Bauerngartenblumen und Kräuter bezaubern mit üppiger Blütenpracht. Damit nicht genug: Sie locken Insekten als Bestäuber in den Garten, schützen Obst und Gemüse vor Schädlingsbefall und sichern so die Ernte – sie sind also ein blühender Pflanzenschutz.

Bauerngartenblumen schützen Obst und Gemüse vor Schädlingsbefall und sichern die Ernte
Es genügt nicht, das Gemüse mit Sorgfalt anzubauen. Man hat die Pflicht, es entsprechend seinen Farben anzuordnen und mit Blumen einzurahmen." Die Anweisung für die Gestaltung eines Klostergartens aus dem 15. Jahrhundert ist heute so aktuell wie damals. Und was wäre ein Küchen- oder Bauerngarten ohne Rosen und Ringelblumen?
Agrar-Wissenschaftler haben nun nachgewiesen, dass sogenannte Blühstreifen neben Weizenfeldern nicht nur Spaziergänger erfreuen, sondern auch die Erträge erheblich steigern. Der bunte Saum bietet mit seinem Pollen- und Nektarangebot Marienkäfern, Raubwespen und vielen anderen Nützlingen Nahrung. Schädlinge sind in der Nachbarschaft der Naturstreifen dagegen kaum zu finden. Wer sich diesen Effekt auch beim Anbau von Obst und Gemüse zunutze macht, kann auf andere Pflanzenschutzmaßnahmen weitgehend verzichten.
- Kapuzinerkresse
- Kornblume
- Lavendel
- Pechnelke
- Schafgarbe
- Ringelblume
- Zinnie
- Vergissmeinnicht
Sommerblumen aus der Familie der Korbblütler wie Kokardenblume und Sonnenhut gelten dazu als wahre Muntermacher für den Boden. Die rasch wachsenden Pflanzen überziehen die Fläche in kurzer Zeit wie ein Teppich und lassen selbst hartnäckigen Unkräutern wie Giersch, Kriechendem Hahnenfuß und Franzosenkraut wenig Chancen. Tagetes, Zinnien und Ringelblumen können noch mehr: Sie locken im Boden überdauernde Stängel- und Wurzelälchen an und töten sie ab, sobald diese in ihre Wurzeln eindringen.
Rosen und Lavendel (links) sind eine beliebte Kombination. Ameisen meiden die Nähe der herb duftenden Halbsträucher und die wenigen Läuse, die sich dennoch auf den Rosenblättern ansiedeln, werden von den Meisen in Schach gehalten. Ringelblumen (rechts) lassen im Boden überdauernde Fadenwürmer absterben, bevor sich diese über die Wurzeln von Zwiebeln, Tomaten und Kartoffeln hermachen. Zwischen die Reihen gesät, wirkt die beliebte Heilpflanze wie eine Bodenkur.
Die Schadbilder der Störenfriede an den Gemüsepflanzen werden oft mit Nährstoffmangel verwechselt, denn die Verursacher sind mit bloßem Auge nicht zu erkennen. Bei Möhren welkt plötzlich das Laub und die Wurzeln werden beinig, bei Zwiebel verbräunen die Triebspitzen, Kartoffeln und Tomaten kümmern. Bei Verdacht sollte man nicht lange herumrätseln, sondern dem Spuk durch die Einsaat einer besonders wirkungsvollen Samenmischung aus mehreren Abwehrpflanzen ein Ende bereiten (zum Beispiel Saatgutmischung "Boden-Therapie").
Wie lockt man nützliche Insekten an?

Eine Nützlingswiese mit Kornblumen, Schafgarbe, Dill und Lichtnelken erfüllt auch im Kleinformat ihren Zweck. Die Nektarpflanzen locken Nützlinge an, die den ebenfalls in Töpfen gezogenen Buschtomaten, Hängeerdbeeren und Küchenkräutern die Schädlinge vom Leib halten
Doldenblütler wie Dill und Koriander erweisen sich indirekt als Schädlingsschreck. Die blühenden Kräuter locken unzählige Schwebfliegen an. Für den Nachwuchs der harmlosen Flugkünstler sind die Läusekolonien an jungen Bohnen- oder Erbsentrieben geradezu ein gefundenes Fressen. Während der Entwicklung vertilgt eine einzige Larve bis zu 700 der lästigen Blattsauger.
Kapuzinerkresse ist universell einsetzbar. Als Bodendecker auf der Baumscheibe von Obstgehölzen schlägt sie Blutläuse in die Flucht und vertreibt die Weißen Fliegen aus dem Gewächshaus. Im Gemüsebeet entfalten die Pflanzen eine große Anziehungskraft auf den Kohlweißling. Vom starken Senföl-Geruch lassen sich die weiblichen Falter täuschen und legen ihre Eier auf den Kresseblättern ab. So sichert man das Überleben des schönen Schmetterlings, ohne dass man sich über Raupenfraß und unappetitliche Kotknöllchen an Wirsing und Grünkohl ärgern muss.
Blühender Pflanzenschutz: Mit diesen Blumen schützen Sie Ihren Garten vor Schädlingen

Welche natürlichen Feinde haben Schädlinge?
Fressfeinde fördern ist die beste Strategie, um Schädlingen in naturnahen Gärten einen Platzverweis zu erteilen. Schlupfwespen ernähren sich von Nektar und anderen süßen Pflanzensäften. Ihr Nachwuchs bevorzugt eiweißreiche Kost, wie Läuse, Fruchtfliegen oder andere Schadinsekten. Die Wespe platziert ihre Eier mit einem langen Legestachel direkt in der tierischen Nahrungsquelle. Innerhalb weniger Tage entwickeln sich aus den wohlgenährten Larven neue Wespen. Zurück bleibt die leere Hülle des Wirts.
Marienkäfer und ihre Larven können in kurzer Zeit nicht nur ganze Läusekolonien vernichten, Wissenschaftler haben entdeckt, dass die Käfer ihrer Beute sogar Angst einjagen. Bei ihrem Anblick sondern die Läuse Duftstoffe (Pheromone) ab, mit denen sie ihre Artgenossen warnen. Je mehr davon in der Luft liegen, desto schneller machen sich die Schädlinge auf den Rückzug.
Blühende Beet-Nachbarn für Obst und Gemüse
Pflanze | Wirkung | Anmerkungen |
---|---|---|
Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus) |
vertreibt Blattläuse an Obstgehölzen und Weiße Fliegen. Fangpflanze für Bohnenläuse und Kohlweißlinge, unterdrückt Wurzelunkräuter wie Giersch | im Mai auf die Baumscheibe oder den Beetrand säen. Im Gemüsegarten, z.B. als Beipflanzung zu Knollen-Fenchel und Sellerie, nicht rankende Sorten wählen |
Kornblume (Centaurea cyanus) |
lockt Gallwespen und andere natürliche Feinde von Kohlweißling und Kohleule an | besonders wirkungsvoll in Samenmischungen für Blühstreifen, zusammen mit Buchweizen und Futter-Wicke |
Lavendel (Lavandula angustifolia) |
Ameisen, Läuse, Erdflöhe und Wanzen meiden langfristig die Nähe der Sträucher | Hybrid-Züchtungen (Zierlavendel) enthalten weniger ätherische Öle, deshalb ist der Abwehreffekt schwächer |
Pechnelke (Silene viscaria) |
steigert die Widerstandskraft aller Beet-Nachbarn, insbesondere von Busch- und Stangenbohnen | Der aus den Samen gewonnen Auszug enthält pflanzliche Hormone, die das Wurzelwachstum fördern |
Schafgarbe (Achillea millefolium) |
lockt Marienkäfer an und fördert Wachstum und Widerstandskraft aller Gemüse | steigert den Gehalt ätherischer Öle in Heil- und Würzkräutern, z.B. Salbei, Minze und Thymian |
Ringelblume (Calendula officinalis) |
dezimiert Wurzelälchen und Drahtwürmer, vertreibt Kartoffelkäfer und Kohlmottenschildlaus | als Nektar- und Pollenspender für Nützlinge nur ungefüllte Sorten und Auslesen verwenden |
Zinnie (Zinnia angustifolia und Z. elegans) |
vernichtet schädliche Wurzelälchen (Nematoden) und gilt als Schmetterlingsmagnet | Vorkultur im Topf ab März, Direktsaat zwischen die Gemüsereihen frühestens Anfang Mai, als Nektarlieferant bevorzugt ungefüllte Sorten aussäen |
Vergissmeinnicht (Myosotis sylvatica) |
vertreibt Himbeerkäfer und Erdbeer-Blütenstecher | im Frühjahr als Einfassung für das Erdbeerbeet und großflächig auf die Himbeerdämme pflanzen |
Erfahren Sie in unserem Podcast alles rund um den biologischen Pflanzenschutz
Sie haben Schädlinge im Garten oder Ihre Pflanze ist von einer Krankheit befallen? Dann hören Sie jetzt in diese Folge vom Podcast "Grünstadtmenschen" rein. Nicole Edler hat sich mit Pflanzenarzt René Wadas unterhalten, der nicht nur spannende Tipps gegen Schädlinge jeglicher Art gibt, sondern auch weiß, wie man Pflanzen ganz ohne Chemie heilt.