Disteln: Stachelig, aber schön
Disteln haben wegen ihrer Stacheln einen schlechten Ruf. Doch es gibt von ihnen ausgesprochen dekorative Arten, die in keinem Blumenbeet fehlen sollten. Wir stellen die schönsten Zier-Disteln vor.

Zur Blütezeit lockt der Mannstreu (Eryngium) zahlreiche Insekten an
Disteln werden oft als Unkraut abgetan – zu Unrecht, denn viele Arten und Sorten haben nicht nur wunderschöne Blüten, sondern benehmen sich im Staudenbeet auch ausgesprochen zivilisiert. Zudem bringt ihr meist silbriger oder bläulicher Schimmer Abwechslung in das grüne Blätterkleid der Staudenbeete. Disteln sind außerdem pflegeleicht, robust und kommen mit Trockenheit und magerem Boden gut zurecht. Sie blühen im Sommer, doch auch außerhalb der Blütezeit sind sie hübsch anzusehen, vor allem im Winter, wenn Raureif die Samenstände zum Funkeln bringt oder ihnen der Schnee eine weiße Mütze aufsetzt. Ihren Platz im Staudenbeet, Kies- oder Steingarten haben sie sich jedenfalls redlich verdient.
- Da Disteln warme und sonnige Standorte bevorzugen, kommen sie sehr gut mit mageren Böden und Trockenheit zurecht.
- Zu den Disteln gehört eine Vielzahl von Gattungen. Dank ihres ausdrucksstarken Aussehens lassen sich die verschiedenen Disteln gut mit anderen Stauden kombinieren.
- Nicht nur die Blüten der Disteln sind außergewöhnlich. Auch die Samenstände sind im Winter ein echter Hingucker im Blumenbeet.
- Blühende Disteln sind wahre Insektenmagnete und sind somit eine wichtige Nahrungsquelle. Im Winter freuen sich Vögel über die Samen der Blütenstände.
- Dank ihrer ausgefallenen Blüten eignen sich Disteln auch für tolle Blumenarrangements.
Was sind Disteln?
Der Begriff "Distel" umfasst viele stachelige Pflanzen unterschiedlicher Gattungen. Während Kugeldisteln (Echinops) und Mannstreu (Eryngium) als Stauden jedes Jahr neu austreiben, sind Ringdisteln (Carduus), Kratzdisteln (Cirsium), Silberdisteln (Carlina acaulis) und Eselsdisteln (Onopordum) kurzlebige Gäste im Garten. Im ersten Jahr wachsen die sogenannten Zweijährigen zu einer Blattrosette heran, im folgenden Jahr blühen sie und gehen danach ein. Sie lassen sich gut aus Samen ziehen oder sorgen selbst durch Aussaat für Nachwuchs. Trotz der kurzen Lebensdauer erreichen manche von ihnen erstaunliche Größen. Die Eselsdistel zum Beispiel wird über zwei Meter hoch. Von bestechender Schönheit ist die Kardendistel, die viel zu selten gepflanzt wird.

Raureif verzaubert die Samenstände der Elfenbein-Distel (Eryngium giganteum)
Der richtige Standort für Disteln
Alle Disteln sind Sonnenanbeter. Und fast alle ziehen einen eher trockenen und mageren Standort vor. Hier ist auch der Farbton blauer Arten am schönsten. Eine Ausnahme ist aber zum Beispiel die Purpur-Kratzdistel, die es feuchter mag. Der Alpen-Mannstreu bevorzugt frischen, humus- und nährstoffreichen Boden.
Wie pflanzt man Disteln richtig?
Räumen Sie großen Disteln genügend Platz im Blumenbeet ein und pflanzen Sie diese am besten nicht an den Wegrand – so kommen Sie nicht unfreiwillig mit den stacheligen Gesellen in Berührung. 70 Zentimeter Abstand darf man bei einer Kugeldistel oder dem Agavenblättrigen Mannstreu einplanen. 40 bis 50 Zentimeter Luft bis zum Nachbarn brauchen die kleineren Mannstreu. Wie viele Disteln versamen sie sich sehr gut selbst. Diese Eigenschaft kann man nutzen und die Natur für sich gärtnern lassen. Oft entstehen so die schönsten Gartenbilder.

Neben Schmucklilien, Schafgarben und Ehrenpreis sind die Blüten der Elfenbeindistel ein echter Hingucker
Die besten Pflanzzeiten für die staudigen Kugel- und Edeldisteln sind Frühjahr und Herbst. Die zweijährigen Arten sät man im Sommer oder Spätsommer – am besten an Ort und Stelle, denn die langen Pfahlwurzeln lassen sich schlecht verpflanzen. Disteln sind weder für Krankheiten noch für Schädlinge besonders anfällig und brauchen im Übrigen keine spezielle Pflege. Ist der Boden sehr lehmig, sollte man die Pflanzstelle etwa zwei Spaten tief ausheben, den Boden gründlich lockern und mit grobem Splitt oder Kies vermischen. Zurückschneiden sollte man sie erst im März, denn im Herbst und Winter geben sie den kahlen Staudenbeeten Struktur.
In Szene gesetzt: Pflanzpartner für Disteln

Gut kombiniert: Flachblättriger Mannstreu ‘Blauer Zwerg’ (Eryngium planum), Scheinsonnenhut und Ziergräser
Disteln sind ausdrucksstarke Pflanzen, die nicht nur mit ihren Blüten, sondern mit ihrem gesamten Wuchs die Blicke auf sich ziehen. Wie bereits oben erwähnt, stechen besonders blaue Arten an sonnigen Standorten hervor. Blautöne heben sich kontrastreich voneinander ab, wenn sich die Blütenformen stark unterscheiden. So sticht zum Beispiel der stahlblaue Mannstreu (Eryngium x zabelii) aus Lavendel hervor. Alle Disteln eignen sich besonders für sonnige, trockene Plätze wie Kies- oder Präriebeete. Pflanzen mit großen Blüten wie Sonnenhut, Scheinsonnenhut, Schafgarbe, Bart-Iris oder Mädchenauge bilden ein schönes Gegengewicht. Dazu passen Duftnessel, Blauraute und andere Pflanzen mit Blütenkerzen. Mit ihrem hellen Grüngelb sind auch Wolfsmilch-Arten gute Partner – ihr Laub passt perfekt zum Stahlblau der Edeldisteln. Neben den eher starren Disteln sorgen Ziergräser für Leichtigkeit. Ähnliche Ansprüche wie Kugel- und Edeldistel haben zum Beispiel Blauschwingel, Federgras, Moskitogras oder Zittergras.

Die Elfenbeidistel 'Ghost’ erzielt zusammen mit dem Seifenkraut ‘Max Frei’ eine tolle Wirkung im Beet
Dagegen sticht die Elfenbeindistel (Eryngium giganteum) durch die dekorativ kegelförmigen Blütenköpfe über silbrig-weißen Hüllblättern zum Beispiel zwischen Schafgarbe, Ehrenpreis oder Schmucklilie ins Auge. Solche Silberlaubigen Disteln lieben übrigens sonnige Plätze auf einem eher trockenen, mageren Boden. Im Kiesgarten fühlt sich die Sorte ‘Silver Ghost’ zwischen Seifenkraut ‘Max Frei’ wohl. Durch Selbstaussaat sorgt die zweijährige Distelart für ihr Fortbestehen. Das funktioniert auf offenen Böden besonders gut.
Disteln stehen auch bei Insekten und Vögeln hoch im Kurs

Hummeln & Co. lieben nicht nur Kugeldisteln – alle Arten sind ausgezeichnete Insektenmagnete
Nicht nur optisch sind Disteln eine Bereicherung für den Garten. Disteln sind bienenfreundliche Pflanzen und eine wertvolle Nektarquelle für Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten. Wenn man also etwas für den Insektenschutz tun möchte, findet man wohl kaum eine ergiebigere Staude – die Blüten ziehen Insekten magisch an.

Mit seinem langen Schnabel pickt der Stieglitz die Samen aus den Blütenständen der Distel
In den kalten Monaten freuen sich auch Vögel über die unzähligen Samen in den verwelkten Blütenkörben. Der Stieglitz trägt seinen zweiten Namen "Distelfink" nicht von ungefähr. Oft kann man ihn dabei beobachten, wie er akrobatisch auf einem Blütenkopf sitzt und die Samen mit seinem langen Schnabel herauszieht. Disteln sind seine Hauptnahrung. Und nicht nur die Samenstände und Blüten der unterschiedlichsten Distelarten sind für eine Vielzahl von Nützlingen interessant: Die Blätter dienen vielen Schmetterlingsraupen wie dem Distelfalter als Futter. Später im Jahr suchen Insekten die hohlen Stängel als Winterquartier auf.
Distel: Von der Heilpflanze bis zur Schnittblume
Die Welt der Disteln hat noch viel mehr zu bieten: Nicht nur wegen des dekorativ grün-weiß gesprenkelten Laubs ist die Mariendistel (Silybum marianum) gefragt. Die Samen dieser Distel setzt man als Lebermittel ein. Saflor (Carthamus tinctorius) liefert gesundes Saflor-Öl mit mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Die gelben Blüten ersetzen teuren Safran und färben Wolle und Seide. Die Silberdistel (Carlina acaulis) ist ein Wetterprophet: Bei schlechtem Wetter hält sie die Blüte geschlossen. Wie bei der zweijährigen Golddistel (Carlina vulgaris) sind die Blüten für die Trockenbinderei gefragt.
Disteln für Sträuße und Gestecke

Die Blütenköpfe verschiedener Distel-Arten lassen sich schön arrangieren
Die bizarren Blüten- und Fruchtstände der Disteln wecken die Fantasie von Floristen und Hobby-Dekorateuren. Man kann Distelblüten frisch in Sommerblumensträuße binden oder die Samenstände getrocknet für Gestecke verwenden. In der Adventszeit verhilft ihnen Metallic-Sprühfarbe zu edlem Glanz. Ein Tablett voll mit unterschiedlichen Blütenköpfen ist simpel, aber sehr wirkungsvoll. Schneiden Sie Kugeldisteln, bevor sich die ersten Blüten öffnen, und hängen Sie alle Disteln zum Trocknen kopfüber auf.
Edeldistel

Alpen-Mannstreu ‘Blue Star’ (Eryngium alpinum) hat im Vergleich zu Kugeldisteln eher kleine Blüten, dafür aber viele
Unter den Edeldisteln, auch Mannstreu genannt, findet man viele spannende Gartenformen. Bei ihnen setzt ein stacheliger Blätterkranz die Blütenköpfe in Szene. Besonders ausgeprägt ist er beim Alpen-Mannstreu (Eryngium alpinum). Ein Klassiker ist der Kleine Mannstreu ‘Blaukappe’ (Eryngium planum), das mit metallisch blauen Köpfen das Beet bereichert. Die Sorte wird etwa 70 Zentimeter hoch. Die Elfenbeindistel (Eryngium giganteum) ist etwa gleich groß, hat aber wesentlich größere, silbrige Blüten. Im Gegensatz zu den anderen Edeldisteln ist sie nur zweijährig. Alle Edeldisteln brauchen einen sonnigen Platz und durchlässigen, eher trockenen Boden.
Kugeldistel

Die Drüsenblättrige Kugeldistel (Echinops sphaerocephalus) trägt weiße Blütenkugeln mit leicht blaugrauem Schimmer
Kugeldisteln (Echinops) haben perfekt geformte Blütenbälle und können es mit jedem Zierlauch aufnehmen. Besonders bekannt ist Sorte ‘Taplow Blue’ (Echinops bannaticus), die etwa 120 Zentimeter hoch wird und sehr viele intensiv blaue Blütenkugeln hervorbringt. Eine gute Alternative in Weiß ist ‘Arctic Glow’ (Echinops sphaerocephalus). Besonders anspruchslos ist die etwas kleinere Ruthenische Kugeldistel Echinops ritro. Sie kommt selbst mit dem magersten Boden zurecht. Auf zu nährstoffreichen oder feuchten Böden sind alle Kugeldisteln wenig standfest, ein eher trockener, nährstoffarmer Boden hingegen ist ideal. Auf einem solchen Platz lassen sie sich wunderbar mit anderen trockenheitsliebenden Stauden wie Schafgarbe, Alant, Purpur-Witwenblume oder Schleierkraut kombinieren. Auch Gräser wie Blauschwingel oder Federgras sind tolle Partner.
Purpur-Kratzdistel

Purpur-Kratzdistel (Cirsium rivulare)
Diese Distel tanzt ein wenig aus der Reihe. Schon ihr dunkelroter Farbton ist ungewöhnlich. Während die meisten Disteln trockene Böden bevorzugen, hat es die Purpur-Kratzdistel (Cirsium rivulare), die natürlich an Bachufern und Nasswiesen vorkommt, gerne feuchter. Auch ist sie erstaunlich wenig kratzig für eine Distel. Die Wildart versamt stark, für den Garten sollten Sie deshalb die sterile Sorte ‘Atropurpureum’ wählen. Passende Partner, die ebenfalls feuchten Boden brauchen sind Sumpfdotterblume, Felberich und Wiesen-Iris. Von den Blüten profitieren Gärtner und Hummeln: Weil sie steril sind, blühen sie besonders lange und enthalten viel Nektar für summende Nützlinge.
Mariendistel

Mariendistel (Silybum marianum)
Die weiß geaderten Blätter machen die etwa 150 Zentimeter hohe Mariendistel (Silybum marianum) zur ungewöhnlichen Blattschmuckpflanze. Im zweiten Jahr zeigt sie magentafarbene Blüten, danach geht sie ein. Zur Weiterkultur kann man einige Samen sammeln. In der Regel sorgt die Mariendistel aber selbst für Nachwuchs – oft sogar reichlich. Überzählige Keimlinge sollte man aus seinen Beeten entfernen, bevor sie stachelige Blätter bekommen. Die Mariendistel ist eine alte Nutz- und Heilpflanze. Sowohl die Blätter als auch Wurzel und Blüten sind essbar. Viel wichtiger ist aber heute der in den Samen enthaltenen Wirkstoffkomplex Silymarin. Er kommt bei Leberbeschwerden zum Einsatz. Ihren Namen trägt die Mariendistel übrigens, weil ihr auffälliges weißes Muster auf den Blättern der Legende nach von der Milch der Jungfrau Maria stammt. Da wundert es nicht, dass der Pflanze nachgesagt wird, den Milchfluss stillender Mütter anzuregen.
Karde

Die Wilde Karde (Dipsacus fullonum) ist eine wertvolle Bienenweide und zählt zu den Disteln
Karden sind stattliche Pflanzen, die bis zu drei Meter hoch werden können. Dementsprechend groß sind auch ihre Blütenköpfe. Wie die Wilde Karde (Dipsacus fullonum) öffnen auch die anderen Arten ihre Knospen ringförmig. Bei der Weber-Karde (Dipsacus sativus) sind die Spitzen der Blütenköpfe widerhakenförmig gebogen. Diese kratzige Eigenschaft nutze man früher, um Stoffe aufzurauen und so geschmeidiger zu machen. Die Blütenköpfe wurden durchbohrt und in sogenannte Hand-Kratzen oder Kratzwalzen gespannt.
Disteln selbst heranzuziehen, macht Spass

Disteln, die sich aussäen lassen, hat unser Experte Georg Uebelhart im Sortiment seiner Firma Jelitto Staudensamen
Welche Disteln empfehlen Sie Einsteigern?
Eine leicht aus Samen ziehbare Sorte ist Eryngium ‘Blaukappe’. Die stahlblaue Echinops bannaticus ‘Blue Glow’ darf im Garten nicht fehlen. Und wer weiße Blüten liebt, nimmt Echinops niveus ‘Arctic Glow’.
Wie zieht man zweijährige Disteln wie die Elfenbeindistel heran?
Zweijährige Disteln eignen sich meist zur Direktsaat an Ort und Stelle zum Spätsommer oder im Frühjahr. Die Elfenbeindistel ist ein Kaltkeimer und sollte daher im Herbst gesät werden. Samen, die nicht sofort keimen, liegen gerne ein weiteres Jahr im Boden, um dann zu wachsen.
Und wie sät man Disteln aus?
Eine Handvoll Samen mit einem gezielten Wurf an die Stelle platzieren, wo die zweijährigen Disteln wachsen sollen. Es gilt zu beachten, die Aussaat über mindestens zwei Jahre vorzunehmen, um jedes Jahr Blüten zu erhalten, oder so lange, bis sich genügend Pflanzen angesiedelt haben.
Ist das Verpflanzen von Disteln schwierig?
Disteln bilden Pfahlwurzeln. Kleinere Sämlinge können vorsichtig verpflanzt werden. Je weniger die Wurzel verletzt wird, umso sicherer ist das Anwachsen. Nicht vergessen: Nach dem Pflanzen brauchen auch Disteln Wasser zum Einwurzeln.
Haben Sie als bekennender Distelfreund einen Liebling?
Ganz begeistert bin ich von einer noch kaum bekannten Gattung aus Afrika. Sie heißt Berkheya und hat für Disteln sehr große, sonnenblumenähnliche Blüten und sehr stacheliges Laub. Erstaunlicherweise sind Berkheya purpurea und Berkheya multijuga in Goldgelb bei uns sehr gut winterhart. Der Klimawandel könnte ihnen zusätzlich entgegenkommen.
Bildergalerie: Dekorative Disteln
