Gartenpflanzen: Die Gewinner und Verlierer des Klimawandels

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Manche mögen's heiß: Einige Pflanzen profitieren von höheren Temperaturen, andere werden bei zunehmender Hitze und Trockenheit mittelfristig Probleme bekommen.

Flieder (Syringa vulgaris)

Der Flieder (Syringa vulgaris) kommt auch mit Trockenheit erstaunlich gut zurecht. Der schöne Strauch gilt als sehr robust und wird auch mit einem veränderten Klima wenig Probleme haben

Der Klimawandel kommt nicht irgendwann, er hat schon längst begonnen. Biologen beobachten seit Jahren Veränderungen in der Pflanzenwelt Mitteleuropas: Wärmeliebende Arten breiten sich aus, Pflanzen, die es kühl lieben, werden hingegen seltener. Eine Gruppe von Wissenschaftlern, darunter Mitarbeiter des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, haben die weitere Entwicklung mit Computermodellen simuliert. Das Ergebnis: Bis zum Jahr 2080 könnte jede fünfte Pflanzenart in Deutschland Teile ihres heutigen Areals verlieren.

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Welche Pflanzen haben es jetzt schon schwer in unseren Gärten? Und welchen Pflanzen gehört die Zukunft? Mit diesen und anderen Fragen beschäftigen sich auch die MEIN SCHÖNER GARTEN-Redakteure Nicole Edler und Dieke van Dieken in dieser Folge unseres Podcasts "Grünstadtmenschen". Hören Sie gleich rein"

Im Süden und Osten sind die Veränderungen am größten

Besonders starke Einbußen der Flora drohen demnach dem Saarland, Rheinland-Pfalz und Hessen sowie der Tieflandebene Brandenburgs, Sachsen-Anhalts und Sachsens. In den Mittelgebirgsregionen, wie etwa in Baden-Württemberg, Bayern, Thüringen und Sachsen, könnten einwandernde Pflanzen hingegen die Artenzahl sogar leicht erhöhen. Diese Entwicklung wirkt sich auch auf die Gartenpflanzen aus.

Sumpfdotterblume (Caltha palustris)

Die Sumpfdotterblume gehört zu den Verlierern des Klimawandels. Sie droht stellenweise in Deutschland komplett zu verschwinden

Prominenter Vertreter auf der Verliererseite ist die Sumpfdotterblume (Caltha palustris). Man begegnet ihr auf feuchten Wiesen und an Gräben; viele Gartenfreunde haben die hübsche Staude auch an ihren Gartenteich gepflanzt. Doch wenn die Temperaturen weiterhin so steigen, wie es die Klimaforscher vorhersagen, wird die Sumpfdotterblume selten werden: Biologen fürchten starke Bestandseinbrüche. In den tiefen Lagen Brandenburgs, Sachsens und Sachsen-Anhalts könnte die Art lokal sogar völlig verschwinden. Die Sumpfdotterblume wird weiter nach Norden ausweichen und ihr Hauptverbreitungsgebiet in Skandinavien finden müssen.

Wärmeliebende Arten breiten sich aus

Als typischer Gewinner des Klimawandels – neben einigen anderen Klimabäumen – gilt die Walnuss (Juglans regia). In Mitteleuropa kann man sie sowohl frei wachsend in der Natur als auch in Gärten antreffen. Ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet liegt im östlichen Mittelmeerraum und in Kleinasien, mit heißen, trockenen Sommern kommt sie also gut zurecht. In Deutschland kam sie bisher vor allem in den milden Weinbauregionen vor, da sie auf Spätfröste und Winterkälte empfindlich reagiert und rauere Lagen gemieden hat. Doch Fachleute sagen ihr jetzt auch gute Wachstumsbedingungen für die Regionen voraus, die ihr bisher zu kalt waren, wie etwa große Gebiete im Osten Deutschlands.

Walnüsse am Baum

Die Walnuss profitiert vom wärmeren Klima und wird sich in Mitteleuropa vermutlich ausbreiten

Doch nicht alle wärmeliebenden Pflanzen werden vom Klimawandel profitieren. Denn die Winter werden zukünftig zwar milder, in vielen Regionen aber auch niederschlagsreicher (während in den Sommermonaten weniger Regen fallen wird). Trockenkünstler wie Steppenkerze (Eremurus), Königskerze (Verbascum) oder Blauraute (Perovskia) brauchen Böden, in denen überschüssiges Wasser schnell versickern kann. Staut sich das Wasser, drohen sie Pilzkrankheiten zum Opfer zu fallen. Auf lehmigen Böden sind daher Pflanzen im Vorteil, die beides ertragen können: lange Trockenphasen im Sommer ebenso wie Feuchtigkeit im Winter.

Dazu gehören robuste Arten wie beispielsweise Kiefer (Pinus), Ginkgo, Flieder (Syringa), Felsenbirne (Amelanchier) und Wacholder (Juniperus). Rosen erschließen mit ihren Wurzeln auch tiefe Bodenschichten und können so bei Trockenheit auf Reserven zurückgreifen. Anspruchslose Arten wie die Hecht-Rose (Rosa glauca) sind daher ein guter Tipp für heiße Zeiten. Überhaupt sind die Aussichten für Rosen nicht schlecht, da in trockenen Sommern das Risiko von Pilzkrankheiten sinkt. Auch robuste Zwiebelblumen wie der Zierlauch (Allium) oder Schwertlilien (Iris) überstehen Hitzeperioden gut, da sie Nährstoffe und Wasser im Frühjahr speichern und so trockene Sommermonate überdauern können.

Bildergalerie: Gewinner und Verlierer des Klimawandels

Schwere Zeiten für Rhododendron

Auch Hortensien und Rhododendren werden zu kämpfen haben. Die Blütensträucher brauchen Böden, die stets leicht feucht sind. Zwar kann man in heißen Sommern verstärkt gießen, aber das ist im Angesicht knapper werdenden Wassers und steigender Wasserpreise auf Dauer nicht zu empfehlen. Bei Dürren wird zudem in vielen Gemeinden mit einem Verbot der Gartenbewässerung zu rechnen sein, wie es auch im heißen Sommer 2003 häufig ausgesprochen wurde. Der richtige Standort wird daher immer wichtiger: Ist die Region ohnehin niederschlagsarm oder trocknen die Böden schnell aus, dann sollte man besser ganz die Finger von durstigen Pflanzen lassen. Pflanzt man Rhododendren und Hortensien dennoch, sollte der Platz auf jeden Fall sonnengeschützt sein, etwa an der Nordseite des Hauses oder im Schutz größerer Bäume.

pinke und weiße Rhododendren

Rhododendren kümmern bei Trockenheit. In Regionen mit wenig Niederschlägen sollte man die schönen Blütensträucher besser nicht pflanzen. Wenn doch, dann sollte der Standort schattig sein und der Boden mit einer dicken Schicht Rindenmulch abgedeckt werden

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