Bienen
Die Bedeutung der Bienen für die Natur und den Menschen ist enorm. Wir stellen das wertvolle Insekt und seine Lebensweise vor, geben Tipps zum Imkern und verraten, wie jeder die Honigbienen aktiv unterstützen kann.
Die Honigbiene
Spricht man von Bienen, meint man meist die Honigbienen. In Europa handelt es sich dabei um die Westliche Honigbiene oder Europäische Honigbiene (Apis mellifera). Honigbienen sind staatenbildende Insekten, die alleine nicht überleben können. Ein Staat besteht fast ausschließlich aus weiblichen Bienen, die männlichen Bienen, die Drohnen, bilden weniger als 10 Prozent. Insgesamt bilden bis zu 40.000 Bienen ein Bienenvolk.
Bienen werden bereits seit Tausenden von Jahren von Menschen gezüchtet und liefern wertvolle Erzeugnisse, allen voran natürlich den köstlichen Honig. Aber auch Wachs, Propolis und Gelee Royale haben wir den Bienen zu verdanken. In der Natur übernehmen die Insekten eine lebenswichtige Aufgabe: Sie bestäuben Pflanzen. Ein einziges Bienenvolk kann an einem Tag bis zu zehn Millionen Blüten aufsuchen.
Lebenszyklus
Der Lebenszyklus der Bienen beginnt damit, dass die Königin Eier legt: Aus befruchteten Eiern wachsen weibliche Arbeiterinnen heran, aus unbefruchteten männliche Drohnen. Schlüpft aus dem Ei eine Made, wird sie in den ersten Tagen von den Arbeiterinnen mit besonders nahrhaftem und kräftigendem Gelee Royale, das ansonsten der Königin vorbehalten ist, versorgt. So nimmt die Made schnell an Gewicht zu und häutet sich mehrmals. Hat sie etwa das 500-Fache ihres ursprünglichen Gewichts erreicht, verschließen die Arbeiterin die Wabenzelle mit Wachs und die Made verpuppt sich. Diese sogenannte Puppenruhe dauert je nach Biene unterschiedlich lange: Bei Königinnen acht Tage, bei Arbeiterinnen 12 und bei Drohnen 15 Tage. Danach häutet sich die Puppe ein letztes Mal und fertig ist die Biene, wie wir sie kennen. Nun nimmt jede die Rolle ein, die ihr im Bienenstock zufällt, ist Arbeiterin, Drohne oder Königin.

Bienen lassen sich optisch gut unterscheiden: Links eine Drohne, in der Mitte die Königin und rechts eine Arbeiterin
Bienenvolk
Der Staat, zu dem sich ein Bienenvolk zusammenschließt, funktioniert wie ein gut geöltes Uhrwerk. Jedes Mitglied hat klar definierte Aufgaben und nimmt einen festen Platz innerhalb der Gesellschaft ein. Die Kommunikation untereinander basiert auf Pheromonen, also hormonellen Botenstoffen, die jede Biene absondert. Außerdem führen Bienen spezielle "Tänze" auf, die bestimmte Aktionen einleiten und ebenfalls der Verständigung dienen.
Ein Bienenvolk, der Fachmann sagt "Bien", besteht aus:
Königin
Jedes Bienenvolk hat nur eine Königin, die einen ganz speziellen Duft ausströmt, der den gesamten Staat zusammenhält. Sie ist mit 18 bis 22 Millimeter größer als alle anderen Bienen im Stock und wird mit fünf bis sieben Jahren auch deutlich älter. Sie kann als Einzige Eier legen und ist somit die "Mutter" aller Bienen innerhalb eines Staates. Während der Hauptbrutzeit, die von April bis Juni dauert, legt sie bis zu 2.000 Eier am Tag. Die Königin ernährt sich ausschließlich von Gelee Royale. Da sie den Stock bis auf einen kurzen "Hochzeitsflug" zu Beginn ihres Lebens nicht mehr verlässt, sind ihre Flügel und Augen nicht so stark ausgebildet wie die der anderen Bienen. Während dieses Ausflugs, der etwa zwei Wochen nach ihrer Geburt stattfindet, lässt sich die Königin von bis zu 20 Drohnen begatten. Von diesem Moment an kann sie bis zu ihrem Lebensende sowohl befruchtete als auch unbefruchtete Eier legen. Die zweite Variante, die sogenannte Jungfernzeugung (Parthenogenese), ist in der Natur sehr selten und dient dazu, ausreichend Drohnen im Bien zu haben. Stirbt eine Königin frühzeitig, legt eine Arbeiterin ein Ei, aus dem dann die nächste Königin heranwächst: Ein bemerkenswertes Phänomen, das den Fortbestand des Volkes sichert.
Drohnen
Die Lebensaufgabe der Drohnen ist es, vereinfacht gesagt, die Jungköniginnen zu begatten. Eine Drohne wird zwischen 15 und 17 Millimeter groß, hat keinen Stachel, aber kräftige Flügel und sehr große Facettenaugen, mit denen sie perfekt sehen kann. Drohnen gehen nicht auf Futtersuche, sondern bleiben im Stock, wo sie sich von den Arbeiterinnen mit Nahrung versorgen lassen. Von Mai bis Juni allerdings verlassen sie ihr Zuhause und machen sich auf die Suche nach Jungköniginnen, die dann ebenfalls ausschwärmen. Nach der Paarung sterben sie. Hat keine Paarung stattgefunden, kehren die Drohnen zum Stock zurück, wo sie bis zum Herbst verbleiben und dann von den Arbeiterinnen vertrieben werden. Sich selbst, den kalten Temperaturen und den zahllosen Fressfeinden schutzlos ausgeliefert, sterben sie schnell. Die durchschnittliche Lebenserwartung einer Drohne liegt zwischen wenigen Wochen und einem knappen halben Jahr.
Arbeiterinnen
Arbeiterinnen sind unfruchtbare Bienen-Weibchen, deren gesamtes Leben aus Arbeit besteht. Sie werden 12 bis 15 Millimeter groß und besitzen kräftige Mundwerkzeuge (Mandibeln). Man unterscheidet zwei Arten von Arbeiterbienen:
- Sommerbienen: im Zeitraum vom Frühjahr bis zum Spätsommer geboren, Lebensdauer etwa 40 Tage
- Winterbienen: zwischen August und Oktober geboren, Lebensdauer zwischen sechs und acht Monaten
Ihre Aufgaben bestehen darin, den Stock sauber zu halten, die Brut aufzuziehen, Futter für alle Bienen heranzuschaffen, also auszufliegen und Nektar und Pollen zu sammeln, den Stock und die Nahrungsvorräte zu bewachen und vor Eindringlingen zu schützen sowie die Königin im Winter zu umsorgen. Ihre wichtigste Funktion in der kalten Jahreszeit ist es, den Stock warm zu halten.

Die Arbeiterinnen unter den Bienen sind für die Nahrungssuche zuständig und sammeln fleißig Nektar und Pollen
Bedeutung der Bienen
Bienen sind maßgeblich an der Produktion von Nahrungsmitteln beteiligt. Sie sind unersetzbare Bestäuber, ohne die es das meiste Obst und Gemüse sowie viele Pflanzen überhaupt nicht gäbe. Ohne sie wäre ein Großteil der Blütenbestäubung unmöglich. Es fände keine Übertragung von Blütenpollen zwischen weiblichen und männlichen Pflanzen statt, also auch keine Vermehrung. Und die Mehrheit aller Pflanzen ist auf diese Art von Fremdbestäubung angewiesen, vor allem unter den Nutzpflanzen. Experten gehen davon aus, dass circa 75 Prozent der Ernte entfallen würden, wenn es keine Bienen mehr gäbe. Daneben sind Bienen, wie alle Insekten, Nahrung für andere Tiere, sodass sie zu einem ausgewogenen Verhältnis der Arten in der Natur beitragen.
Bienensterben
Bereits seit einigen Jahren ist ein allgemeiner Rückgang der Insekten zu beobachten. Seit kurzem ist der Insektenschwund wissenschaftlich erwiesen und auch das Bienensterben ist in aller Munde. Dieses ist zum einen auf die Varroa-Milbe (Varroa destructor) zurückzuführen, einen Parasiten, der weltweit Bienenstöcke ausrottet. Für diesen wurde mittlerweile zum Glück ein Wirkstoff entdeckt. Zum anderen grassiert ein neues Phänomen unter den Bienenvölkern: die Colony Collapse Disorder (CCD). Das an sich natürliche Verhalten der Bienen, bei Krankheit ihr Volk zu verlassen, hat sich mittlerweile zu einer Art Massenflucht gewandelt, bei der die Bienen scheinbar grundlos ihren Stock verlassen. Ein Problem, das vor allem in den USA auftritt.

Imker müssen ihre Bienen regelmäßig auf Milbenbefall kontrollieren
Alles in allem machen den Bienen eingeschleppte Parasiten ebenso zu schaffen wie der Einsatz von Pestiziden, Insektiziden und Pflanzenschutzmitteln in der industriellen Landwirtschaft. Erste Erfolge wurden kürzlich mit dem europaweiten Verbot von zumindest einigen nachweislich bienenschädlichen Neonicotinoiden erzielt. Außerdem schwinden mit den zunehmenden Monokulturen und den fehlenden Brachen und Freiflächen die natürlichen Lebensräume und auch die Nahrungsquellen der Bienen.
Bienenfreundliche Pflanzen
Ein Glück, dass jeder Gartenbesitzer mit insektenfreundlichen Beeten, aber auch jeder Balkongärtner mit bienenfreundlichen Balkonblumen aktiv etwas für die Bienen tun kann! Honigbienen sind – ganz anders als die Wildbienen – bei ihrer Nahrungssuche nämlich nicht sehr wählerisch. Wer also bei der Pflanzenauswahl geschickt vorgeht, unterstützt die Insekten und bietet ihnen wertvolle Nahrung rund ums Jahr.
Sogenannte bienenfreundliche Pflanzen oder Bienenweiden sind in nahezu jeder Pflanzengruppe zu finden, sei es unter den Stauden und Gehölzen, den Nutzpflanzen oder den einjährigen Sommerblumen. Sie zeichnen sich durch einen hohen Nektar- und/oder Pollengehalt aus und besitzen Blüten, die weit geöffnet, ungefüllt und somit für die Insekten gut erreichbar sind. Wichtig bei einem bienenfreundlich gestalteten Garten oder Balkon ist es weiterhin, dass man auf gestaffelte Blütezeiten setzt, also sowohl Frühblüher als auch Sommer- und Winterblüher pflanzt. Und natürlich eine große und abwechslungsreiche Pflanzenvielfalt.

Viele Krokusse sind Frühblüher und stellen schon zeitig im Jahr eine wertvolle Nahrungsquelle für Bienen dar
Erfahren Sie in unserem Podcast alles über Insektenstauden
Wildbienen und Honigbienen sind vom Aussterben bedroht und brauchen unsere Hilfe. Mit den richtigen Pflanzen auf dem Balkon und im Garten leisten Sie schon einen wichtigen Beitrag, um die Nützlinge zu unterstützen. Unsere Redakteurin Nicole Edler hat sich deshalb mit Dieke van Dieken in dieser Podcast-Folge von "Grünstadtmenschen" über Insektenstauden unterhalten. Gemeinsam geben die beiden wertvolle Tipps, wie Sie Zuhause ein Paradies für Bienen schaffen können. Hören Sie rein.
Bienenfreundliches Gärtnern
Neben der richtigen Pflanzenauswahl kommt es natürlich auch darauf an, seinen Garten naturnah zu gestalten und im Einklang mit der Natur zu gärtnern. Bienenfreundliches Gärtnern bedeutet dabei in erster Linie den völligen Verzicht auf chemische Mittel. Setzen Sie in Ihrem Bienengarten lieber auf alte Hausmittel oder Jauchen sowie eine biologische Art der Schädlingsbekämpfung.
Imkern im Garten
Bienen werden bereits seit gut 8.000 Jahren von Menschen domestiziert. Während die Zahl der Imker in den letzten Jahrzehnten rückläufig war, steigt sie nun erfreulicherweise wieder. Dies erklärt sich mit der erhöhten Sensibilisierung für die Bedeutung der Bienen aufgrund des erschreckenden, weltweiten Bienensterbens. Sowohl in der Stadt als auch auf dem Land interessieren sich immer mehr, auch junge Leute für das Imkern und die Bienenhaltung und leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Rettung der Insekten. Gleichzeitig profitieren sie natürlich auch von den leckeren Erzeugnissen der Bienen. Anleitung zum Imkern im eigenen Garten erhält man von erfahrenen Profi-Gärtnern und Imkerverbänden, aber auch online oder über verschiedene, auch staatlich-geförderte Kampagnen.