So entsteht die Herbstfärbung
Ob amerikanischer "Indian Summer" oder deutscher "Goldener Oktober" – die leuchtend rote oder gelbe Herbstfärbung der Bäume fasziniert nicht nur Dichter und Poeten. Haben Sie sich eigentlich schon mal gefragt, warum sich die Blätter im Herbst verfärben?

Ein Spaziergang durch den herbstlichen Wald erzeugt eine ganz eigene Stimmung
Wenn der Winter vor der Tür steht, legen nicht nur viele Tiere Vorräte an. Die Bäume und Sträucher schaffen sich jetzt auch für die nächste Saison ein Nährstoffpolster. Diesen Prozess können wir mit der Herbstfärbung der Gehölze sozusagen live miterleben.
Der stickstoffreiche grüne Blattfarbstoff (Chlorophyll), mit dem die Pflanzen die Energie des Sonnenlichts für die Bildung von Zucker nutzen (Photosynthese), wird jetzt in seine Bestandteile zerlegt und eingelagert. Im Laufe dieses Prozesses wird sichtbar, dass die Blätter auch orange und gelbe Farbstoffe (Carotinoide und Xanthophylle) enthalten. Sie sind zwar immer vorhanden, werden aber im Frühling und Sommer vom Chlorophyll überlagert. Beide Farbstoffe sind ebenfalls am Photosynthese-Prozess beteiligt.

Der Ginkgo ist bekannt für seine goldgelbe Herbstfarbe
Von Grün zu Gelb
Bäume wie der Ginkgo bauen die Carotinoide im Herbst gleichzeitig mit dem Chlorophyll ab. Bei ihnen wechselt die Blattfarbe übergangslos von Grün zu Gelb, denn die gelben Xanthophylle werden nicht recycelt, sondern bleiben in den Blattzellen zurück. Bei anderen Gehölzen wie dem Essigbaum lässt sich im Herbst sehr schön beobachten, wie der Abbauprozess über die Farben Grün, Rotorange und Gelb etappenweise stattfindet.

Die Blätter des Wilden Weins verfärben sich leuchtend rot bis violett
Rot wie der Sonnenuntergang
Bäume mit roten Blättern im Herbst wie der Amberbaum stehen bei Hobbygärtnern hoch im Kurs. Für diese Farbtöne ist eine andere Farbstoffgruppe zuständig: die Anthocyane. Ihre Funktion ist wissenschaftlich noch nicht ganz geklärt, aber immerhin weiß man heute, dass sie bei der Photosynthese keine Rolle spielen. Die Botaniker vermuten, dass die Anthocyane erst im Herbst gebildet werden und als Sonnenschutz wirken. Sie schützen wahrscheinlich die Abbauprodukte der anderen Farbstoffe vor unkontrollierter Zersetzung durch das UV-Licht. Deshalb ist die rote Blattfärbung bei kühlem, sonnigem Herbstwetter besonders intensiv. Übrigens: Bei rotlaubigen Bäumen wie Blutbuche oder Blutpflaume sind ebenfalls Anthocyane für die Blattfarbe verantwortlich.
Die Blätter des Essigbaums zeigen im Herbst besonders schöne Farbverläufe
Am Ende fallen die Blätter
Die Blätter fallen schließlich zu Boden, weil sich parallel zu den Abbauprozessen zwischen Blattansatz und Zweig eine dünne Korkschicht bildet. Sie verschließt die Verbindungskanäle und verhindert, dass Parasiten und Krankheitserreger eindringen. Sobald die Korkschicht fertig ist, reicht schon ein kleiner Windstoß, um das Blatt abzulösen. Einige Bäume wie zum Beispiel die Buchen können sich allerdings von ihren alten Blättern nicht so richtig trennen. Sie bleiben zum Teil bis zum neuen Austrieb im Frühling haften.
Laubfärbung und Fruchtschmuck: Beliebte Herbstgehölze
Im Herbst färben viele Bäume und Sträucher ihr Laub und zeigen dabei eine atemberaubende Farbenvielfalt. Vor allem die verschiedenen Sorten des Fächerahorns (Acer palmatum) wissen mit ihren vielgestaltigen Blättern und der auffälligen gelben oder roten Laubfärbung zu begeistern. Auch der Wilde Wein zeigt sich im Herbst von seiner schönsten Seite. Die Blätter sind je nach Art fünfteilig oder eiförmig bis dreispitzig und zeigen eine orange bis tiefrote Herbstfärbung. Besonders dicht bewachsene Häuserfassaden begeistern im Herbst sobald sich die Blätter feuerrot verfärben.

Die Färbung des Ahorns darf im Herbst nicht fehlen
Alle sommergrünen Pfaffenhütchen-Arten zeigen im Herbst eine intensive orangefarbene bis rote Blattfärbung mit starker Leuchtkraft. Auch die immergrünen Kletterspindeln färben ihr Laub im Herbst und Winter leicht rosafarben bis rötlich. Die Süßkirschen und Zierkirschen zeigen zum Teil im Herbst ebenfalls eine schöne Laubfärbung. Vor allem die Mahagoni-Kirsche (Prunus serrula) beeindruckt mit roter Laubfärbung und schöner Rindenzeichnung.

Zu den schönsten herbstfärbenden Gartengehölzen zählt der Amberbaum (Liquidambar styraciflua): Wie bereits erwähnt, zeigt er mit seinen ahornähnlichen Blättern im Herbst von Schwarzviolett bis Gelborange fast die gesamte Farbpalette. Der Liebesperlenstrauch (Callicarpa bodinieri var. giraldii ‘Profusion’) verzaubert im Spätherbst mit seinem auffälligen lilafarbenen Fruchtschmuck. Der Eisenholzbaum (Parrotia persica) ist ein echter Geheimtipp unter Gärtnern. Er glänzt mit einer leuchtend orangefarbenen bis bordeauxroten und schließlich gelben Färbung.