Die Geschichte der Rose
Mehr als 30.000 Rosensorten gibt es heutzutage. Die Blüten sind einfach oder gefüllt, es gibt sie in zahlreichen Farben und Duftnuancen. Wir haben historische Fakten und Interessantes über die "Königin der Blumen" zusammengetragen.

Die Rose ist eine der geschichtsträchtigsten Blumen
Mit ihren zart duftenden Blüten ist die Rose eine Blume, die von zahlreichen Geschichten, Mythen und Sagen umrankt ist. Als symbol- und geschichtsträchtige Blume hat die Rose seit jeher Menschen in ihrer Kulturgeschichte begleitet. Dazu kommt, dass die Rose eine nahezu unüberblickbare Vielfalt aufweist: So gibt es über 200 Arten und bis zu 30.000 Sorten – Zahl steigend.
Zentralasien wird als die ursprüngliche Heimat der Rose angesehen, weil von dort die frühesten Funde stammen. Die älteste bildliche Darstellung, nämlich Rosen in ornamentaler Form, stammt aus dem Haus der Fresken nahe Knossos auf Kreta, wo das berühmte "Fresko mit dem blauen Vogel" zu sehen ist, das etwa vor 3.500 Jahren geschaffen wurde.

Die "Königin der Blumen" – diesen Titel bekam die Rose von der griechischen Dichterin Sappho im Jahre 600 v. Chr. Schon damals regte die dornige Schöne die Fantasie der Poeten an
Auch bei den alten Griechen wurde die Rose als besondere Blume wertgeschätzt. Sappho, die berühmte griechische Dichterin, besang im 6. Jahrhundert v. Chr. die Rose bereits als "Königin der Blumen", zudem wurde die Rosenkultur in Griechenland auch bei Homer (8. Jahrhundert v. Chr.) beschrieben. Theophrast (341–271 v. Chr.) unterschied bereits zwei Gruppen: die einfach blühenden Wildrosen und die gefüllt blühenden Arten.
Ursprünge: Die Wildrose
Die Wildrose kam ursprünglich nur auf der nördlichen Erdhalbkugel vor. Fossile Funde lassen darauf schließen, dass die Ur-Rose bereits vor 25 bis 30 Millionen Jahren auf der Erde blühte. Wildrosen sind ungefüllt, blühen einmal im Jahr, besitzen fünf Blütenblätter und bilden Hagebutten aus. In Europa findet man von den 120 bekannten Arten etwa 25, in Deutschland ist die Hundsrose (Rosa canina) die häufigste.

Die Hundsrose (Rosa canina) ist in unseren Breitengraden die am häufigsten vorkommende Wildrose
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Die ägyptische Königin Kleopatra (69–30 v. Chr.), deren Verführungskünste in die Geschichte eingingen, hatte ebenfalls eine Schwäche für die Königin der Blumen. Auch im alten Ägypten war die Rose der Liebesgöttin, in diesem Falle Isis, geweiht. Die für ihre Extravaganzen berüchtigte Herrscherin soll ihren Geliebten Marcus Antonius in der ersten Liebesnacht in einem Gemach empfangen haben, das knietief mit Rosenblüten bedeckt war. Er musste quasi durch ein Meer von duftenden Rosenblüten waten, bevor er seine Angebetete erreichte.
Rosen bei den Römern
Unter den römischen Kaisern erlebte die Rose eine Blütezeit – im wahrsten Sinne des Wortes, da vermehrt Rosen auf Feldern großflächig kultiviert und für unterschiedlichste Zwecke, etwa als Glücksbringer oder als Schmuck, verwendet wurden. So soll auch Kaiser Nero (37–68 n. Chr.) einen wahren Rosenkult praktiziert und die Wasser und Ufer mit Rosen bestreuen lassen haben, sobald er zu "Lustfahrten" aufbrach.
Rosen im Mittelalter

Dem unglaublich verschwenderischen Umgang der Römer mit Rosen folgte eine Zeit, in der die Rose vor allem bei Christen als Sinnbild für Genusssucht und Laster und als heidnisches Symbol galt. In dieser Zeit fand die Rose eher als Heilpflanze Verwendung. Im Jahr 794 verfasste Karl der Große eine Landgüterverordnung über den Anbau von Obst-, Gemüse-, Heil- und Zierpflanzen. Alle Höfe des Kaisers waren verpflichtet, bestimmte Heilpflanzen anzubauen. Zu den wichtigsten gehörte die Apothekerrose (Rosa gallica ‘Officinalis’): Von ihren Blütenblättern über die Hagebutten und Hagebuttensamen bis hin zur Rosenwurzelrinde sollten die verschiedenen Bestandteile der Rose gegen Entzündungen an Mund, Augen und Ohren helfen sowie das Herz stärken, die Verdauung fördern und Kopf-, Zahn- und Magenschmerzen lindern.

Tinkturen, Parfums und andere kosmetische Produkte werden aus den Blütenblättern der Rose seit langer Zeit gewonnen
Im Laufe der Zeit wurde der Rose auch unter Christen eine positive Symbolik zugedacht: Seit dem 11. Jahrhundert ist der Rosenkranz bekannt, eine Gebetsübung, die bis heute an den besonderen Stellenwert der Blume im christlichen Glauben erinnert.
Im Hochmittelalter (13. Jahrhundert) wird in Frankreich der "Roman de la Rose" publiziert, eine berühmte Liebesgeschichte und ein einflussreiches Werk der französischen Literatur. In ihm ist die Rose Zeichen des Weiblichen, der Liebe und des wahren Gefühls. Mitte des 13. Jahrhunderts beschrieb Albertus Magnus in seinen Schriften die Rosenarten Weiße Rose (Rosa x alba), Wein-Rose (Rosa rubiginosa), Feldrose (Rosa arvensis) und Varietäten der Hunds-Rose (Rosa canina). Er glaubte, dass alle Rosen vor dem Tode Jesu weiß gewesen seien und sich erst durch das Blut Christi rot gefärbt hätten. Die fünf Blütenblätter der gewöhnlichen Rose versinnbildlichten demnach die fünf Wundmale Christi.
In Europa fanden sich währenddessen hauptsächlich drei Rosengruppen, die zusammen mit der Hundertblättrigen Rose (Rosa x centifolia) sowie der Hundsrose (Rosa canina) als Urahnen gelten und als "alte Rosen" verstanden werden: Rosa gallica (Essigrose), Rosa x alba (Weiße Rose) und Rosa x damascena (Öl-Rose oder Damaszener-Rose). Sie alle haben einen strauchigen Wuchs, mattes Laub und volle Blüten. Von den Damaszener-Rosen heißt es, sie seien von den Kreuzrittern aus dem Orient mitgebracht worden, ebenso sollen die Essigrose und die Alba-Rose ‘Maxima’ auf diesem Weg nach Europa gekommen sein. Letztere ist auch als Bauernrose bekannt und wurde gern in ländlichen Gärten gepflanzt. Ihre Blüten wurden oft als Kirchen- und Festschmuck verwendet.
Die Rose bekennt Farbe

Die Rosa foetida ist eher etwas fürs Auge denn für die Nase
Als im 16. Jahrhundert die Gelbe Rose (Rosa foetida) aus Asien eingeführt wurde, stand die Rosenwelt Kopf: Die Farbe war eine Sensation. Schließlich kannte man bislang nur weiße oder rote bis rosafarbene Blüten. Leider hatte diese gelbe Neuheit eine unerwünschte Eigenschaft – sie stank. Der lateinische Name spiegelt dies wider: "foetida" bedeutet "die Stinkende".
Chinesische Rosen sind sehr zierlich, nicht gefüllt und spärlich belaubt. Nichtsdestotrotz waren sie von großer Wichtigkeit für die europäischen Züchter. Und: Sie hatten einen ungeheuren Wettbewerbsvorteil, denn die Chinesischen Rosen blühen zweimal im Jahr. Diese Eigenschaft sollten neue europäische Rosensorten auch besitzen.
18. und 19. Jahrhundert: Beginn der Zucht und "Rosen-Boom"
Einen "Rosen-Hype" gab es Anfang des 19. Jahrhunderts in Europa. Man hatte entdeckt, dass sich Rosen über geschlechtliche Vereinigung von Blütenstaub und Stempel vermehren. Diese Erkenntnisse lösten einen wahren Züchtungs- und Vermehrungsboom aus. Hinzu kam die Einführung der mehrmals blühenden Teerosen. So gilt das Jahr 1867 als Einschnitt: Alle danach eingeführten Rosen werden als "moderne Rosen" bezeichnet. Denn: Jean-Baptiste Guillot (1827–1893) hatte die Sorte ‘La France’ gefunden und eingeführt. Sie wurde lange als erste "Teehybride" bezeichnet.

Die Sorte ‘Chaux d’Hollande’ gehört zu den Zentifolien
Auch zu Anfang des 19. Jahrhunderts machten die Chinesischen Rosen ihren vollen Einfluss auf die heutige Rosenzucht geltend. Zu dieser Zeit erreichten nämlich – relativ unbeachtet – vier China-Rosen das britische Festland: ‘Slater’s Crimson China’ (1792), ‘Parson’s Pink China’ (1793), ‘Hume’s Blush China’ (1809) und ‘Park’s Yellow Tea-scented China’ (1824).
Überdies hatten Holländer, die heute vor allem für ihre Tulpen berühmt sind, ein Händchen für Rosen: Sie kreuzten Wildrosen mit Damaszener-Rosen und entwickelten daraus die Zentifolien. Der Name leitet sich aus ihren üppig gefüllten Blüten ab: Centifolia steht für "hundertblättrig". Zentifolien waren nicht nur bei Rosenliebhabern wegen ihres betörenden Duftes beliebt, sondern bahnten sich durch ihre Schönheit auch einen Weg in die Kunst. Eine Mutation der Zentifolien ließ Blütenstiele und Kelch wie von Moos bewachsen aussehen – die Moos-Rose (Rosa x centifolia ‘Muscosa’) war geboren.
1959 zählte man bereits über 20.000 anerkannte Rosen-Sorten, deren Blüten immer größer und Farben immer außergewöhnlicher wurden. Heute sind neben Aspekten der Ästhetik und des Dufts vor allem Robustheit, Krankheitsresistenz und Haltbarkeit der Rosen-Blüten wichtige Züchtungsziele.

Symbolik der Rose bis heute
Auch im 20. Jahrhundert und bis heute ziehen sich unzählige Rosen-Motive wie ein roter Faden durch Kunst, Musik und Literatur. Die Schriftstellerin Gertrude Stein (1874–1946), prägte den Satz "Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose", um den nicht enden wollenden Zauber der Blume und ihre Wirkung auf Menschen auszudrücken. "Für mich soll’s rote Rosen regnen" sang einst Hildegard Knef und nicht zufällig heißt eine aktuelle Telenovela über Frauen und deren Beziehungsgeflechte "Rote Rosen". Und was die Sprache der Blumen angeht, ist die rote Rose noch immer DAS Symbol für die Liebe schlechthin.