Gemüse-Gänsedistel
Sonchus oleraceus
Die Gemüse-Gänsedistel ist eine weit verbreitete, essbare Wildpflanze. Als Kulturfolger ist sie auch auf Äckern und im Garten zu finden.
Steckbrief
- Wuchstyp
-
- einjährig
- Wuchshöhe
- von 30 cm bis 100 cm
- Wuchseigenschaften
-
- aufrecht
- rosettenbildend
- Blütenfarbe
-
- gelb
- Blütezeit (Monat)
-
- Juni bis Oktober
- Blütenform
-
- Blütenkörbchen
- Doldenrispen
- Blattfarbe
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- grün
- Blattform
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- gezähnt
- pfeilförmig
- zugespitzt
- Blatteigenschaften
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- essbar
- Fruchteigenschaften
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- Selbstaussaat
- Licht
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- sonnig
- halbschattig
- Bodenart
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- lehmig
- Bodenfeuchte
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- mäßig trocken bis mäßig feucht
- Kalkverträglichkeit
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- kalkliebend
- Zier- oder Nutzwert
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- Nektar- oder Pollenpflanze
- heimische Wildpflanze
- Giftigkeit
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- ungiftig
- Winterhärte
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- frostempfindlich
- Gartenstil
-
- Apothekergarten
- Naturgarten
- Bienenfreundlich
- bienenfreundliche Pflanze
- Heilwirkung
- Heilpflanze
Lebensraum
Die Gemüse-Gänsedistel (Sonchus oleraceus) ist eine weit verbreitete, einjährige Wildpflanze. Sie wird auch als Gewöhnliche Gänsedistel oder als Kohl-Gänsedistel bezeichnet. Ihr botanischer Artname oleraceus bedeutet übersetzt so viel wie "gemüseartig". Die Gemüse-Gänsedistel gehört bei uns zu den alt eingebürgerten heimischen Pflanzen und hat eine weit ins Mittelalter zurückreichende Vergangenheit als Gemüsepflanze. Sie wächst auf Ruderalflächen wie Wegrändern oder Schuttplätzen sowie auf Äckern und in Gärten. Dabei kann sie auch in Pflasterfugen problemlos überleben. Auf landwirtschaftlich genutzten Flächen gilt die Gemüse-Gänsedistel meist als Unkraut. Die Pflanze kommt bis in Höhenlagen von etwa 1500 Metern vor.
Aus der artenreichen Pflanzengattung der Gänsedisteln (Sonchus) sind in Mitteleuropa neben der Gemüse-Gänsedistel noch drei weitere Arten in der Natur zu finden. Die Acker-Gänsedistel (Sonchus arvensis), die Sumpf-Gänsedistel (Sonchus palustris) und die Raue Gänsedistel (Sonchus asper). Die Gattung gehört in die große Pflanzen-Familie der Korbblütler (Asteraceae). Die Gemüse-Gänsedistel zählt nach den botanischen Zeigerwerten von Ellenberg zu den Stickstoffzeigern und wird nur auf kalkhaltigen Böden angetroffen. Außerdem wird das Gewächs als Halblichtpflanze eingestuft und dort, wo sie wächst, ist der Boden eher trocken als feucht – an salzhaltigen Standorten wie in Küstenbereichen oder am Straßenrand findet man sie nicht. Die Gemüse-Gänsedistel gilt in ihrem Bestand als nicht gefährdet. Sie ist Charakter-Art der einjährigen Ruderal-Pflanzengesellschaften (Sisymbrietalia).
Vorkommen
Die Gemüse-Gänsedistel ist in weiten Teilen Europas und den angrenzenden asiatischen Ländern sowie in Nordafrika von alters her heimisch und in vielen Ländern weltweit in den gemäßigten Klimazonen als Kulturfolger eingebürgert.
Vermehrung und Ausbreitung der Gemüse-Gänsedistel
Als einjähriges Kraut vermehrt sich Sonchus oleraceus durch Samen. Diese reifen bis weit in den Herbst hinein an den Pflanzen. Sie sind wie beim Löwenzahn durch kleine Haarbüschel an den länglichen Nussfrüchten flugfähig. Da die Pflanze zu den Lichtkeimern gehört, sollte man daher ihre Samen bei der Aussaat nicht mit Erde bedecken.

Die einjährige Wildpflanze Gemüse-Gänsedistel (Sonchus oleraceus) vermehrt sich durch flugfähige Samen
Wuchs
Die Gemüse-Gänsedistel wird 30 bis 100 Zentimeter groß – abhängig von den Standortbedingungen. Die Pflanze bildet eine tiefreichende Pfahlwurzel aus und oberirdisch zuerst eine üppige Blattrosette, später aufrechte Blütentriebe. Ihre hohlen, oft rötlich überlaufenen, fleischigen Stängel und Blattstiele enthalten einen Milchsaft. Mit dem ersten starken Frost stirbt die Pflanze als einjähriges Kraut komplett ab.
Blätter
Das weiche, mattgraugrüne Laub von Sonchus oleraceus ist fiederspaltig und erinnert an den Löwenzahn, allerdings sind die gezähnten Blattränder an den Spitzen mit weichen Borsten versehen. An der Basis der Blätter sitzen stängelumgreifende Fortsätze, sogenannte Öhrchen. Bei der Gemüse-Gänsedistel sind diese pfeilförmig zugespitzt. Daran kann man die Pflanze auch von der nahe verwandten Rauen Gänsedistel unterscheiden. Die Blätter der Blattrosette können bis zu 30 Zentimeter lang werden. Die Stängelblätter sind deutlich kleiner und sitzen wechselständig an den Trieben.

Die Blätter der Gemüse-Gänsedistel (Sonchus oleraceus) gleichen optisch denen des Löwenzahns
Blüten
Die hellgelben Blütenkörbe der Gemüse-Gänsedistel haben geöffnet einen Durchmesser von etwa 20 bis 25 Millimeter. Sie sind von grünen Hüllblättern umschlossen und enthalten ausschließlich Zungenblüten. Diese bestehen aus einer verwachsenen fünfteiligen Blütenkrone mit einem herausragenden Zungenblatt – wie für Korbblütler typisch. Die Blütenkörbe stehen in lockeren Doldenrispen an den Enden der Blütentriebe. Hauptsächlich Bienen und Schwebfliegen besuchen und bestäuben sie. Die Blütenkörbe sind nur am Morgen geöffnet, bereits am späteren Vormittag schließen sie sich wieder. Zeit der Blüte ist von Juni bis Oktober.
Früchte
Aus den befruchteten Blüten der Gemüse-Gänsedistel entsteht wie beim Löwenzahn ein rundlicher Fruchtstand mit zahlreichen flugfähigen, länglichen Achänen – den typischen Nussfrüchten der Korbblütler. Sie enthalten je einen ölhaltigen Samen.
Standort
Sonchus oleraceus bevorzugt sonnige bis leicht schattige Plätze zum Wachsen.
Boden
Die Pflanze gedeiht nur auf stickstoffreichen und kalkhaltigen Böden gut. Sie liebt lehmhaltige, aber nicht zu feuchte Standorte.
Gemüse-Gänsedistel: Ökologischer Wert
Sowohl Bienen-Arten als auch einige Schwebfliegen besuchen die Blüten. Die Blätter und Triebe sind außerdem begehrtes Wildfutter bei Hasen, Kaninchen und Co.
Vorkommen oder Verwendung im Garten
Die Gemüse-Gänsedistel gelangt durch die Windausbreitung der Früchte auch häufig in Gärten, wo sie an günstigen Standorten willig keimt. Dann liegt es am Garteninhaber, ob man sie duldet und ihr Raum gibt.
Verwendung als Heilpflanze
Die Gemüse-Gänsedistel wurde seit dem Mittelalter als Gemüsepflanze genutzt und auch angebaut. Ihre Blätter und Triebe bleiben das ganze Jahr über relativ saftig und weich. Die Blätter und Blüten lassen sich als Bestandteil von Wildkräutersalaten oder auch für Smoothies nutzen. Die Stängel kann man wie Stielmangold klein schneiden und wie Mangold dünsten. Der kulinarische Wert von Sonchus oleraceus ist in unseren Zeiten aber wohl eher als begrenzt anzusehen. Die Wildpflanze hat jedoch ihre Liebhaber, sie ist vor allem bei Survivalfans eine gefragte Nahrungsquelle in der freien Wildbahn. Die Pflanze enthält neben Bitterstoffen und Taraxasterol vor allem Mineralien, Eisen und Vitamin C als gesunde Inhaltsstoffe.
Als Heilpflanze hat die Gemüse-Gänsedistel heute kaum noch Bedeutung. Ihren Milchsaft setzte man bei diversen Hautkrankheiten ein. Bei Leberleiden, Fieber oder Sodbrennen nutzte man die Wirkung der Pflanze in Form von Tee.