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Frühblüher

Auf einmal geht es ganz schnell: Eben noch hat es geschneit, und trotzdem öffnen Schneeglöckchen, Winterlinge und andere Frühblüher bereits ihre Blüten. Doch warum haben diese Pflanzen es so eilig und starten so früh im Jahr mit ihrer Blüte?

Was sind Frühblüher?

Unter Frühblühern versteht man diejenigen Pflanzenarten, die als erste im Jahr ihr Laub und ihre Blüten bilden. Warum sie das tun, hat unterschiedliche Gründe: Ihr zeitiges Erwachen resultiert häufig aus einer besonders kurzen Vegetationsperiode an ihren natürlichen Standorten, zum Beispiel in montanen Lagen oder Landstrichen mit sehr kurzen oder trockenen Sommern. Frühblüher sind außerdem häufig niedrige Blühpflanzen, die natürlicherweise im Schatten von Wäldern wachsen. Um sich vermehren zu können, muss ihre Blüte abgeschlossen sein, bevor die Bäume mit ihrem Blätterdach den Großteil des Lichts blockieren.

Daher hat es die Natur so eingerichtet, dass diese Frühblüher bereits mit den ersten warmen Sonnenstrahlen im Jahr ihre Köpfe aus dem Boden strecken. Speicherorgane wie Knollen, Zwiebeln oder Rhizome dienen dabei als Energievorrat. Einjährige Frühblüher werfen frostresistente Samen mit hohem Stärkeanteil aus, die bereits bei geringer Sonneneinstrahlung keimen. Aber auch unter den Stauden und Gehölzen gibt es Vertreter, die vor der üblichen Vegetationszeit ausschlagen. Gegen die spätwinterliche Kälte schützen sich Frühblüher zum Beispiel durch dichtes Laub, niedriges Wachstum in Bodennähe oder die Einlagerung von Salzen oder anderen natürlichen Frostschutzmitteln.

Schneeglöckchen unter Bäumen

Viele Frühblüher wie Schneeglöckchen (Galanthus nivalis), hier die Sorte ‘Flore Pleno’, wachsen im lichten Schatten von Bäumen

Bekannte Frühblüher

Wie ihr Name bereits vermuten lässt, gehört die Primel (Primula = "die Erste"), auch Schlüsselblume genannt, jedes Jahr zu den Frühstartern unter den Blühpflanzen. Ihre unzähligen wilden Arten und Zuchtformen treten im Vorfrühling in vielfältigen Farbvarianten auf. Auch die Netzblatt-Iris (Iris reticulata) zeigt bereits im Februar ihre wunderschön geäderten violetten Blüten, genau wie das ebenso violett blühende Leberblümchen (Hepatica nobilis). Auf der Wiese gehört das Gänseblümchen oder Tausendschön (Bellis perennis) mit seinen zarten weißen Blüten zu den Frühblühern.

Frühblühende Zwiebelblumen

Zwiebelblumen sind wohl die bekanntesten Frühblüher. Auslöser für Austrieb und Blüte ist bei ihnen die Bodentemperatur. Steigt diese mit den ersten wärmenden Sonnenstrahlen, beginnt bei den Zwiebeln die innere Uhr zu ticken. Innerhalb erstaunlich kurzer Zeit erscheinen ihre Blätter und Blüten. Das Schneeglöckchen erwacht als erstes, ihm reichen Bodentemperaturen knapp über dem Gefrierpunkt zum Wachstumsstart. Es kann sogar dünne Schneedecken durchstoßen, wenn der Boden nicht gefroren ist. Kurz darauf folgen Winterling (Eranthis hyemalis), Märzenbecher (Leucojum vernum) und Blausternchen (Scilla) und zaubern im tristen Spätwinter bunte Farbtupfer auf Wiesen und in Vorgärten. Etwas später zeigen Krokusse, Tulpen, Hyazinthen und Narzissen den eigentlichen Frühlingsbeginn an.

Die Frühstarter unter den Stauden

Häufig stehen bei dem Oberbegriff "Frühblüher" die Zwiebelblumen im Fokus. Doch darüber hinaus hat die Natur noch einige andere Frühstarter im Programm. Unter den frühblühenden Stauden sind die bekanntesten die Lenzrose (Helleborus Orientalis-Hybriden), die bereits im Februar ihre großen Blüten öffnet, und das Duft-Veilchen (Viola oderata). Aber auch Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris) und Frühlings-Adonisröschen (Adonis vernalis) gehören zu den Frühblühern unter den Stauden.

Frühblühende Gehölze

Bei den Gehölzen bieten Duft-Schneeball (Viburnum farreri), Winter-Kirsche (Prunus subhirtella f. autumnalis), Winterjasmin (Jasminum nudiflorum) und Zaubernuss (Hamamelis) gleich zu Jahresbeginn mit ihren frühen Blüten einen prächtigen Anblick im Garten. Im März ziehen Forsythie (Forsythia x intermedia) und Stern-Magnolie (Magnolia stellata) mit ihrem üppigen Astschmuck nach. Auch unter den Bäumen gibt es Vertreter, welche die Gunst der frühen Stunde nutzen, und ihre Blüten vor der Konkurrenz ins Rennen schicken: Hasel, Ulme, Erle und Weide locken mit ihrer Blütenpracht die ersten hungrigen Insekten.

Frühblüher für sonnige Standorte

Unter den Frühblühern gibt es zahlreiche Sonnenkinder, beispielsweise Gold-Wolfsmilch (Euphorbia polychroma), Walzen-Wolfsmilch (E. myrsinites), Tränendes Herz (Lamprocapnos spectabilis), Gämswurz (Doronicum orientale), Bergenien (Bergenia-Hybriden), Frühlings-Fingerkraut (Potentilla neumanniana), Gänsekresse (Arabis caucasica) und die Immergrüne Schleifenblume (Iberis sempervirens).

Frühblüher für halbschattige und schattige Standorte

Ideal für halbschattige Plätze, zum Beispiel unter Bäumen und Sträuchern, ist die Orientalische Nieswurz (Helleborus-Orientalis-Hybriden), auch Lenzrose genannt. Sie blüht ab März cremeweiß, grünlich, rosa oder purpurrot. Teilweise haben die Blüten raffinierte Zeichnungen. Wie alle Nieswurz-Arten liebt sie humose, kalkhaltige Erde. Auch das Lungenkraut (Pulmonaria), verschiedene Primel-Arten, das Kaukasusvergissmeinnicht (Brunnera macrophylla) und die Elfenblume (Epimedium grandiflorum) sind attraktive Zwiebelblumen-Partner für schattige Frühlingsecken.

Praxis-Video: Blumenzwiebeln pflanzen

Wer einen üppig blühenden Frühlingsgarten möchte, sollte im Herbst Blumenzwiebeln pflanzen. In diesem Video zeigt Ihnen Gartenexperte Dieke van Dieken, welche Pflanztechniken sich bei Narzissen und Krokussen bewährt haben
MSG/Kamera+Schnitt: CreativeUnit/Fabian Heckle

Mit Frühblühern gestalten

Frühblüher sollten in keinem Garten fehlen. Die extrem frühe Blüte der Vorfrühlingsblüher erfreut das Gärtnerherz nach den dunklen Wintertagen und zeigt das Nahen des Frühlings an. Da viele Frühblüher keine Schwierigkeiten mit Neuschnee haben, kombiniert sich die farbenfrohe Blüte der Solisten, besonders der Gehölze, mit weißem Schneeteppich zu einem ganz bezaubernden Anblick. Frühblühende Stauden und Zwiebelblumen können gut mit Immergrünen wie Buchs oder Eibe kombiniert werden. Das Grün der Beetpartner sorgt dann (auch ohne Schnee) für einen schönen Kontrast.

Die meisten Zwiebelblumen ziehen nach der Blüte ihr Laub ein und verschwinden im Boden. Anmutige Vorfrühlingsblüher wie Schneeglöckchen und Winterlinge sind aber nur der Auftakt für ein Blütenfestival, das sich bis Mai hinzieht, wenn man die Blütezeiten der Zwiebelblumen staffelt und sowohl Stauden wie auch Gehölze oder Stiefmütterchen, Maßliebchen und Vergissmeinnicht in die Frühlingskompositionen miteinbezieht. Auf diese Weise wird die oft sehr kurze Blütezeit von Krokussen, Zwerg-Narzissen, Tulpen, Zwiebel-Iris oder Hyazinthen elegant überspielt, weil das verwelkende Laub der Zwiebelblumen von den blühenden Begleitern verdeckt wird.

Außerdem wirken solche Inszenierungen natürlicher als kunterbunte Beete, die ausschließlich Tulpen, Narzissen und Co. vorbehalten sind. So bieten sich zum Beispiel Gämswurz, Frühjahrs-Anemone (Anemone blanda), Filziges Hornkraut (Cerastium tomentosum) oder Vergissmeinnicht (Myosotis) als Beetpartner für frühblühende Zwiebelblumen an. Polsterstauden wie Blaukissen, Steinkraut oder Gänsekresse rahmen kleine Zwiebelblumen wie Traubenhyazinthen oder Wildtulpen perfekt ein. Auch als Unterpflanzung von Bäumen eignen sich Frühblüher gut. Dort wachsen sie im humosen Boden gut geschützt und ihre Blüte wird im Frühjahr vom grünenden Laub der Bäume abgelöst.

Achten Sie bei der Verwirklichung Ihres Frühlingstraums auch auf die Umgebung. Farbenfrohe Frühlingsbeete brauchen einen ruhigen Hintergrund. Die andere Möglichkeit: Sie beziehen Sträucher, die in unmittelbarer Umgebung wachsen und im Frühling blühen, in Ihre Planungen mit ein. Das können zartrosa Mandelbäumchen sein, orangerote Zierquitten, rote Zieräpfel, goldgelbe Forsythien oder der weiß blühende Federbuschstrauch (Fothergilla).

Topfdeko mit Schneeglöckchen

Im Topf harmonieren Frühblüher wie das Schneeglöckchen besonders gut mit Naturmaterialien

Frühblüher im Topf

Mit Blüteninseln aus vorgetriebenen Zwiebelblumen im Topf oder Blumenkasten lässt sich die Zeit bis zum Frühlingsstart etwas verkürzen. Mit unterschiedlichen Farben oder Ton-in-Ton-Varianten lassen sich schöne Arrangements mit Frühblühern pflanzen. Zu mehreren als Gruppe im Topf ist die optische Wirkung von Tulpen, Krokussen oder Narzissen gleicher Farbe besonders stark. Reizvoll sind auch Kombinationen unterschiedlicher Blütenformen oder nach Höhe gestaffelte Pflanzungen. Besonders geeignet für kreative Arrangements mit Frühblühern sind Gefäße wie eine alte Blechkiste oder eine Schale.

Dafür den Boden des Pflanzgefäßes zunächst mit Blähton und Erde auffüllen. Dann einige kurze Aststücke einer Birke, mit Flechten bewachsene Rindenstücke oder Zweige von Haselnuss und Weidenkätzchen für einen natürlichen Waldcharakter hineinstecken. Dann können Sie einzelne Frühblüher wie zum Beispiel Winterlinge oder Schneeglöckchen aus dem Garten vorsichtig mit einer Handschaufel ausgraben und in den Kasten setzen. Etwas gesammeltes Moos und Laub in die Zwischenräume stecken und fertig ist das Vorfrühlings-Minibeet.

Pflegetipps für Frühblüher

Mit ihrer frühen Blüte im Januar und Februar werden Schneeglöckchen, Winterlinge und die ersten Krokusse fast wie kleine Helden gefeiert, die sich wacker gegen Schnee und Kälte zur Wehr setzen. Im lichten Schatten unter Bäumen und Sträuchern und in humosen Böden entwickeln sie sich prächtig, wenn man sie nicht durch unnötige Bodenarbeiten stört. Wenn Sie möchten, dass sich Schneeglöckchen weiter ausbreiten, sollten Sie die verwelkten Blütenstände nicht abschneiden. Ameisen knabbern die grünen Samenkapseln an und verstreuen die Samen in der Umgebung.

Gute Startbedingungen haben die Frühblüher unter den Zwiebelblumen, wenn man sie während des Austriebs mit organischen Nährstoffen wie Kompost, Hornmehl oder Guano düngt. Bei Gartentulpen und Narzissen ist es besonders wichtig, dass sie auch im Herbst nochmals gedüngt werden, sonst bleiben die zahlreicher werdenden Tochterzwiebeln klein und es erscheinen nur noch Blätter, aber keine Blüten.

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