Echte Kamille
Matricaria chamomilla
Die Kamille wird seit Jahrhunderten für ihre beruhigende und schmerzlindernde Wirkung geschätzt. So pflanzen, pflegen und ernten Sie die Heilpflanze richtig.
Steckbrief
- Wuchstyp
-
- einjährig
- Wuchshöhe
- von 15 cm bis 50 cm
- Wuchsbreite
- von 10 cm bis 40 cm
- Wuchseigenschaften
-
- horstbildend
- locker
- buschig
- Blütenfarbe
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- gelb
- weiß
- Blütezeit (Monat)
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- Mai bis Juli
- Blütenform
-
- Blütenkörbchen
- Blattfarbe
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- grün
- Blattform
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- doppelt gefiedert
- dreifach gefiedert
- Licht
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- sonnig
- Bodenart
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- sandig bis lehmig
- Bodenfeuchte
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- trocken bis frisch
- ph-Wert
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- alkalisch bis schwach sauer
- Kalkverträglichkeit
-
- kalktolerant
- Nährstoffbedarf
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- nährstoffreich
- Humus
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- humusreich
- Zier- oder Nutzwert
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- Blütenschmuck
- Heilpflanze
- heimische Wildpflanze
- Verwendung
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- Blumenbeete
- Blumensträuße
- Blumenwiesen
- Böschungen
- Gruppenpflanzung
- Gartenstil
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- Apothekergarten
- Blumengarten
- Kräutergarten
- Naturgarten
Herkunft
Die Echte Kamille (Matricaria chamomilla, seltener Chamomilla recutita) gehört zur Familie der Korbblütler (Asteraceae). Der Gattungsname Matricaria geht auf die frühere Verwendung des Heilkrauts bei Menstruations- und Schwangerschaftsbeschwerden zurück. Auch der deutsche Name "Mutterkraut" weist auf diese Art der Verwendung hin. Der griechische Name "chamaimelon" bedeutet so viel wie Erdapfel und weist auf den apfelartigen Geruch der Heilpflanze hin. Schon die alten Ägypter kannten das Kraut und verehrten es als Blume des Sonnengottes. Im Spätmittelalter und in Kräuterbüchern von Klöstern wird stets die entzündungshemmende und heilende Wirkung der Pflanze beschrieben, die durchweg den Ruf als "gutes Kraut" genießt. So wurden unter anderem vor dem Johannistag, am 24. Juni, Kamillen-Sträußchen gebunden und verschenkt. Sie sollten vor Unglück und Schaden schützen. Lange Zeit steckte man bei der Heuernte einen Bündel Kamille in die erste Heu-Garbe, um Ungeziefer aus dem Getreide abzuhalten.
Ursprünglich in Südeuropa, im Mittelmeerraum und Kleinasien beheimatet, kommt die Kamille heute in ganz Europa vor. Wildwachsend sah man die Pflanze früher vor allem auf Schuttplätzen sowie an Acker- und Wegrändern. Aufgrund ihrer universellen Heilwirkung wird die Kamille auch großflächig als Kulturpflanze angebaut. Leicht verwechseln kann man die Echte Kamille mit den Arten der Gattung Hundskamille (Anthemis). Diese haben im Gegensatz zur Kamille einen strengen und scharfen Geruch.
Wuchs
Die Kamille ist eine einjährige, krautige und locker buschig wachsende Pflanze mit kurzen, dünnen Wurzeln und runden und dünnen Stängeln. Das Heilkraut erreicht Wuchshöhen zwischen 15 und 50 Zentimetern und eine Breite von 10 bis etwa 40 Zentimetern. Alle Pflanzenteile strömen den charakteristischen, leicht apfelarteigen Kamillegeruch aus.
Blätter
Die wechselständigen und dunkelgrünen Blätter an den ästig verzweigten Stängeln sind zwei- bis dreifach zart gefiedert und vier bis sieben Zentimeter lang.
Blüten
Von Mai bis Juli und August öffnen sich alle Blüten an den Enden der Stiele. Dann bildet die Pflanze Teilblütenstände mit Körbchenblüten aus. Diese haben einen Durchmesser von zwei bis drei Zentimetern. Die gelben Röhrenblüten in der Mitte sind von einem einfachen Kranz weißer Strahlenblütenblätter umgeben. Nach der Befruchtung durch Insekten hängen die weißen Blütenblätter nach unten. Der Körbchenboden ist anfangs flach, wölbt sich später kegelförmig und ist innen hohl. Kamille bildet schmale, hellbraune Samen aus.

Die Blüten der Kamille nach der Bestäubung
Standort
Im Garten gedeiht die Kamille gut an einer sonnigen und warmen Stelle.
Boden
Was den Boden und den Nährstoffgehalt angeht, ist die Kamille recht anspruchslos. Idealerweise sollte der Boden tiefgründig und eher trocken sein, denn Staunässe bekommt der Pflanze nicht gut. In der Natur findet man die Kamille häufig am Wegesrand.
Pflanzung
Sie können Kamillensamen im Fachhandel kaufen und ab April in Reihen mit 30 bis 40 Zentimeter Abstand aussäen. Da die winzigen Samen Lichtkeimer sind, dürfen sie nach der Saat nicht mit Erde bedeckt werden. Leichtes Andrücken genügt. Alternativ können Sie die Saat auch breitwürfig ausstreuen. Bereiten Sie das Beet mit reichlich Kompost vor und lichten Sie die Pflanzen später auf mindestens 20 Zentimeter Abstand aus.
Pflege
Einmal angewachsen ist die Kamille äußerst anspruchslos. Nach der Blüte können Sie die Pflanzen gegebenenfalls zurückschneiden, um neue Triebe zu fördern.

Wenn die Köpfchen der Kamille fast verblüht sind, können sie geerntet werden
Sobald die Köpfchen zu zwei Dritteln verblüht sind, können Sie diese absammeln. Die Pflanze bildet dann neue Sprosse, an denen wieder Blüten entstehen. So können Sie die Kamille mehrmals im Jahr ernten. Die Kamillenblüten, die ätherische Öle, Flavonoide, Bitterstoffe, Cumarine und Gerbstoffe enthalten, lassen sich frisch und getrocknet verwerten. Trocknen sollte man die Kamille sehr luftig und bei nicht allzu hoher Temperatur. Am besten eignet sich ein luftiger und schattiger Ort.
Kamille als Heilpflanze
Seit jeher werden die Kamillenblüten wegen ihrer entzündungshemmenden, krampflösenden, beruhigenden und antibakteriellen Wirkung verwendet. Nicht zuletzt gilt die Kamille als natürliches Antibiotikum. Die Blüten kommen sowohl bei Magen-Darm-Problemen, Erkältungen, Sonnenbrand, Entzündungen der Augen, der Haut und der Schleimhaut zum Einsatz und verschaffen Linderung. Aus getrockneten Kamillenblüten können Sie einen Tee aufbrühen, der ungesüßt getrunken wird und bei Schmerzen im Magen-Darm-Bereich sowie Übelkeit hilft. Nehmen Sie dazu einen Teelöffel getrocknete Blüten für eine Tasse kochendes Wasser und lassen Sie den Tee kurz ziehen, bevor Sie die Blüten abseihen. Lauwarm und in kleinen Schlucken getrunken lindert Kamillentee auch Menstruationsbeschwerden und Entzündungen im Mund- und Rachenraum.

Kamillentee hilft unter anderem bei Magen-Darm-Beschwerden
Dadurch, dass die Inhaltsstoffe mild sind, ist Kamillentee auch für Kinder geeignet. Äußerlich helfen Wickel und Umschläge aus Kamillenblüten-Aufgüssen bei Wunden und entzündlichen Stellen am Körper. Auch Kamillensalben sind äußerlich beruhigend bei Wunden und kleinen Entzündungen. Eine Kamillen-Handcreme pflegt und schützt die Hände. Die Blütenköpfchen werden gerne als Badezusatz, für Potpourris, Haarspülungen, Shampoo und Seifen verwendet.
Tipp: Inhalieren mit Kamillenblüten
Sie brauchen dazu folgende Zutaten:
• 1 Handvoll frische oder getrocknete Kamillenblüten
• Kamillen-Tinktur (aus der Apotheke, Reformhaus oder selbst hergestellt)
Zubereitung: Streuen Sie die Blüten in heißes, nicht kochendes Wasser und geben Sie einige Tropfen Kamillen-Tinktur hinzu. Decken Sie Ihren Kopf und die Schüssel mit einem Handtuch ab und inhalieren Sie für 10 bis 15 Minuten. Die Anwendung hilft bei grippalen Infekten sowie Nasen- und Nebenhöhlen-Entzündungen. Das Inhalieren mit Kamillenblüten löst zähen Schleim, befeuchtet die Atemwege, verbessert die Atmung und lindert erkältungsbedingte Kopfschmerzen.
Vermehrung
Kamille lässt sich am besten über eine Aussaat im zeitigen Frühjahr vermehren.
Krankheiten und Schädlinge
Obwohl die Kamille relativ pflegeleicht ist, können als Krankheiten der Echte und der Falsche Mehltau auftreten. Bei zu feuchter Witterung kann es zu einem Befall mit anderen Pilzkrankheiten kommen. Als Schädlinge sind der Kamillenglattkäfer sowie der Kamillenstängelrüssler zu nennen. Die Larven fressen sich in Stängel und Blätter. Als Gegenmaßnahme können Sie bei einem großflächigeren Anbau die Pflanzen mit Netzen oder Vliesen abdecken und vorbeugend mit Pflanzenjauchen düngen.