Echte Zaunwinde
Calystegia sepium
Die Zaunwinde hat außer Waldrändern auch die Gärten für sich entdeckt. Dort umrankt sie alles, was sie der Sonne näherbringt. Wir stellen Calystegia sepium vor.
Steckbrief
- Wuchstyp
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- Kletterpflanze
- Staude
- Wuchshöhe
- von 100 cm bis 300 cm
- Wuchseigenschaften
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- Ausläufer
- Schlingtriebe
- Blütenfarbe
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- weiß
- Blütezeit (Monat)
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- Juni bis September
- Blütenform
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- Einzelblüte
- Trichter
- Blattfarbe
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- grün
- Blattform
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- dreieckig
- herzförmig
- Fruchtform
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- Kapsel
- Licht
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- sonnig bis halbschattig
- Bodenart
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- lehmig
- Bodenfeuchte
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- frisch bis feucht
- ph-Wert
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- schwach alkalisch bis schwach sauer
- Kalkverträglichkeit
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- kalktolerant
- Nährstoffbedarf
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- nährstoffreich
- Humus
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- humusreich
- Zier- oder Nutzwert
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- Blütenschmuck
- Giftigkeit
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- schwach giftig
- Winterhärte
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- winterhart
- Heilwirkung
- Heilpflanze
Lebensraum und Vorkommen
Die Zaunwinde oder Echte Zaunwinde (Calystegia sepium) kommt in gemäßigten bis subtropischen Gebieten fast auf der ganzen Welt vor: in Asien, Nordamerika und Nordafrika. In Europa findet man sie von den Kanarischen Inseln über den Mittelmeerraum bis nach Mitteleuropa. In den Alpen kommt sie nur bis in 900 Meter Höhe vor. Calystegia sepium wächst an den Ufern von Gewässern, in Auwäldern und an Waldrändern, nutzt gerne Zäune und Hecken als Kletterhilfen, egal ob in der freien Landschaft oder im Garten. Die Wildpflanze aus der Familie der Windengewächse (Convolvulaceae) ist unter anderem mit der Süßkartoffel und der Prunkwinde verwandt. Oft wird sie auch mit der Ackerwinde (Convolvulus arvensis) verwechselt, die aber eher auf trockeneren Brachflächen und Wiesen verbreitet ist.
Vermehrung und Ausbreitung
Die Wurzeln der Echten Zaunwinde reichen etwa 70 Zentimeter tief in den Boden. Weil diese unter der Erde vorankriechen, können sich die Pflanzen weitläufig verbreiten. Die Ausläufer bilden an ihren Enden kurze Sprossknollen, aus denen sich die Ableger entwickeln. Selbst kleinste Bruchstücke der Wurzeln wachsen zu neuen Winden heran. So können sich die Pflanzen durch Wühlmäuse oder auch durch Gartenarbeiten stark verbreiten. Die Geophyten überdauern den Winter mit ihren Rhizomen unter der Erde. Im Frühling schieben sich die Sprosse neu aus dem Boden.
Wuchs
Die mehrjährige Zaunwinde ist eine sommergrüne Liane. Ihre Sprossachsen winden sich bis drei Meter in die Höhe oder wachsen auch am Boden entlang. Auf dem Weg nach oben führen die Spross-Spitzen gegen den Uhrzeigersinn kreisende Bewegungen aus, um festen Halt zu finden. Für eine 360-Grad-Drehung brauchen sie etwa zwei Stunden. So umschlingen sie behände Pfosten, Gitter und andere Pflanzen.
Blätter
Die dunkelgrünen Blätter von Calystegia sepium sind entlang des Stängels nacheinander oder wechselständig angeordnet. Sie ähneln länglichen Dreiecken oder haben eine deutliche Herzform, an der Basis tief eingeschnitten. Sie können bis 15 Zentimeter groß werden. Wo die Zaunwinde stark wächst, erstickt sie andere Pflanzen regelrecht unter ihrem dichten Laubmantel und drückt sie dabei auch nieder.

Die Zaunwinde (Calystegia sepium) ist nicht in jedem Garten erwünscht. Das Wildkraut lässt sich nur schwer bekämpfen
Blüten
Typisch für alle Windengewächse sind die aus fünf Kronblättern verwachsenen, großen Trichterblüten. Bei der Echten Zaunwinde ist die Blüte schneeweiß, bis sechs Zentimeter breit und ohne Duft. Die Blüten der Pflanzen erscheinen von Juni bis September. Auch nachts bleiben sie weit geöffnet. Nur bei Regenwetter schließen sie sich und funktionieren so als wahre Wetterpropheten.
Früchte
Aus den Trichterblüten der Pflanzen entstehen erst grüne, später rascheltrockene Kapselfrüchte. In ihnen stecken zahlreiche, vier bis sechs Millimeter große, dunkelbraune Samen. Wenn die Früchte aufreißen, schüttelt der Wind sie heraus. In Ufernähe werden sie auch bei Überschwemmungen ausgespült. Sie können fast drei Jahre unbeschadet schwimmen, bis sie wieder an Land kommen.
Standort
Zaunwinden bevorzugen vollsonnige, mindestens halbschattige Lagen.
Boden
Am wohlsten fühlt sich die Echte Zaunwinde auf frischen, feuchten Böden im Garten, die sowohl leicht sauer als auch leicht basisch sein dürfen. Besonders ausgeprägt zeigt sich Calystegia sepium auf übermäßig stickstoffreichen Standorten. Salz verträgt die Pflanze nicht.
Ökologischer Wert
Die großen Trichterblüten der Zaunwinde sind ein Magnet für Schwebfliegen. Auch werden sie von Nachtschmetterlingen besucht. Vor allem der Windenschwärmer saugt mit seinem langen Rüssel den Nektar aus den Kelchen, meist von der Dämmerung bis Mitternacht. Er kommt nur im Sommer nach Mitteleuropa, ist sonst im Süden zu Hause. Auch seine Raupen ernähren sich von den Blättern der Zaunwinde.
Vorkommen im Garten
Wo es schnell große Flächen zu bedecken gilt, setzen manche Naturgärtner die Echte Zaunwinde gezielt in den Boden. In anderen Gärten aber hat sie sich als hartnäckiges Unkraut einen Namen gemacht. Es gelingt kaum, ihre Wurzeln vollständig aus dem Boden zu ziehen. Die Winde kann man nur mühsam aus der Wirtspflanze lösen, ohne diese zu verletzen. Um die Zaunwinde im Garten zu bekämpfen, sollten Sie die Triebe die ganze Saison lang am Grund abschlagen. Irgendwann sind die Reservestoffe in den Wurzelstöcken aufgebraucht, die Pflanzen treiben immer schwächer aus. Weitere Tipps zur Bekämpfung: Auch können Sie ganze Bereiche mit Pappe abdecken, die Sie unter Rindenmulch verbergen. Weil Zaunwinden viele Nährstoffe brauchen, sollten Sie an verunkrauteten Stellen keinen Kompost oder anderen stickstoffhaltigen Dünger in den nächsten Jahren verwenden.
Verwendung als Heilpflanze
Aufgrund ihres Gehalts an verschiedenen Glykosiden sind alle Teile der Zaunwinde leicht giftig. Im Mittelalter nutzten die Menschen die Pflanze als Heilmittel, heute ist sie in der Pflanzenheilkunde kaum noch bekannt. Wohl enthält sie außer den Glykosiden noch Flavonoide, Gerbstoffe und Mineralsalze. Diese Mischung zeigt bei Verstopfung, Fieber sowie Leber- und Gallenschwäche Wirkung. Manche Heilkundler verabreichen in diesen Fällen einen Sud aus den Blättern.