Engelwurz als Heilpflanze: Anwendung und Wirkung

Die Engelwurz ist eine traditionsreiche Heilpflanze. Extrakte aus der Wurzel kommen vor allem bei Verdauungsstörungen und -beschwerden zum Einsatz.

Echte Engelwurz (Angelica archangelica)

Die Echte Engelwurz (Angelica archangelica), auch Angelikawurzel genannt, wirkt heilsam bei Völlegefühl und Blähungen

Inhaltsverzeichnis

Welche Heilkraft besitzt Engelwurz?

Als Heilpflanze findet die Engelwurz vor allem bei Störungen des Verdauungstraktes Verwendung, außerdem stärken ihre Wirkstoffe das Immunsystem und kommen bei Erkältungen zum Einsatz. Hauptsächlich findet die Wurzel der Engelwurz in der Naturmedizin Verwendung. Wissenschaftler identifizierten darin etwa 60 Substanzen, hauptsächlich ätherische Öle, aber auch Furanocumarine wie Bergapten und Archangelicin, Cumarine sowie Flavonoide.

Wurzelauszüge der Engelwurz besitzen einen bitteren Geschmack, der zu einer vermehrten Ausschüttung von Magensäure, Gallensäure und Enzymen der Bauchspeicheldrüse führt. Dadurch wird beim Patienten der Appetit angeregt und die Verdauung angekurbelt. Zudem kann man einen krampflösenden Effekt beobachten, der vermutlich auf den Furanocumarinen beruht. Es handelt sich dabei um sekundäre Pflanzenstoffe, die Einfluss auf die Kalziumkanäle des vegetativen Nervensystems haben und dadurch entspannend auf die glatte Muskulatur wirken.

Engelwurzöl wird ebenfalls aus der Wurzel der Heilpflanze Engelwurz gewonnen und in Form von Balsam bei der Behandlung von Erkältungssymptomen wie Schnupfen und Husten eingesetzt. Auch Blätter und Samen der Engelwurz enthalten wirksame Inhaltsstoffe, doch wird ihre Anwendung von der Kommission E inzwischen negativ bewertet. Zur Info: Die Kommission E bezeichnet eine selbstständige, wissenschaftliche Sachverständigenkommission für pflanzliche Arzneimittel des ehemaligen Bundesgesundheitsamtes (BGA) und des heutigen Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) in Deutschland.

Wurzel der Echten Engelwurz

Die Wurzel der Echten Engelwurz ist reich an ätherischen Ölen und weiteren heilsamen Substanzen

Wie wird Engelwurz angewendet?

Zur Zubereitung einer Tasse Tee übergießt man einen Teelöffel zerkleinerte Angelikawurzel mit kochend heißem Wasser und lässt das Ganze zehn Minuten ziehen. Dann die Wurzeln abseihen. Zur Behandlung von Appetitlosigkeit und Verdauungsbeschwerden sollte man den Tee zwei- bis dreimal täglich eine halbe Stunde vor den Mahlzeiten trinken. Warten Sie, bis er eine angenehme Trinktemperatur erreicht hat, verzichten Sie auf Süßungsmittel und trinken Sie ihn in kleinen Schlucken. Neben einem selbst zubereiteten Tee eignen sich auch Fertigarzneimittel wie Tinkturen oder Fluidextrakte aus der Heilpflanze Engelwurz zur inneren Anwendung. Die Kommission E empfiehlt eine Tagesdosis von 4,5 Gramm der Droge beziehungsweise 10 bis 20 Tropfen ätherisches Öl.

Bei Säuglingen ab drei Monaten und Kleinkindern kommt Engelwurzöl bei der Behandlung von Erkältungssymptomen wie Schnupfen, Husten und Halsschmerzen zum Einsatz. Die ätherischen Öle der Engelwurz besitzen nachweislich wärmende, antiseptische, entspannende, abschwellende und auswurffördernde Eigenschaften. Eingearbeitet in einem Balsam wird dieses auf die Brust und den Rücken aufgetragen, bei Schnupfen auch auf die Nasenflügel. Es gilt die Empfehlung, den Balsam bei Säuglingen unter sechs Monaten nur sehr sparsam und ausschließlich auf dem Rücken anzuwenden.

Engelwurztee

Engelwurztee kann bei Verdauungsbeschwerden und Appetitlosigkeit gute Dienste leisten

Welche Nebenwirkungen kann Engelwurz auslösen?

Die im Wurzelextrakt der Heilpflanze enthaltenen Furanocumarine können die Haut lichtempfindlicher machen und damit Hautirritationen, ähnlich einem Sonnenbrand, hervorrufen. Meiden Sie daher nach der Einnahme von Engelwurz-Präparaten vorsichtshalber die Sonne. Insbesondere bei der Anwendung von Engelwurzbalsam bei Säuglingen und Kleinkindern gilt es, sie vor Sonnenlicht zu schützen und ihre Hautreaktion genau zu beobachten.

Was sollte man bei der Anwendung von Engelwurz beachten?

Personen, die an einem Magen-Darm-Geschwür leiden, dürfen Präparate oder Zubereitungen aus der Engelwurz nicht anwenden, ebenso sollten Schwangere und Stillende auf sie verzichten.

Wo bekommt man Engelwurz-Präparate?

Engelwurz ist ein stattliches Doldengewächs, das leicht mit dem Riesen-Bärenklau oder dem Gefleckten Schierling verwechselt werden kann. Der Riesen-Bärenklau kann schon bei kleinstem Kontakt mit der Haut schwere Hautirritationen hervorrufen, der Schierling ist eine unserer giftigsten Wildpflanzen. Wer Engelwurz selbst in der Natur sammelt, sollte fundierte Botanikkenntnisse besitzen! Sicherer ist es, Angelikawurzeln in der Apotheke zu kaufen.

Zur innerlichen Anwendung vorgesehene Engelwurz-Präparate bekommt man ebenfalls in Apotheken, Reformhäusern oder Bioläden. Lesen Sie vor der Anwendung genau die Packungsbeilage durch und halten Sie sich an die Dosierungsempfehlungen! Engelwurz-Extrakte sind Bestandteil der Hustentropfen Doron, der verdauungsfördernden Tinktur Iberogast sowie des traditionsreichen Klosterfrau Melissengeists.

Engelwurz wird aber nicht nur als Arzneimittel verwendet, sondern ist auch ein beliebter Bestandteil von Kräuterlikören und Bitterschnäpsen. Eingenommen als Digestif wirken sich ihre verdauungsfördernden Eigenschaften hilfreich bei Blähungen, Magen- und Darmkrämpfen sowie Völlegefühl aus.

Was für eine Pflanze ist die Engelwurz?

Die Echte Engelwurz (Angelica archangelica) ist bei uns heimisch und auf der gesamten Nordhalbkugel in kühl-gemäßigten bis subarktischen Breiten beheimatet. Sie besiedelt gerne nasse, zeitweise überschwemmte Tonböden im Uferbereich. Mit ihrem mannshohen Wuchs und ihrer Eigenschaft, nach der Blüte abzusterben, besitzt die kurzlebige Staude keinen nennenswerten Zierwert für Gärten. In mittelalterlichen Klostergärten gehörte sie allerdings zu den kultivierten Heilpflanzen. Ebenso wie die Rote Engelwurz (Angelica gigas) zählt sie zu den Doldenblütlern (Apiaceae). Sie bildet eine kräftige Pfahlwurzel sowie aufrechte, würzig riechende Stängel. In den Sommermonaten erscheinen die doldigen Blütenstände mit unzähligen grünlich-weißen bis gelblichen Einzelblüten. Sie verströmen einen süßen Honigduft und sind bei Insekten sehr beliebt. Nach der Bestäubung entwickeln sich blassgelbe Spaltfrüchte. Die heilkräftige Wirkung der Echten oder Arznei-Engelwurz wurde erstmals im Galgant-Gewürz-Traktat aus dem 14. Jahrhundert beschrieben, später tauchte sie auch in den Schriften des Paracelsus auf.

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