So schneiden Sie Flieder richtig
Wenn der Flieder verblüht ist, sollten Sie zur Gartenschere greifen und die verwelkten Blütenstände herausschneiden. Hier lesen Sie, was beim Schneiden der Blütensträucher sonst noch wichtig ist.
Der Flieder (Syringa vulgaris) ist eine alte Bauerngartenpflanze und gehört nach wie vor zu den beliebtesten Blütensträuchern. Seine Blütenknospen sitzen meist paarweise an den Enden der im Vorjahr gebildeten Zweige und öffnen sich je nach Region von Ende April bis Mitte Mai. Anfang Juni ist es mit der duftenden Pracht in der Regel vorbei und die eingetrockneten Blütenstände sind nicht mehr besonders ansehnlich. Dann ist es Zeit zur Schere zu greifen und den Flieder zu schneiden.
- Im Frühjahr oder Herbst führt man bei jungen Fliedern den Erziehungsschnitt und bei alten Sträuchern den Verjüngungsschnitt durch. Hierbei wird jeweils ein Teil der Hauptäste oder -triebe stark zurückgeschnitten. Bei jungen Pflanzen entfernt man zudem schwache und geknickte Triebe.
- Nach der Blüte kann man die verwelkten Blütenstände vorsichtig rausschneiden, um die Bildung neuer Triebe anzuregen. Schneiden Sie zudem jeden dritten Blütentrieb etwas stärker zurück, um einem Verkahlen des Strauchs von innen heraus entgegenzuwirken.
- Sorten des Edelflieders bilden unerwünschte Wurzelausläufer, die man im Laufe des Sommers regelmäßig entfernen sollte.
Wann sollte man Flieder schneiden?
Um Ihren Flieder zu pflegen und zur Bildung neuer Triebe anzuregen, sollten Sie frühestens Ende Mai – wenn die Blütezeit vorbei ist – den sogenannten Erhaltungsschnitt durchführen. Gönnen Sie zudem niedrigen Flieder-Arten direkt nach der Blüte einen Auslichtungsschnitt. Mit einem kräftigen Verjüngungsschnitt werden alte, vergreiste Sträucher wieder vital und blühfreudig. Der richtige Zeitpunkt hierfür liegt im zeitigen Frühjahr oder im Herbst. Dann ist auch die optimale Zeit gekommen, um junge Flieder einem Erziehungsschnitt zu unterziehen.
Erhaltungsschnitt für üppige Blütenpracht
Wer sich an den verwelkten Blütenkerzen stört, kann sie gleich nach der Blüte mit der Gartenschere entfernen. Schneiden Sie diese heraus, ohne die jungen, noch weichen Triebe zu verletzen, die dicht unterhalb der Blütenstände ausgetrieben sind – sie tragen bereits die Blütenknospen für die nächste Saison.

Wenn die Blüten welken, schneidet man die alten Blütenstände über einem gut entwickelten Blattpaar ab
Ob die Entfernung der alten Blütenstände tatsächlich dazu führt, dass die Pflanze mehr Energie in die Bildung der neuen Blütenknospen steckt, ist unter Fachleuten umstritten. Beobachtungen zeigen, dass auch ungeschnittene Flieder bis ins hohe Alter blühfreudig bleiben. Die älteren Äste vergreisen aber mit der Zeit und die Seitenzweige im Kroneninneren sterben nach und nach ab. Das führt dazu, dass die Sträucher mit den Jahren von innen heraus verkahlen und im äußeren Kronenbereich relativ stark verästelt sind. Um diesem Prozess entgegenzuwirken, sollten Sie nach der Blüte jeden dritten Blütentrieb etwas stärker zurückschneiden und entweder auf einen bereits vorhandenen Seitentrieb oder auf ein Auge ableiten. Auch stärkere Rückschnitte bis ins zweijährige Holz sind möglich. Tipp: Schneiden Sie einfach zur Blütezeit regelmäßig ein paar Sträuße für die Vase ab – damit vermeiden Sie automatisch die Vergreisung und Verkahlung der Krone.
Wurzelausläufer entfernen

Vor allem bei veredelten Fliedern sollten Sie die Ausläufer regelmäßig abreißen
Alle Sorten des Edelflieders (Syringa Vulgaris-Hybriden) bilden Wurzelausläufer. Besonders viele der unerwünschten Austriebe bilden sich an den oberflächennahen Hauptwurzeln der veredelten Fliedersorten. Bei diesen nicht "wurzelechten" Nachkommen handelt es sich um Wildlinge – sie sollten daher im Lauf des Sommers immer wieder entfernt werden, solange sie noch dünn und nur schwach verholzt sind. Reißen Sie die Ausläufer mit einem kräftigen Ruck in Richtung des Stamms aus der Erde heraus. Aufgrund der Ausläufer-Problematik werden heutzutage die meisten Flieder im Labor durch Meristemkultur vermehrt. Sie bilden meist nur wenige Ausläufer und diese haben dieselbe Blütenfarbe wie die Mutterpflanze – aus diesen Gründen sind sie weniger problematisch.
Alte Flieder im Frühjahr durch Schneiden auslichten
Der Edel-Flieder verträgt auch einen kräftigen Verjüngungsschnitt, allerdings sollten Sie diesen auf einen Zeitraum von zwei bis drei Jahren verteilen. So vermeiden Sie, dass die Blüte für ein paar Jahre ganz ausfällt. Schneiden Sie jeweils im zeitigen Frühjahr ein Drittel bis die Hälfte der Hauptäste auf unterschiedlichen Höhen – etwa von Kniehöhe bis dicht über dem Bodenniveau – ab. Sie treiben im Lauf der Saison mit zahlreichen neuen Trieben wieder aus, von denen Sie im nächsten Frühjahr jeweils nur zwei bis drei kräftige, gut verteilte Exemplare stehen lassen. Diese werden wiederum eingekürzt, damit sie kräftiger werden und sich gut verzweigen.

Im zeitigen Frühjahr können Sie alte Flieder verjüngen, indem Sie einen Teil der ältesten Äste stark zurückschneiden
Erziehungsschnitt für junge Flieder
Wenn Sie einen neuen Edel-Flieder gekauft haben, sollten Sie gleich beim Pflanzen im Frühjahr oder Herbst alle abgeknickten und schwachen Triebe entfernen und die Haupttriebe um jeweils etwa ein Drittel bis die Hälfte einkürzen. Sie müssen dann zwar im ersten Jahr auf die Blüte verzichten, aber dafür bauen sich die jungen Sträucher von unten schön buschig auf und werden im Alter dann umso prächtiger.
Zwerg-Flieder schneiden
Niedrige Flieder-Arten wie zum Beispiel der Zwerg-Duftflieder (Syringa meyeri ‘Palibin’) oder der Koreanische Flieder (Syringa patula ‘Miss Kim’) unterscheiden sich im Wuchs deutlich vom Edel-Flieder. Sie werden meist nur 1,5 bis 2 Meter hoch und bilden eine sehr dichte, buschige Krone. Diesen Arten bekommt ein Auslichtungsschnitt gleich nach der Blüte recht gut. Man schneidet im etwa dreijährigen Turnus jeweils die ältesten Äste dicht über dem Boden ab.
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MSG/Martin Staffler