In Sorge um die Apfelernte

Beate Leufen-Bohlsen, Redakteurin bei MEIN SCHÖNER GARTEN, berichtet jeden Sonntag über ihre Erlebnisse im eigenen Garten und gewährt Ihnen einen Einblick in das Leben einer Gartenjournalistin.

Apfelbaum auf dem Betriebsgelände von Burda Offenburg

Auch die Apfelbäume auf dem Betriebsgelände des Burda-Verlags in Offenburg sind dieses Jahr nicht von Krankheiten verschont geblieben

Dieses Jahr muss man als Hobbygärtner starke Nerven haben. Vor allem, wenn man Obstbäume im Garten hat. Denn der späte Frost im Frühjahr hat an vielen Orten seine Spuren hinterlassen: Blüten sind erfroren oder zumindest stark geschädigt worden und daher tragen manche Bäume jetzt nur wenige, beschädigte oder gar keine Früchte.

MEIN SCHÖNER GARTEN-Redakteurin Beate Leufen-Bohlsen

MEIN SCHÖNER GARTEN-Redakteurin Beate Leufen-Bohlsen

Mein Apfel der Sorte ‘Rubinette’ steht im Garten zum Glück geschützt und hat wie jedes Jahr reichlich Früchte angesetzt – sehr zur Freude der Vögel, die lauthals zwitschernd auf den Zweigen sitzen und sich an den Äpfeln laben.
Aber die beiden Apfelbäume auf der Wiese neben unserem Redaktionsbüro (die Sortennamen sind leider nicht bekannt) machen einen nicht ganz so guten Eindruck. Beim genauen Betrachten habe ich die folgenden Schäden gefunden.

Apfelschorf

Auf den ersten Blick tadellos, zeigt sich bei einigen Früchten doch schon der Apfelschorf. Bei dieser häufigen Pilzerkrankung entstehen auf den Früchten anfangs kleine, runde, dunkle Flecken, die sich bis zur Ernte ausdehnen können. Bei einem starken Befall reißt die Fruchtschale schorfig auf. Die an vielen Sorten vorkommende Erkrankung ruft auch an den Blättern ein typisches Schadbild hervor: Es bilden sich hier graubraune Flecken mit samtigem Aussehen.

Apfel mit Schorffleck

Ein leichter Schorfbefall bei den Früchten ist tolerierbar. Geschmacklich sind keine größeren Einbußen zu erwarten, allerdings eignen sich die Äpfel kaum noch zum Einlagern

Da die Sporen im Frühjahr und Frühsommer nur bei Feuchtigkeit in die Blätter und Früchte wachsen können, sollte man die Baumkronen durch regelmäßige Auslichtungsschnitte luftdurchlässig halten. Außerdem sollte man Falllaub und befallene Früchte vom Boden aufsammeln und entsorgen.

Apfelwickler

Außerdem ist der Apfelwickler am Werk gewesen, wie man an braunen Kotkrümeln, die am Bohrloch an der Schale haften, gut erkennen kann. Beim Aufschneiden der Früchte lassen sich Fraßgänge verfolgen, die bis ins Kerngehäuse reichen. In ihnen lebt die bis zwei Zentimeter lange, blassfleischfarbene "Obstmade". Der Wickler selbst ist ein unscheinbarer Kleinschmetterling. Die Bekämpfung des Apfelwicklers ist schwierig, zur Reduzierung des Befalls bietet sich ab Juni das Anlegen von Wellpappegürteln am Stamm unterhalb der Krone an. Eine nachhaltige Bekämpfung ist jedoch nur möglich, wenn man die Flugzeiten der Schmetterlinge mit speziellen Obstmadenfallen überwacht. Zeitlich darauf abgestimmt behandelt man die Bäume dann mit biologischen Präparaten, die als Wirkstoff sogenannte Granulose-Viren enthalten. Diese infizieren bei Kontakt die Obstmaden und töten sie ab. Befallene Früchte pflückt man am besten gleich und entsorgt sie über den Hausmüll, damit sich die Falter nicht verbreiten können.

Schaden durch Apfelwickler

Apfelwickler-Larven ("Obstmaden") gehören zu den wichtigsten Schädlingen am Apfel

Bemerkt man den Schaden erst an reifen Äpfeln, schneidet man befallene Stellen einfach heraus – der Rest der Früchte kann bedenkenlos verzehrt werden.

Frostschäden

Was auf den ersten Blick wie ein großflächiger Schorfbefall aussieht, ist wohl doch eher auf die ungewöhnlichen Witterungseinflüsse im Frühjahr zurückzuführen. Denn Spätfröste und Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt können an der Fruchtschale Veränderungen hervorrufen wie zum Beispiel breite Frostgürtel mit Rissen, die sich um die ganze Frucht ziehen und sie mitunter sogar einschnüren können. Zudem kann man an manchen Sorten Korkstreifen erkennen, die sich von der Blüte bis zum Stiel erstrecken und die an dieser Stelle auch das Fruchtwachstum einschränken.

Typische Symptome für Frostschäden am Apfel

Monilia-Fruchfäule

Leider liegen bereits im August einige Früchte auf dem Boden und faulen. Die ringförmigen, gelblich-braunen Schimmelpolster deuten auf einen Befall mit einem Pilz hin, der Monilia-Fruchtfäule. Die Sporen dringen über Wunden (oder die Bohrlöcher des Apfelwicklers) in den Apfel ein und zerstören das Fruchtfleisch, das sich dann braun verfärbt. Um die Ausbreitung einzudämmen, sammelt man die Früchte regelmäßig ein und entsorgt sie über den Haus- oder Biomüll.

Apfel mit Monilia-Fruchtfäule

Fallobst und von Krankheiten oder Schädlingen befallene Früchte sollten Sie frühzeitig aus dem Garten entfernen, um die Ausbreitung verschiedener Krankheiten zu reduzieren

Tipp: Entfernen Sie beim Schnitt Ihrer Obstbäume die eingetrockneten Früchte aus dem Vorjahr (Fruchtmumien) und entsorgen Sie sie in der Biotonne. Sie können Monilia-Erreger beherbergen, die Fruchtinfektionen beim Apfel und Spitzendürre bei Kirschbäumen verursachen. Die Sporenlager sind auf den Früchten in cremefarbenen Ringen angeordnet. Die Sporen werden im Frühjahr durch den Wind verbreitet.

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