Enzian
Kaum eine Pflanzengattung bringt so leuchtend blaue Blüten hervor wie der Enzian. Wir zeigen Ihnen die große Vielfalt der Enziane und geben Tipps zur Pflanzung und Pflege.
Herkunft
Die umfangreiche Pflanzengattung Enzian (Gentiana) gehört zur Familie der Enziangewächse (Gentianaceae). Weltweit sind rund 400 Enzian-Arten bekannt. Sie kommen in den gemäßigten Zonen auf der Nord- und Südhalbkugel vor. Ihr Lebensraum erstreckt sich von der Küste über Wälder bis zum Hochgebirge. In Mitteleuropa sind circa 35 Enzian-Arten bekannt, die überwiegend im alpinen Raum vorkommen. In der Gattung gibt es ein- bis zweijährige Enziane sowie sommer- und immergrüne und mehrjährige Stauden. Alle heimischen Arten stehen unter Naturschutz.
Aussehen und Wuchs
Die Blätter der meisten Enzian-Arten entspringen aus einer Blattrosette. Die Gattung ist sehr vielseitig, mit kleinen Arten (5 bis 10 Zentimeter hoch) wie beispielsweise dem Stengellosen Enzian (Gentiana acaulis), hat aber auch großwüchsige Arten vorzuweisen, die auf eine stattliche Höhe von 1,40 Meter heranwachsen wie der Gelbe Enzian (Gentiana lutea).

Die meisten Enziane haben auffällige blaue Glockenblüten
Die Blütezeit erstreckt sich quer durchs Jahr, je nach Art blüht der Enzian im zeitigen Frühjahr oder im Sommer bis in den Herbst hinein. Enziane sind für ihre reinblaue Farbe bekannt, die in dieser Intensität im Pflanzenreich nur sehr selten vorkommt. Blauer Enzian gilt als Symbol der Treue. Neben verschiedenen Blautönen blüht er auch in Gelb, Rosa, Violett, Rot und Weiß. Er bildet meist große trompeten- bis trichterförmige Blüten aus, die sich bei Bewölkung und bei Regen schließen.
Standort und Boden
Die meisten Enziane vertragen keinen vollsonnigen Standort. Der Boden sollte feucht und humusreich sein, die kleinen herbstblühenden Arten brauchen eine gute Dränage. Enziane bevorzugen einen sauren bis neutralen Boden.
Pflanzung
Die beste Pflanzzeit für Enzian ist im Frühjahr und im Herbst. Da die meisten Enziane einen nährstoffreichen Boden bevorzugen, sollten Sie magere Böden vor der Pflanzung mit etwas Kompost anreichern. Etwas Sand macht zu schwere Böden durchlässiger, damit sich später keine Staunässe bildet.

Der Gelbe Enzian (Gentiana lutea) wächst am liebsten ungestört und erreichen dann Wuchshöhen von bis zu 1,4 Meter
Pflegetipps
Einmal im Garten ausgepflanzt, möchten Enziane am liebsten ungestört wachsen. Besonders der Gelbe Enzian (Gentiana lutea) verträgt keine Bodenbearbeitung, denn seine dicken, fleischigen Wurzeln reagieren sehr empfindlich auf Störungen. Enziane benötigen keinen besonderen Schnitt. Bei den höherwachsenden, sommergrünen Arten wie dem Schwalbenschwanz-Enzian (Gentiana asclepiadea) können Sie im Frühjahr vor dem Austrieb abgestorbene Pflanzenteile entfernen. Alle Arten lassen sich im zeitigen Frühjahr teilen.
Verwendung
Hohe Enzian-Arten bieten sich neben der Beetbepflanzung auch für den Gehölzgarten an, mit ihnen lassen sich gut Lücken schließen. Enzian darf in keinem Stein- und Naturgarten fehlen. Geeignete Pflanzpartner für den Gelben Enzian (Gentiana lutea) sind zum Beispiel Lavendel (Lavandula), Silberdistel und Alpen-Aster (Aster).

Niedrige Enziane dürfen in keinem Steingarten fehlen
Wichtige Arten und Sorten
Für den Hobbygärtner sind nur wenige Arten von gärtnerischer Bedeutung. Eine beliebte Enzian-Art ist der Stengellose Enzian (Gentiana acaulis), auch Frühlingsenzian genannt, den es in verschiedenen Sorten und Farben gibt. Wie fast alle Enziane enthält er Bitterstoffe, welche die Pflanze vor dem Verzehr von Fraßfeinden wie Schnecken oder grasenden Kühen auf der Weide schützt. Eine interessante Art ist der Gelbe Enzian. Die horstbildende Pflanze ist sehr langlebig. Seit dem Altertum bis heute hat der Gelbe Enzian eine große Bedeutung in der Naturheilkunde. Seine Wurzeln und die des Purpur-Enzians (Gentiana purpurea) werden auch zur Herstellung von Schnaps verwendet.
Wegen ihrer begehrten Inhaltsstoffe wurden Enziane in den Alpenregionen massenhaft ausgegraben. Heute stehen alle europäischen Arten unter Naturschutz. Der berühmte "Enzianbitter"-Schnaps wird heute nur noch aus kulturgemäß angebauten Pflanzen hergestellt. Der Schwalbenschwanz-Enzian (Gentiana asclepiadea) ist eine heimische Bergwiesen-Art, wird bis zu 60 Zentimeter hoch und liebt nährstoffreiche Böden. Er gedeiht am halbschattigen Beet, im Waldgarten fühlt er sich besonders wohl. Von Juli bis September bringt er längliche dunkelblaue Trichterblüten hervor. Für den Hobbygärtner ist auch der Sommerenzian (Gentiana septemfida var. lagodechiana) von Bedeutung, der ab Juli bis September mit einer langen Blütezeit auftrumpft. In einem durchlässigen, steinig-lehmigen Boden, der gerne auch kalkhaltig sein kann, fühlt sich der Sommer-Enzian am wohlsten. Der Herbstenzian (Gentiana sino-ornata) sorgt von September bis November noch einmal für Farbe im Garten. Der Lungenenzian (Gentiana pneumonanthe) liebt einen feuchten, nährstoffarmen Boden, zum Beispiel am Gewässerrand.

Auf steinig-lehmigen Böden gedeiht der Sommer-Enzian (Gentiana septemfida) am besten
Vermehrung
Enziane können durch Teilung im zeitigen Frühjahr oder Aussaat (indem man gleich nach der Samenreife Saatgut erntet und im kalten Frühbeet aussät) vermehrt werden. Polsterbildende Arten bilden mit der Zeit Kindel aus, die durch Abtrennen vermehrt werden können. Bei einigen Enzian-Arten, beispielsweise Gentiana acaulis oder Gentiana frigida, ist auch eine Vermehrung durch Stecklinge möglich, die nach der Blüte geschnitten werden.
Krankheiten und Schädlinge
Am häufigsten betroffen ist Enzian von Blattläusen und dem Enzianrost. Zudem kann es auf zu feuchten Standorten zu Stängelfäule kommen. Auch von Schnecken bleiben Enziane nicht verschont.