Gewöhnlicher Giersch, Geißfuß
Aegopodium podagraria
Wegen seiner wuchskräftigen Rhizome ist der Giersch ein Lieblingsfeind des Gärtners. Doch er hat auch gute – kulinarische, heilkräftige – Seiten. Und panaschierte Sorten sind hübsche Bodendecker. Wir verraten, wie Sie Giersch im Garten pflanzen, pflegen und verwenden können.
Steckbrief
- Wuchstyp
-
- Staude
- Wuchshöhe
- von 30 cm bis 100 cm
- Wuchseigenschaften
-
- aufrecht
- Ausläufer
- Blütenfarbe
-
- weiß
- Blütezeit (Monat)
-
- Mai bis August
- Blütenform
-
- Doppeldolden
- Blattfarbe
-
- grün
- Blattform
-
- eiförmig bis länglich-elliptisch
- gefiedert
- gesägt
- Blatteigenschaften
-
- essbar
- Fruchtform
-
- Spaltfrucht
- Fruchteigenschaften
-
- Selbstaussaat
- Licht
-
- absonnig bis schattig
- Bodenart
-
- kiesig bis lehmig
- Bodenfeuchte
-
- frisch bis feucht
- Kalkverträglichkeit
-
- kalktolerant
- Nährstoffbedarf
-
- nährstoffreich
- Humus
-
- humusreich
- Zier- oder Nutzwert
-
- Blütenschmuck
- Heilpflanze
- heimische Wildpflanze
- Giftigkeit
-
- ungiftig
- Winterhärte
-
- winterhart
- Klimazonen nach USDA
-
- 5
- Lebensbereiche
-
- G2
- GR2
- Verwendung
-
- Bodendecker
- Gartenstil
-
- Apothekergarten
- Naturgarten
- Bienenfreundlich
- bienenfreundliche Pflanze
- Heilwirkung
- Heilpflanze
Lebensraum
Der Giersch gehört zur Gattung Aegopodium aus der Familie der Doldenblütler, der neben Aegopodium podagraria noch vier weitere Staudenarten angehören. Der Giersch ist die einzige Art, die in Europa vorkommt. Die Halbschattenpflanze bevorzugt ozeanische und subozeanische Bereiche. Von Natur aus kommt sie in buchenreichen Mischwäldern mit Buche, Eiche, Bergahorn und Hainbuche, in Auwäldern, in Wald-, Gebüsch- und Waldsaumgesellschaften sowie am Gewässerrand in der Ruderalflora vor. Die Staude gilt als Frische- und Feuchtezeiger, die im schwach sauren bis schwach alkalischen Bereich wächst. Daneben ist der Giersch als ausgesprochener Stickstoffzeiger bekannt.
Vorkommen
Heimisch ist der Giersch in fast ganz Europa und im gemäßigt-kontinentalen Teil Eurasiens. Sein Verbreitungsgebiet umfasst geografisch gesehen Europa, Türkei, Kaukasus und die Steppen von Kasachstan bis hinauf nach Sibirien. Im Gebirge steigt er bis auf Höhen über 1000 Meter. In Nordamerika wurde der Giersch eingeschleppt.
Vermehrung und Ausbreitung
Vor allem über ein weit reichendes Wurzelgeflecht breitet sich der Giersch aus. Selbst kleinste Abschnitte besitzen ein unglaubliches Wiederausschlagvermögen. Oberirdisch kann man den Giersch eindämmen, wenn man den Blütenstand vor der Samenreife entfernt. Möchte man ihn bekämpfen, dann gehört der Giersch zu den Unkräutern, die dem Gärtner viel Arbeit und Nerven abverlangen.
Wuchs
Der Giersch ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die sehr variabel Höhen zwischen 30 und 100 Zentimetern erreicht. Bodennahe Blätter überwintern schon einmal, der Giersch ist damit teilwintergrün. Die Triebe entspringen aus einem stark wuchernden Rhizom, mit dessen Hilfe sich regelrechte Kolonien bilden können. Die Ausläufer sind mindestens 20 Zentimeter lang und reichen bis zu einen halben Meter tief in den Boden – ihnen ist nur mit der Grabegabel beizukommen. Der Stängel ist kahl, im Querschnitt dreieckig und am Rand von kantigen Furchen durchzogen.
Blätter
Die Blätter vom Giersch stehen wechselständig am Trieb. Die Blattspreite ist doppelt dreizählig oder zweifach gefiedert. Die Fiederblätter selbst sind eiförmig und länglich, sie besitzen einen gesägten Rand. Der Gattungsname Aegopodium bedeutet auf Griechisch "ziegenfüßig": Reißt man ein Blatt ganz unten von der Pflanze ab, sieht der untere Bereich des Stiels wie ein Ziegenfuß aus.
Blüten
Typisch für Aegopodium podagraria ist ein doppeldoldiger weißer, flach ausgebreiteter Blütenstand, bei dem jegliche Hüllblätter fehlen. Die Blütezeit der Pflanze erstreckt sich meist von Juni bis Mitte August.

Giersch (Aegopodium podagraria) trägt ab Juni weiße Blüten
Früchte
Die ungeflügelte Spaltfrucht erinnert an Kümmelsamen, sie ist drei bis vier Millimeter lang.
Standort
Der frostharte Giersch wächst in der Sonne und im Schatten. Nur in der prallen Sonne möchte er nicht stehen.
Boden
Der Giersch liebt stickstoffreichen Boden, der frisch bis feucht und ebenso nährstoffreich sein soll. Er kommt aber auch mit viel weniger aus. Verdichteter Tonboden schreckt ihn nicht ab. Bevorzugt wird aber ein lockerer, tiefgründiger, gut humoser Boden im Garten. Kalk wird toleriert, auch Trockenheit, hoher Säuregehalt wird dagegen gemieden. Der Boden muss frei von Salzen sein.
Ökologischer Wert
Viele seltene Falter wie Dukatenfalter oder Kleiner Eisvogel sind auf den Giersch als Nektar- und Raupenfutterpflanze angewiesen. Auch als Bienenweide ist er hochwillkommen.
Verwendung im Garten
Während die Wildart unter Gärtnern wenig Freunde besitzt, sind panaschierte Auslesen vom Giersch sehr beliebt. Zum einen ist da die weißbunte, bis zu 40 Zentimeter erreichende Form ‘Variegata’. Sie ist ein beliebter Bodendecker, der sich großflächig unter Gehölzen und überhaupt in schattigen Lagen im Garten einsetzen lässt. Man findet sie als "Buntblättriger Giersch" im Handel. Dieser Vertreter wuchert weit weniger als die Art. Auch bei ihr ist es allerdings wichtig, die Blüten vor dem Versamen auszubrechen.
Golden panaschiert ist die Auslese Aegopodium podagraria ‘Gold Marbled‘, die vor allem in der Austriebsphase sehr attraktiv ist und ebenfalls kleiner bleibt als die Wildart. Kombinieren sollte man beide Auslesen nur mit ebenfalls starkwüchsigen Partnern, die auch immergrün sein können. Im Topf machen panaschierte Sorten ebenfalls eine gute Figur, denn sie erhellen düstere Schattenecken mit ihrem Blattschmuck. Wilder Giersch wird gern in Form von Jauche als stickstoffreicher Dünger eingesetzt.
Verwendung als Heilpflanze
Der französische Name "podagraire" – das bedeutet "Gichtheilerin" – weist schon auf die Verwendung des Gierschs als Heilmittel hin. Gleiches gilt für den englischen Namen "Goutweed", was Gichtkraut bedeutet. "Zipperleinskraut" lautet im Übrigen ein weiterer deutscher Name. Demzufolge verwendet man einen Tee aus jungen Blättern, um Harnsäure abzuleiten. Früher war es oft üblich, sich die Blätter als Schutz vor der Gicht in den Schuh zu legen. Kompressen und Bäder, für die Bestandteile der Wurzeln verwendet werden, sollen bei Gelenkschmerzen, Wunden, Krampfadern und Insektenstichen helfen. Dazu zerstößt oder zerkaut man die Blätter und reibt den Brei auf die betroffene Hautstelle.

Ob als Heilpflanze gegen Gicht oder als Zutat in Suppen und Salaten: Der Giersch ist ein vielseitiges Kraut. Die frischen, jungen Blätter kann man auch für einen Tee mit Wasser aufbrühen
Verwendung in der Küche
Einfach aufessen – das ist der Tipp, den entspannte Gärtner beim Giersch bereit halten! Der genügsame Giersch diente den Menschen vor allem in Krisenzeiten als Nahrung, heute erlebt er ein Comeback und wird als Superfood gehypt. Die Blätter sind reich an Vitamin C, Magnesium, Kalzium und Eisen, locker kann er mit Zitrone oder Spinat mithalten. Zwischen März und Mai kann man die jungen Blätter, die wie eine Mischung aus Petersilie und Karotte schmecken, roh zusammen mit anderen Wildkräutern im Salat oder gekocht wie Spinat verzehren. Die Blattstiele dünstet man im Sommer. Kurz blanchiert sollen sie ähnlich wie Spargel schmecken. Viele Blätter lassen sich auch in einem Giersch-Pesto verarbeiten. Aber Achtung: Beim Sammeln besteht Verwechslungsmöglichkeit mit dem giftigen Schierling. Giersch erkennt man gut am dreikantigen Blattstiel, bei dem eine Kante rund und die gegenüberlegende konkav eingewölbt ist.
"Drei, drei, drei – beim Giersch bist du dabei." – So lautet ein Merkspruch, der den dreikantigen Stiel, das dreiteilige Blatt und das obere dreigeteilte Einzelblatt als Erkennungsmerkmale definiert.
Jetzt reinhören und mehr über essbare Wildpflanzen erfahren
Pflanzen wie Gundermann und Spitzwegerich werden oft einfach als Unkraut bezeichnet. Dabei steckt viel mehr in ihnen: Als Wildkräuter sind sie gesund, schmackhaft und bereichern so manche Speisen wie Salat, Smoothies und Suppen. Wissenswertes rund um essbare Wildpflanzen gibt es in dieser Folge unseres Podcasts "Grünstadtmenschen", in der sich Redakteurin Nicole Edler mit Ursula Rücks, ausgebildete "Fachberaterin für Selbstversorgung mit essbaren Wildpflanzen", unterhält. Hören Sie direkt rein!
Giersch pflanzen und pflegen
Nur die panaschierten Formen vom Giersch lassen sich im Garten halbwegs im Zaum halten. Vorsorglich sollte man auch ‘Variegata’ und ‘Golden Marbled’ bereits beim Pflanzen durch eine Wurzelbarriere Grenzen setzen. Pflegemaßnahmen – abgesehen vom Entfernen der Blütenstände und einem Abmähen des Laubs, wenn es unansehnlich ist – sind nicht notwendig. Bei großer Trockenheit sollten Sie den Giersch aber mit Wasser versorgen.
Krankheiten und Schädlinge
Der Giersch wird von Rostpilzen und Gallen befallen. Das kann ihn in seiner Robustheit aber nicht beeinträchtigen.