Hirtentäschelkraut
Capsella bursa-pastoris
So allgegenwärtig die eher unscheinbare Wildpflanze ist, so vielseitig ist das Hirtentäschelkraut in der Küche und als Heilpflanze zu verwenden.
Steckbrief
- Wuchstyp
-
- zweijährig oder kurzlebig
- Wuchshöhe
- von 10 cm bis 50 cm
- Wuchsbreite
- von 0 cm bis 0 cm
- Wuchseigenschaften
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- aufrecht
- rosettenbildend
- Blütenfarbe
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- weiß
- Blütezeit (Monat)
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- Februar bis Oktober
- Blütenform
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- doldenähnlich
- Trauben
- Blattfarbe
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- grün
- Blattform
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- ganzrandig
- gefiedert
- gelappt
- länglich
- lanzettlich
- Blatteigenschaften
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- Rosette
- Fruchtform
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- Schote
- Licht
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- sonnig bis halbschattig
- Bodenart
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- lehmig
- Bodenfeuchte
-
- mäßig trocken bis frisch
- Kalkverträglichkeit
-
- kalktolerant
- Nährstoffbedarf
-
- mäßig nährstoffreich bis nährstoffreich
- Humus
-
- humusreich
- Zier- oder Nutzwert
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- Blütenschmuck
- Heilpflanze
- Nektar- oder Pollenpflanze
- Giftigkeit
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- ungiftig
- Winterhärte
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- winterhart
- Verwendung
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- Blumenwiesen
- Verwilderung
- Gartenstil
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- Apothekergarten
- Naturgarten
- Bienenfreundlich
- bienenfreundliche Pflanze
- Heilwirkung
- Heilpflanze
Verbreitung/Natürliches Vorkommen
Das Hirtentäschelkraut (Capsella bursa-pastoris), auch nur Hirtentäschel oder Gewöhnliches Hirtentäschel genannt, ist eine eher unauffällige Pflanzen. Sie ist aber sehr anpassungsfähig und mittlerweile rund um die Erde in allen Ländern zu finden. Der Ursprung dieser Pflanzenart wird im mediterranen Raum vermutet. Sie hat sich zuerst in ganz Eurasien und im Norden Afrikas ausgebreitet. Auf den übrigen Kontinenten hat sich das Kraut mit der Zeit als Neophyt eingebürgert. Die ein- bis zweijährige Pflanze wächst vor allem auf Äckern und Schutt- beziehungsweise Ruderalflächen, an Wegen und in Gärten. Sie kommt bis in Höhenlagen von mindestens 2.000 Metern vor.
Die Pflanzengattung Capsella beinhaltet außer dem Hirtentäschelkraut nur noch einige wenige Arten, die sehr eng miteinander verwandt sind. Sie gehört in die große Familie der Kreuzblütengewächse (Brassicaceae). Typisch für diese Pflanzenfamilie sind die vier, sich kreuzweise gegenüberstehenden Blütenblätter. Der lateinische Gattungsname Capsella bedeutet "Kleine Kapsel", der Artname "bursa-pastoris" so viel wie "kleine Tasche des Hirten" und deutet auf die Form der dreieckigen Samenschoten hin. Eine ähnliche Form hatten die in früheren Zeiten von Hirten getragenen Taschen. Durch die Nutzung als Heilpflanze hat das Hirtentäschel je nach Region auch noch viele volkstümliche Bezeichnungen wie zum Beispiel Herzelkraut, Taschenkraut, Schneiderbeutel, Löffeli oder Bauernsenf.
Wuchs
Die ein- bis zweijährige, krautige Pflanze hat eine wenig verzweigte, weißliche Pfahlwurzel, die bis zu 90 Zentimeter tief in den Boden reichen kann. Das Hirtentäschelkraut bildet nach den Keimblättern und einigen Basisblättern eine flache, grundständige Blattrosette. Später dann wächst ein aufrechter, wenig verzweigten Blütenstand heran. Je nach Standort und Klima wird Capsella bursa-pastoris zehn bis fünfzig Zentimeter groß. Die ganze Pflanze ist flaumig behaart.

Das kurzlebige Hirtentäschelkraut bildet eine flache Blattrosette aus, aus der später die Blütenstängel entspringen
Blätter
Die Blätter der grundständigen Rosette sind länglich und am Rand buchtig gelappt bis gefiedert. Die Stängelblätter hingegen sind lanzettlich und ganzrandig, wobei der Blattgrund den Stängel umfasst und an beiden Seiten zipfelartig ausläuft. Unterseits sind die Blätter dunkel behaart. Die Blätter an den Blütenstängeln sind kreuzständig angeordnet.
Blüten
Die gestielten Einzelblüten von Capsella bursa-pastoris stehen in doldenartigen Blütenständen zusammen, der sich zur Fruchtreife hin immer mehr streckt und eigentlich eine Blütentraube ist. Die Blütenstände wachsen aus den Blattachseln der Stängelblätter. Die Einzelblüten darin werden nur etwa drei Millimeter groß, haben vier Kelchblätter und vier weiße Blütenblätter.
Die Blüten des Hirtentäschelkrauts können sich selbst bestäuben und werden außerdem gern von zierlichen Schwebfliegen und kleineren Wildbienen-Arten angeflogen, die die Pflanze als Nektarquelle nutzen. Die Blütezeit reicht vom zeitigen Frühjahr bis in den Herbst.

Die Blüten des Hirtentäschelkrauts sind bei kleineren Wildbienen-Arten eine beliebte Nektarquelle. Am Blütenstängel entlang sind hier auch schon die Samen zu erkennen, die wie kleine Herzen aussehen
Früchte
Aus den befruchteten Blüten entstehen die namensgebenden mehrsamigen Schötchenfrüchte. Sie sind verkehrt herzförmig und im reifen Zustand bräunlich gefärbt. Die Größe ist etwa sechs mal acht Millimeter. Die große Verbreitung der Pflanze ist auch damit zu erklären, dass sie durch die lange Blütezeit eine Unmenge von Samen produzieren kann. Je Pflanze können dies bis zu 64.000 Stück sein. Und diese bleiben im Boden bis zu 30 Jahre keimfähig. Sie verbreiten sich durch Wind und Regenwasser oder durch Vögel und andere Kleinsäuger. Auch in Rinderdung wurden Hirtentäschelkrautsamen schon unversehrt gefunden. Die reifen Samen sind leicht klebrig und haften daher auch an Reifen, Schuhen und Hufen. Alles gute Voraussetzungen für die Pflanze, um sich sehr erfolgreich neue Standorte zu erschließen.
Standort
Das Hirtentäschelkraut wächst auf sonnigen bis leicht schattigen Standorten.
Boden
Capsella bursa-pastoris verbreitet sich vor allem auf nährstoffreichen Boden schnell. Besonders da, wo der Boden offen ist, wie auf einem umgepflügten Acker, keimen die Samen reichlich. Daher ist sie in Raps und Getreideäckern auch als Unkraut zu finden und kann vor allem beim Raps lästig werden und zur Übertragung von Pflanzenkrankheiten wie der Kohlhernie führen. Diese befällt sowohl das Hirtentäschelkraut als auch den Raps, weil beide zur gleichen Pflanzenfamilie gehören.
Zeigerwerte
Da das Hirtentäschelkraut ein so unspezifisches und großes Verbreitungsgebiet hat, zeigt es kaum spezielle Zeigerwerte an. Allenfalls ist das Vorhandensein der Pflanze ein Hinweis auf verstärkt stickstoffhaltigen Boden.
Lebensgemeinschaften
Capsella bursa-pastoris hat keine speziellen Lebensgemeinschaften mit anderen Pflanzen. Häufig findet man die Pflanze zusammen mit anderen häufigen Ruderalpflanzen wie der Acker-Melde oder dem Vogel-Knöterich.
Heilwirkung
Die Pflanze wird schon seit dem Altertum als Heilpflanze genutzt. Hippokrates im alten Griechenland bezeichnete das Hirtentäschelkraut als wichtigstes Mittel zum Blutstillen, zum Beispiel bei ungewöhnlich starken Blutungen der Gebärmutter. Im Mittelalter war das Kraut ein häufig eingesetztes Mittel, um zum Beispiel Nasenbluten zu stillen oder bei Hämorrhoiden zu helfen. Dem Kraut wird dazu noch eine positive Wirkung auf die Blutgefäße nachgesagt. Es soll blutreinigend und harntreibend sein. Bei Verletzungen kann etwas zerquetschtes Kraut als Erste-Hilfe-Mittel auf die Wunde gelegt werden.

Um seine Heilwirkung zu nutzen, wird das Hirtentäschelkraut gerne als Tee zubereitet
Als Wirkstoffe in Capsella bursa-pastoris sind vor allem verschiedene Flavonoide zu nennen und ein dem Oxitozin ähnliches Peptid, das die Blutgerinnung beeinflussen kann. Um einen Vorrat für Tee zu haben, erntet man das Hirtentäschelkraut blühend in den Frühsommermonaten und trocknet es schonend. Dabei ist darauf zu achten, dass die Pflanze relativ häufig von einer Pilzkrankheit befallen wird, dem Weißen Rost. Wählen sie für die Ernte nur rostfreies Pflanzenmaterial.
Um die Inhaltstoffe haltbar zu machen, lässt sich auch eine Tinktur herstellen. Hierzu setzt man das frische, kleingeschnittene Kraut mit einem 38 prozentigen Korn auf und erhält dann nach zwei Wochen eine alkoholische Lösung für blutstillende Wundauflagen. Die Tinktur wird dabei im Verhältnis 1:1 mit Wasser verdünnt.
Sonstige Nutzung
Die ganze Pflanze hat nicht nur viele heilende Eigenschaften. Hirtentäschelkraut wird aufgrund seines angenehmen Geschmacks auch als Wildgemüse oder Salatpflanze geschätzt. Es enthält viel Vitamin C und reichlich Mineralstoffe. Die reifen Samen enthalten Senföle und können zu einer Art Senf verarbeitet werden oder als Pfefferersatz dienen. Die Wurzeln enthalten ebenfalls Scharfstoffe. Getrocknet und gemahlen haben sie einen ingwerähnlichen Geschmack. Der Genuss von Capsella bursa-pastoris regt die Darmtätigkeit an und kann daher bei Übermaß zu Durchfall führen.

Auch in der Küche wird das Hirtentäschelkraut wegen seines angenehmen Geschmacks und hohen Vitamin-C-Gehalts gerne verwendet
Ökologischer Wert
Die Blüten werden wie beschrieben von kleineren blütenbesuchenden Insekten als Nektarquelle genutzt. Und die Samen vom Hirtentäschelkraut sind beliebt bei Vögeln und Kleinsäugern.