter, die Früchte bleiben meist gesund und die Pflanzen wachsen munter weiter. Züchtungen für den Bio-Anbau wie ‘Dorenia’ oder ‘Quadro’ haben zudem gezeigt, dass diese auch unter weniger günstigen Bedingungen und auf unterschiedlichsten Standorten eine zuverlässige Ernte und ausgezeichnete Fruchtqualität liefern.
Praxis-Video: Tomatensamen gewinnen und aufbewahren
Sie besitzen bereits eine samenfeste und leckere Tomatensorte? Dann sollten Sie unbedingt ein paar Samen gewinnen und aufbewahren. Wir zeigen Ihnen Schritt für Schritt, wie Sie dabei vorgehen.
2. Anbau unter Glas und Folie
Mit einem Kleingewächshaus, Folientunnel oder Tomatenhaus können Sie die Pflanzung und Ernte von Tomaten um bis zu vier Wochen vorverlegen. Anders als im Beet ist ein regelmäßiger Fruchtwechsel aus Platzgründen schwierig, deshalb können sich Bodenschädlinge wie Wurzelälchen und die Erreger der Korkwurzelkrankheit leicht ausbreiten.

Tomaten im Gewächshaus anzupflanzen, hat seinen ganz eigenen Charme
Auf robuste Wildtomaten veredelte, starkwüchsige Züchtungen sind hoch widerstandsfähig und besonders bei kühler Witterung auch ertragreicher als unveredelte Tomatenpflanzen.
3. Gesunde Früchtchen
Tomaten enthalten 13 Vitamine, 17 Mineralstoffe sowie reichlich sekundäre Pflanzenstoffe. Der rote Farbstoff Lycopin aus der Gruppe der Carotinoide gilt als besonders wertvoll und schützt nicht nur vor Sonnenbrand, sondern kann auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Entzündungen und Krebs vorbeugen. Der Gehalt wird durch den Reifegrad, aber auch die Anbau-Methode bestimmt. Wissenschaftler fanden heraus, dass Bio-Tomaten, die nur sparsam gedüngt wurden, mehr dieser zellschützenden Antioxidantien enthalten als konventionell kultivierte Früchte. Besonders reich an Lycopin und weiteren Carotinoiden sind neuere Züchtungen wie ‘Licobello’ oder ‘Prolyco’.
4. Tomaten pflanzen und düngen
Auch robuste Frühsorten wie ‘Matina’ dürfen nicht vor Mitte Mai ins Freiland. Pflanzt man Tomaten fünf bis zehn Zentimeter tiefer, als sie im Topf gestanden haben, bilden sie um den Stängelansatz zusätzlich Wurzeln, sind standfester und können mehr Wasser und Nährstoffe aufnehmen. Ein weiter Pflanzabstand von mindestens 60 Zentimetern sorgt dafür, dass die Früchte genügend Licht und Luft erhalten. Eine Kompostgabe bei der Beetvorbereitung genügt als Startdüngung. Ab Beginn der Blütenbildung benötigen die Pflanzen alle zwei bis drei Wochen einen Nährstoff-Nachschub, zum Beispiel kalireichen Tomaten- oder Gemüsedünger.

Beim Pflanzen gilt es, Abstand und Tiefe zu berücksichtigen
Praxis-Video: Tomaten richtig aussäen
Damit die Anzucht der Pflanzen problemlos funktioniert, müssen die Samen richtig ausgesät werden. Wie das geht, zeigen wir Ihnen in unserem Video.
5. Buschtomaten für den Balkon
Kleinwüchsige Busch- oder Strauchtomaten mit überhängender Wuchsform eignen sich perfekt für den Anbau im Balkonkasten oder in der Hängeampel.

Nutzen Sie die Wuchsform, um Ihre Tomaten richtig in Szene zu setzen
Im Gegensatz zu den Stabtomaten werden Sorten wie ‘Tumbling Tom Red’ mehrtriebig gezogen und das Ausgeizen der Tomaten entfällt. Damit sie trotz des begrenzten Wurzelraums viele Rispen entwickeln, an denen bis zum Herbst laufend neue Blüten und Früchte reifen, pflanzt man in hochwertige Balkon-Blumenerde oder spezielle Tomatenerde und gibt jede Woche niedrig dosierten Flüssigdünger ins Gießwasser. Ein Nährstoff-Überschuss führt zum Einrollen der Blätter!
Übrigens: Bei robusten Buschtomaten, die in Töpfen gedeihen und die im Herbst noch gesund sind, ist es einen Versuch Wert, die Tomaten zu überwintern.
6. Grüne Tomaten – Genuss oder Gefahr?
Unreif geerntete, noch grüne Tomaten enthalten giftiges Solanin und sollten nicht oder nur in geringen Mengen verzehrt werden. Ein bis zwei mittelgroße Früchte enthalten circa 25 Milligramm des Bitterstoffs. Dieser wird auch beim Erhitzen nicht abgebaut. Empfindliche Naturen reagieren darauf mit Kopfschmerzen und Verdauungsstörungen wie Übelkeit. Bei Tomaten-Züchtungen wie ‘Green Zebra’ oder ‘Green Grape’ bleiben die Früchte auch in der Vollreife grün oder sind gelbgrün gestreift. Je später man erntet, desto weniger Solanin enthalten sie. Die Früchte am besten pflücken, sobald sie auf sanften Druck leicht nachgeben. Dann sind die Bitterstoffe abgebaut und die Tomaten schmecken erfrischend säuerlich.

‘Green Zebra’: Diese historische Sorte fällt durch ihre grüne Farbe und die markanten Streifen auf
7. Stabtomaten aufbinden und ausgeizen
Die meisten Tomatensorten werden eintriebig gezogen. Damit die Stängel unter der Last der Früchte nicht umknicken, bindet man die Pflanzen an Bambus-, Holz- oder Spiralstäben aus Aluminium oder Edelstahl auf. Die Seitentriebe in den Blattachseln ("Geiztriebe") werden ausgebrochen, sobald man sie mit den Fingerspitzen gut anfassen kann. Lässt man sie einfach wachsen, reift ein großer Teil der Früchte erst spät aus. Weil das dichte Laub nach Regen oder Tau nur langsam abtrocknet, steigt die Gefahr von Pilzbefall. Auch ein regelmäßiger Schnitt der Tomaten sorgt dafür, dass Sie mehr aromatische Früchte ernten können und Ihre Pflanzen gesund bleiben.
8. Aromatische Früchte ernten
Im Gewächshaus reifen Tomaten zwischen Ende Juni und November. Im Freiland muss man bis Juli warten und spätestens im Oktober ist Ernteschluss. Die aromatischsten Früchte gedeihen nicht im Turbotempo in der prallen Sommersonne, sondern reifen langsam im lichten Laubschatten heran. Verzichten Sie auf das früher übliche Entblättern der Triebe im Bereich der Früchte und auch auf das häufig empfohlene Entgipfeln der Pflanzen. Entfernen Sie lediglich die Blätter bis zum ersten Fruchttrieb, um Pilzbefall vorzubeugen. Schneiden Sie im Spätsommer die Blütenstände an der Triebspitze heraus, da deren Früchte im Herbst ohnehin nicht mehr ausreifen.
9. Bei Jungpflanzen auf Qualität achten
Achten Sie beim Kauf vorgezogener Tomatenpflanzen auf einen festen Wurzelballen, fleckenfreie, sattgrüne Blätter und einen kräftigen Stängel mit kurzen Abständen zwischen den Blattansätzen und Blütenrispen. Diese Kriterien gelten auch, wenn Sie die Setzlinge selbst vorziehen. Man sollte frühestens ab Mitte März aussäen, sonst bedrängen sich die Pflanzen bald gegenseitig auf der engen Fensterbank, wachsen wegen des ohnehin noch recht geringen Lichtangebots zu sehr in die Länge und setzen weniger Blüten und Früchte an.
10. Rütteln für einen reichen Fruchtansatz

Durch Rütteln hilft man der Natur hier ein klein wenig auf die Sprünge
Wenn Sie Tomaten im Gewächshaus ziehen, lassen Sie tagsüber die Fenster offen, damit Bienen und Hummeln die Blüten bestäuben können. Bei Nachtschattengewächsen wie der Tomate sitzen die Pollen fest verpackt in porösen Kapseln. Damit sie ihren Blütenstaub freigeben, kann man immer wieder an den Pflanzen rütteln. Im Freiland übernimmt diese Arbeit der Wind. Bei Temperaturen über 30 Grad oder hoher Luftfeuchtigkeit verklebt jedoch der Pollen, dann hilft auch das Rütteln nicht.