Gartenwissen: Starkzehrer
Eine Pflanze, die schnell wächst und viele Früchte ausbildet, braucht entsprechend viel Energie. Wir erklären, was Starkzehrer sind und wie man sie am besten pflegt.

Die Artischocke gehört mit ihren delikaten Blütenknospen zu den stark zehrenden Gemüsepflanzen
Bei der Einteilung der Standort- und Pflegebedürfnisse von Gemüsepflanzen werden drei Gruppen unterschieden: Schwachzehrer, Mittelzehrer und Starkzehrer. Da sich der Nährstoffverbrauch im Boden je nach Bepflanzungsart unterschiedlich entwickelt, ist es wichtig zu wissen, welchen Pflanzentyp man vor sich hat. So beugt man einem Auslaugen des Bodens vor und sorgt für eine üppige Ernte.
Was sind Starkzehrer?
Besonders im Obst- und Gemüsegarten ist es wichtig zu wissen, an welcher Stelle man stark zehrende Pflanzen eingesetzt hat. Die Pflanzengruppe der Starkzehrer entzieht dem Boden während der Wachstumsphase besonders viele Nährstoffe, insbesondere Stickstoff. Dieser wichtige Pflanzennährstoff sorgt für ein gesundes Wachstum und die frischgrüne Farbe der Gemüsepflanzen. Vertreter dieser Gruppe sind in den meisten Fällen schnell wachsende Pflanzen, die eine große Zahl oder verhältnismäßig große Früchte hervorbringen, zum Beispiel Kartoffeln, Mais, Artischocken, Lauch, Paprika, Spargel, Tomaten, Rhabarber, Sellerie, viele Rübenarten, Kürbisgewächse wie Gurke, Zucchini, Kürbis, Melone und Chayote sowie praktisch alle Kohlarten.

Die stattlichen Zucchinifrüchte erscheinen in großer Zahl – bei gut gedüngtem Boden
Erfahren Sie in unserem Podcast, wie man einen Gemüsegarten anlegt
Fruchtfolge und Starkzehrer spielen auch eine wichtige Rolle beim Anlegen eines Gemüsegartens. Unsere Redakteure Nicole und Folkert erklären im folgenden Podcast, wie das geht und auf was Sie unbedingt achten sollten. Hören Sie jetzt rein.
Wie werden Starkzehrer gepflegt?
Da Starkzehrer die natürlichen Nährstoffvorräte im Boden relativ schnell auslaugen, ist für eine reiche Ernte eine zusätzliche Versorgung der Pflanzen mit stickstoffreichem organischen Dünger notwendig. Hierzu wird bei der Beetvorbereitung im Herbst kompostierter Kuh- oder Pferdemist oder reifer Kompost gemischt mit Hornspänen aufs Beet aufgebracht (Empfehlung: fünf Kilogramm pro Quadratmeter). Eine erneute Düngung mit reifem Kompost oder Hornmehl im Frühjahr stärkt den Boden für die stickstoffhungrigen Pflanzen. Auch das Ausbringen einer Mulchschicht rund um die Starkzehrer hilft, das Bodenleben im Gleichgewicht zu halten. Eine mehrmalige Düngung mit Brennnesseljauche während der Wachstumszeit kann ebenfalls den Stickstoffbedarf decken. Wer keinen organischen Dünger zur Verfügung hat, kann auch in niedrigeren Dosen mit mineralischem Dünger arbeiten.

Hornspäne sind gute Stickstofflieferanten. Sie müssen aber schon im Herbst in den Boden eingearbeitet werden
Starkzehrer in der Fruchtfolge
Auf frisch angelegten Beeten sind Starkzehrer die ersten Pflanzen. Die neue Erde, vermengt mit Kompost, bietet die beste Basis für stickstoffhungrige Gemüsesorten. Nach dem ausgiebigen Anbau von Starkzehrern sollte dem Boden etwas Erholung gegönnt werden, um der sogenannten Bodenmüdigkeit vorzubeugen. Es empfiehlt sich daher nach zwei bis vier Saisons ein Fruchtwechsel im Gemüsebeet, zunächst auf Mittel- und dann auf Schwachzehrer (zum Beispiel Bohnen, Erbsen, Feldsalat, Radieschen oder Kräuter). Alternativ ist auch eine Brachzeit oder eine Gründüngung ratsam.
Ein Monokultur-Beet, in dem jedes Jahr zum Beispiel Kartoffeln angebaut werden, kann den Nährstoffbedarf der Pflanzen schon bald nicht mehr decken. Die Ernteerträge sinken drastisch, die Pflanzen wachsen kümmerlich und Krankheiten (zum Beispiel Nematoden) breiten sich leichter aus. Aus diesem Grund sollten auch keine Mitglieder derselben Pflanzenfamilie (zum Beispiel Kreuzblütler oder Doldenblütler) hintereinander in dasselbe Beet gesetzt werden. Zwar kann man einen Teil der entzogenen Nährstoffe durch Dünger ersetzen, eine Erholungspause durch klassischen Fruchtwechsel ist für die Bodengesundheit jedoch von größerem Vorteil. In der Mischkultur ist es wichtig – aufgrund des starken Konkurrenzdrucks – Starkzehrer immer neben Mittelzehrer zu setzen und nicht direkt mit Schwachzehrern zu kombinieren.

Tipp: Wer keinen Platz für Fruchtwechsel hat, kann Starkzehrer wie Kartoffeln auch in Säcken oder Kübeln anbauen
Standorttreue Starkzehrer
Nicht alle Starkzehrer lassen sich einfach jedes Jahr an einen neuen Ort setzen. So gehören zum Beispiel viele Obstbäume zu den stickstoffhungrigen Gartenpflanzen, ebenso Spargel, Artischocken oder Rhabarber. Diese Pflanzen entwickeln sich am besten, wenn sie mehrere Jahre lang an ihrem Standort bleiben dürfen. Umso wichtiger ist hier eine regelmäßige Versorgung mit stickstoffreichem Dünger wie Hornspänen oder abgelagertem Kuhmist.
Starkzehrer als Ausgleichspflanzen
In speziellen Bereichen, in denen ein Überangebot an Stickstoff vorliegt, können stark zehrende Pflanzen auch gezielt zur Bodenverbesserung eingesetzt werden. So werden Starkzehrer wie Rohrkolben oder Iris gerne an Teichränder gepflanzt, um die Stickstoffbelastung des Teichwassers zu reduzieren und so die Algenbelastung zu senken.