Um Schädlinge und Krankheiten in Schach zu halten, brauchen Sie keine Chemie. Auch mit biologischem Pflanzenschutz lassen sich die meisten Probleme im Garten lösen.

Gesteinsmehl ist ein toller und vor allem biologischer Pflanzenschutz, da es den Boden verbessert. Durch die enthaltenen Mineralien und Spurenelemente wird die Widerstandskraft der Pflanzen gestärkt
Immer mehr Hobbygärtner bevorzugen einen biologischen Pflanzenschutz, denn auch im Garten ist "Bio" ein wichtiges Thema. Menschen meiden ganz bewusst Chemie im Alltag und kaufen Waren biologischer Herstellung und Herkunft – sei es bei Lebensmitteln, Textilien, Kosmetikprodukten oder eben Pflanzenschutzmitteln. Wir haben für Sie zehn Tipps zusammengestellt, die zeigen, wie einfach es ist, biologischen Pflanzenschutz im Garten umzusetzen.
Wer lieber auf biologischen Pflanzenschutz anstatt auf herkömmliche Pflanzenschutzmittel setzen möchte, sollte generell auf Chemie im Garten verzichten. Wesentlich umweltfreundlicher ist es, biologisch abbaubare Produkte zu verwenden, Nützlinge zu fördern und die Pflanzen gegen Krankheiten und Schädlinge von innen heraus zu stärken.
1. Stäuben statt spritzen
Biologische Pflanzenschutzmittel wie Gesteinsmehl und Algenkalk stehen bei Bio-Gärtnern hoch im Kurs. Die über den Boden gestreuten und leicht eingeharkten Mehle reichern die Erde mit verschiedenen Mineralstoffen und Spurenelementen wie Selen oder Eisen an. Wendet man diesen biologischen Pflanzenschutz regelmäßig an, steigert das die Aufnahme dieser Stoffe durch die Pflanzen und erhöht deren Widerstandsfähigkeit. Stäubt man das feine Pulver direkt über Blätter und Triebe, suchen sich fressende Insekten, beispielsweise Kartoffelkäfer oder Kohlweißlingsraupen, andere Opfer. Auch Sternrußtau an Rosen oder Sellerie-Blattflecken kann man damit vorbeugen. Achtung: Eine zu häufige Anwendung behindert jedoch die Photosynthese.
Podcast hören: Biologischer Pflanzenschutz
Die neue Podcast-Folge dreht sich rund um die biologische Schädlingsbekämpfung. Im Gespräch mit Nicole Edler verrät der Pflanzenarzt und Gartenexperte René Wadas seine besten Tricks für selbstgemachte Hausmittel gegen allerlei Plagegeister im Garten. Außerdem gibt er konkrete Tipps, wie man mit Schädlingen wie Blattläusen, Schnecken oder Ameisen natürlich umgehen kann.
2. Biologischer Pflanzenschutz durch Nützlinge

Natührlicher geht's nicht: Nützlinge wie die Marienkäfer-Larve sind ein wunderbarer biologischer Pflanzenschutz
Wer auf biologischen Pflanzenschutz im Garten setzt, kommt an Nützlingen nicht vorbei. Denn nützliche Insekten wie Schwebfliegen, Ohrwürmer und ihr Nachwuchs verhindern, dass Läuse und andere Schadinsekten überhandnehmen. Zu den effektivsten Jägern gehört der Marienkäfer. Bieten Sie den Glückskäfern natürliche Verstecke zum Überwintern an, etwa einen "vergessenen" Laubhaufen. Im Frühjahr heften die Käfer ihre gelben Eigelege an die Unterseite der Blätter. Die bis zu acht Millimeter langen, schwarzen, orange getupften Larven ("Blattlauslöwen") verzehren während ihrer Entwicklungszeit bis zu 600 Läuse, Spinnmilben und junge Wanzen.
Praxis-Video: So bauen Sie ein Quartier für Ohrwürmer
Mit einem speziellen Unterschlupf können Sie dafür sorgen, dass sich auch die nützlichen Ohrwürmer in Ihrem Garten ansiedeln. Im folgenden Video zeigen wir Ihnen, wie Sie ein solches Ohrenkneifer-Versteck ganz einfach selbst bauen können.
3. Mehltaubefall im Obstgarten biologisch behandeln
Echter Mehltau gehört zu den häufigsten Pflanzenkrankheiten. Der Pilz befällt meist Gurken, Zucchini und Salat, Rosen und Rittersporn. Apfelbäume werden bereits im Frühjahr beim Austrieb infiziert. Knospen und junge Blätter wirken wie mit Mehl überpudert, bei starkem Befall sterben die Triebspitzen ab. Wer einen biologischen Pflanzenschutz im Garten umsetzten möchte, sollte deshalb entweder mehltaufeste Sorten wählen oder bei den ersten Anzeichen im Abstand von 14 Tagen mehrmals Präparate mit Netzschwefel spritzen (zum Beispiel "Bio-Mehltau frei").

Der Echte Mehltau tritt gerne bei warmem und feuchtem Wetter auf
4. Die Packungsangaben beachten
Wer auf biologischen Pflanzenschutz wert legt, sollte auch Bio-Spritzmittel nicht bedenkenlos anwenden. Lesen Sie die auf der Packung angegebene Konzentration, die empfohlene Zahl von Anwendungen und die Spritzabstände bitte sorgfältig und halten Sie diese unbedingt ein. Das gilt besonders für natürliche Pflanzengifte, etwa Extrakte des indischen Neems oder den aus einer bestimmten Chrysanthemenart gewonnenen Wirkstoff Pyrethrum. Beide Stoffe schädigen bei direktem Kontakt auch nützliche Insekten, etwa Schmetterlingsraupen, Hummeln und Bienen.
5. Biologischer Pflanzenschutz mit Homöopathie
Was sich bei Menschen und Tieren bewährt hat, wird nun auch im Garten eingesetzt. Werden homöopathische Mittel im biologischen Pflanzenschutz eingesetzt, können sie Schädlinge vertreiben und Pflanzen zu mehr Wuchskraft verhelfen. Calendula C 30 (6 Kügelchen/30 Liter Wasser) soll die Wurzelbildung von Jungpflanzen fördern. Fertigpräparate wie Homöopathisches Pflanzenelixier wird ebenfalls über das Gießwasser verabreicht, Rosenelixier regt die Blütenbildung bei Rosen an und soll auch Erdbeeren zu einem reichen Fruchtansatz verhelfen.
6. Keine Angst vor dem Buchsbaumzünsler
Ein unscheinbarer, graubrauner Falter namens Buchsbaumzünsler und seine gefräßigen Raupen lassen immer wieder Besitzer sorgfältig in Form geschnittener Buchskugeln und Beetumrandungen aus Verzweiflung zu harter Chemie greifen. Das Absammeln der Zünslerraupen ist nur bei kleineren Einzelgehölzen machbar. Für Meisen und Wespen sind die Schädlinge willkommenes Eiweißfutter, bei einer richtigen Invasion werden sie der Plage aber kaum Herr. Eine zuverlässige Wirkung erzielen Sie mit Bacillus-thuringiensis Präparaten (zum Beispiel "Neudorff Xentari Raupenfrei"). Das für Menschen, Vögel und die meisten Nützlinge ungefährliche Boden-Bakterium lässt die Raupen innerhalb weniger Tage absterben. Anwendung: Ab Schlupf der ersten Raupen spritzen und dabei die Blätter und Triebe auch im Inneren der Sträucher gut benetzen.
7. Schnecken den Appetit verderben
Bei der Bekämpfung der schlagkräftigen Schleimer gerät man rasch ins Hintertreffen – doch es gibt einen Pflanzenschutz-Trick, der rein biologisch ist: Wirksam ist das Auslegen von Brettern als Tagesversteck und regelmäßiges Einsammeln der Schnecken. Das erfordert natürlich Zeit und ist nicht jedermanns Sache: Wer um gefährdete Pflanzen Schneckenkorn streut, sollte Präparate mit dem Wirkstoff Eisen-III Phosphat wählen. Das Ködergranulat wirkt als Fraßstopp und ist unbedenklich für Haustiere, Igel und schneckenfressende Vögel.
8. Grüne Kraft: Pflanzen helfen Pflanzen

Beinwell beugt Pilzbefall vor
Selbst angesetzte Pflanzenauszüge werden oft als Dünger eingesetzt – doch die Naturapotheke hält auch einige Kräuter parat, die sich im biologischen Pflanzenschutz einsetzen lassen. Geht es um die Bekämpfung von Schädlingen und Pflanzenkrankheiten, hat jedes Kraut sein Spezialgebiet: Echter Beinwell beugt Pilzbefall vor, Kamille schützt Gemüse, Erdbeeren und Zierpflanzen vor Wurzelfäule. Brennnessel-Spritzbrühe vertreibt Blattläuse, mit Wermut bekämpft man Brombeermilben und Gemüsefliegen. Rainfarn wird als Gießmittel angewendet und verhindert die Ansiedlung von Ameisen. Herstellung der Brühen: Circa 1 Kilo frisches Kraut in 10 Liter Wasser 12 bis 36 Stunden ziehen lassen, abseihen und verdünnt ausbringen (100 bis 200 Milliliter auf 1 Liter Wasser).
9. Vlies und Netze im biologischen Pflanzenschutz einsetzen
Mit Vlies und engmaschigen Obstschutz- oder Gemüseschutznetzen können Sie empfindliche Kulturen oder Jungpflanzen vor Spätfrost, Starkregen und Zugluft schützen. Außerdem verwehren Sie Lauchmotten, Möhren-, Kohl- oder Zwiebelfliegen sowie Kohlmotte und weiteren Schadinsekten den Zutritt. Das funktioniert aber nur, wenn die Abdeckung sofort nach der Aussaat oder Pflanzung aufgelegt wird. Außerdem müssen Sie darauf achten, dass an den Rändern keine Schlupflöcher entstehen. Tipp zum Abdecken kleinkroniger Obstbäume und Beerensträucher: Verwenden Sie möglichst immer weiße Netze, unter schwarzem Gewebe droht ein Hitzestau. Und: Legen Sie die Netze erst dann auf, wenn die Blüten bereits bestäubt und die ersten kleinen Früchte zu sehen sind.
10. Schädlinge auf biologische Art in die Falle locken

Mit einer Klebefalle im Obstbaum gehen Ihnen die Schädlinge buchstäblich auf den Leim
Mit Lockstoffen (Pheromonen) und Klebefolie bestückte Fallen fangen männliche Falter von Apfel- und Pflaumenwickler ab und verhindern so die Befruchtung der Weibchen. Gelbtafeln ziehen die Kirschfruchtfliege an, Kirschessigfliegen fängt man in Bechern, die mit einer Fangflüssigkeit befüllt werden. Mit diesen Fangmethoden lässt sich der Madenbefall der Früchte deutlich reduzieren. Richtige Pheromon-Fallen sollte man jedoch nicht direkt in die gefährdeten Pflanzen hängen, sondern mit etwas Abstand dazu. Am besten wirken Lockstoff-Fallen – beispielsweise für den Buchsbaumzünsler – als Indikator, um den Beginn des Falterflugs anzuzeigen. So lässt sich je nach Schädlingsart der optimale Bekämpfungstermin der Raupen ermitteln.