Amaryllis-Samen selbst aussäen: So wird's gemacht

Wenn Ihre Amaryllis nach dem Verblühen Samen gebildet hat, können Sie diese ganz leicht selbst aussäen und daraus neue Pflanzen ziehen. Wie Sie dabei richtig vorgehen, lesen Sie hier.

Amaryllis Samen aussäen

Amaryllis-Samen keimen relativ schnell, wenn sie direkt nach der Ernte ausgesät werden

Wenn die Blüten der prächtigen Amaryllis welken, bilden die Pflanzen manchmal Samenkapseln – und viele Hobbygärtner fragen sich, ob sie die darin enthaltenen Samen selbst aussäen können. Die gute Nachricht: Ja, das ist kein Problem, denn Amaryllis-Samen keimen relativ schnell und absolut problemlos, sofern man bei der Aussaat richtig vorgeht und nicht allzu viel Zeit verliert.

Warten Sie nicht, bis die Samenkapsel komplett eingetrocknet ist und sich bereits öffnet, denn dann verstreuen sich die papierdünnen, flachen Samen auf dem Teppich oder der Fensterbank und lassen sich nur noch schwierig einsammeln. Besser ist es, wenn Sie die noch geschlossene Samenkapsel abschneiden, sobald sie sich leicht gelblich verfärbt. Öffnen Sie die Kapsel und streuen Sie die darin enthaltenen Samen zunächst auf einem Küchentuch aus. Anschließend sollte man sie direkt aussäen – werden sie zu trocken, verlieren sie ihre Keimfähigkeit.

Amaryllis-Samen aussäen: Schritt für Schritt
  1. Anzuchtschale mit nährstoffarmer Aussaaterde befüllen
  2. Amaryllis-Samen auf Oberfläche ausstreuen
  3. Samen dünn mit Sand übersieben
  4. Vorsichtig angießen
  5. Schale mit transparenter Haube abdecken
  6. Hell und warm aufstellen
  7. Schale regelmäßig lüften und Samen feucht halten
Blüte der Amaryllis, Ritterstern

Je nach Elternarten können auch die selbst gezogenen Nachkommen ungewöhnliche Blütenfarben aufweisen

Amaryllis-Samen sind eine Wundertüte

Wie die meisten Pflanzen sind auch die verschiedenen Sorten der Amaryllis spezielle Zuchtformen – sie lassen sich daher aus Samen nicht sortenecht vermehren. Die meisten der selbst gezogenen Pflänzchen fallen wieder in ihre Ursprungsform zurück, bilden also überwiegend rote Blüten. Was am Ende dabei herauskommt, hängt aber auch von den Elternarten ab: Haben sie unterschiedlich gefärbte und – im Idealfall – keine roten Blüten, tragen die Nachkommen vielleicht auch ungewöhnliche, vielleicht sogar mehrfarbige Blüten. Wurden die Samenanlagen von einer anderen Blüte derselben Pflanze bestäubt (Amaryllis sind selbstfruchtbar), fällt hingegen die genetische und damit auch farbliche Bandbreite der Nachkommen meist weniger spektakulär aus. Grundsätzlich ist bei allen Amaryllis jedoch das Gen für die rote Blütenfarbe recht dominant, da es sich hierbei um die Ursprungsfarbe der Wildart handelt.

Amaryllis-Blüten gezielt bestäuben

Indem Sie die Bestäubung selbst vornehmen, können Sie relativ sicher sein, dass die Mutterpflanze auch wirklich Samenkapseln bildet – Bienen und andere Insekten fallen als Bestäuber weitgehend aus, da sie im Zimmer eher selten vorkommen. Zudem können Sie so selbst festlegen, welche zweite Pflanze ihre Pollen spenden soll. Empfehlenswert ist es auf jeden Fall, eine Pflanze mit anderer Blütenfarbe als Pollenspender zu wählen, um möglichst viele Nachkommen mit besonderen Blütenfarben zu erhalten.

Samenkapsel der Amaryllis, Ritterstern

Nach der Blüte bildet die Amaryllis – bei erfolgreicher Bestäubung – Samenkapseln

So gehen Sie bei der Bestäubung vor:

  • Nehmen Sie mit einem Wattestäbchen oder einem feinen Haarpinsel Pollen von den Staubbeuteln einer Mutterpflanze, sobald sich die Blüten öffnen.
  • Betupfen Sie mit dem Wattestäbchen oder Pinsel die Blütenstempel einer zweiten blühenden Pflanze.
  • Entfernen Sie nach der Bestäubung alle Blütenblätter und stülpen Sie eine kleine Papiertüte über die bestäubten Blüten der Blütenkrone.
  • Verschließen Sie die Tüte unten mit Klebeband, sodass die Öffnung eng am Blütenschaft anliegt.
  • Sobald die Fruchtknoten anschwellen, entfernen Sie die Tüte wieder.

Amaryllis-Samen schnell aussäen

Nach dem Ernten der Samen füllen Sie eine Anzuchtschale mit nährstoffarmer Aussaaterde und streuen die Samen auf der Oberfläche aus. Danach werden diese dünn mit Sand übersiebt. Gießen Sie die frisch ausgesäten Amaryllis-Samen mit einem Zerstäuber vorsichtig, aber gründlich an und decken Sie die Schale mit einer transparenten Kunststoffhaube ab. Anschließend stellen Sie das Gefäß an einem hellen, warmen Platz auf, lüften ab und zu und halten die Samen gleichmäßig feucht.

Aussaaterde feucht halten

Die frisch ausgesäten Amaryllis-Samen benötigen ausreichend Feuchtigkeit

Amaryllis-Samen keimen nur dann schnell und zuverlässig, wenn sie gleich nach der Ernte ausgesät werden. In der Regel können Sie schon nach gut einer Woche das erste zarte Grün entdecken. Sobald die ersten beiden länglichen Blättchen ein paar Zentimeter lang sind, werden die Jungpflanzen in kleine Einzeltöpfe pikiert und nach vier Wochen zum ersten Mal über das Gießwasser mit einem schwach dosierten, flüssigen Blumendünger versorgt. Wenn die Eisheiligen vorbei sind, sollten Sie die Pflänzchen auf dem Balkon oder der Terrasse weiterkultivieren – hier wachsen sie wesentlich zügiger als in der Wohnung. Stellen Sie sie an einen Platz ohne direkte Sonneneinstrahlung und achten Sie darauf, dass die Erde niemals austrocknet. Gedüngt wird bis Ende September weiterhin im drei- bis vierwöchigen Rhythmus.

Im Herbst haben die jungen Amaryllis-Pflanzen bereits kleine Zwiebelchen gebildet. Man lässt die Blätter der Sämlinge im Gegensatz zu den großen Amarylliszwiebeln jedoch nicht eintrocknen, sondern kultiviert die Pflanzen auch den Winter über im Haus durch, indem man sie weiterhin regelmäßig mit Wasser versorgt. Gedüngt wird im Winterhalbjahr allerdings äußerst sparsam.

In diesem Video zeigen wir Ihnen, wie Sie eine Amaryllis richtig pflanzen.
Credit: MSG

Im zweiten Frühling nach der Aussaat der Samen setzen Sie die jungen Amaryllis-Pflanzen in größere Töpfe um und stellen sie gegen Ende Mai wieder auf die Terrasse. Im Herbst holen Sie sie erneut rein und kultivieren sie einen weiteren Winter "grün" durch.

Gegen Ende der dritten Freiluftsaison – ab Anfang September – sollten Sie sich die einzelnen Zwiebeln genau anschauen. Alle, die jetzt mindestens tischtennisballgroß sind, können Sie zum ersten Mal eintrocknen lassen, indem Sie das Gießen einstellen und die Zwiebeln im Topf an einem kühlen Platz in Ihrer Wohnung lagern, sobald das Laub vergilbt ist. Sie werden anschließend wie die größeren Amarylliszwiebeln weitergepflegt: Topfen Sie sie im November erneut um und gießen Sie sie leicht an. Mit etwas Glück kommen die Pflanzen im Dezember jetzt zum ersten Mal zur Blüte – und Sie erfahren endlich, welche Blütenfarben die neuen Amaryllis in sich tragen. Wer weiß: Vielleicht ist ja sogar eine außergewöhnliche Pflanze dabei, die Sie als neue Sorte vermarkten können?

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