Hochstämmchen
Ob Rosen, Beerenstämme oder Ziergehölze, solo oder im Beet – Hochstämmchen für den Garten sind elegant, vielseitig und beanspruchen nicht viel Platz.
Ursprung
Hochstämmchen haben eine lange Gartentradition. Der Lorbeer (Laurus) beispielsweise wurde bereits in den antiken römischen Nutzgärten als kleiner Baum mit Kugelkrone gezogen, damit man seine aromatischen Blätter pflücken konnte, ohne sich bücken zu müssen. In den prachtvollen Barockgärten waren auf Hochstamm veredelte Rosen und Buchsbäumchen mit Stamm und geschnittener Kugelkrone häufig anzutreffen. Und auch für moderne Gärten werden grüne und blühende Gehölze auf halbhohen Stämmen immer beliebter.
Typische Pflanzen für Hochstämmchen
Hochstammrosen
Rosen sind mit die beliebtesten Pflanzen, welche auf Stämmchen veredelt werden. Neben den klassischen Edelrosen werden auch Kletterrosen oder Bodendeckerrosen zur Zucht von Stammrosen verwendet. Aus ihnen entstehen romantisch hängende oder ausladende Blütenkronen, die als Trauer- oder Kaskadenrosen in den Handel kommen.
Japanische Schmuck-Weide
Hochstämmchen müssen nicht immer auffällig blühende Pflanzen sein. Auch Gehölze mit schönen Kronenformen und Blattfarben wie zum Beispiel die Japanische Schmuck-Weide (Salix hakuro ‘Nishiki’) machen sich gut als grüne Ruhepole, die über dem wilden Farbenspiel im Erdgeschoss wachen.

Die Japanische Schmuck-Weide sollte man jedes Frühjahr kräftig zurückschneiden. So bleibt die Kugelform erhalten und das Laub färbt sich schön aus
Buchsbaum
Die Anzucht von Hochstämmchen aus Buchs ist sehr zeitaufwändig. Das ist auch der Grund, warum fertige Hochstämme im Handel so teuer sind. Um eine Buchskugel auf einem Hochstamm zu ziehen, benötigt man mindestens zehn Jahre. Rechts und links der Haustür beispielsweise sind sie aber ein schöner Blickfang.
Weidenblättrige Birne
Zunehmender Beliebtheit erfreut sich auch die Weidenblättrige Birne (Pyrus salicifolia). Sie passt mit ihrem graugrünen Laub und der kaskadenartig überhängenden Krone sehr gut in mediterran gestaltete Gärten. Ihre Krone wird aber mit den Jahren drei bis vier Meter breit, räumen Sie ihr also entsprechend viel Platz im Garten ein.

Die Weidenblättrige Birne mutet auf den ersten Blick ziemlich exotisch an und erinnert mit ihren schmalen grauen Blättern an einen Olivenbaum
Kübelpflanzen
Ein absoluter Klassiker sind Hochstämmchen im Kübel. Hierbei handelt es sich meist um mediterrane und sommerblühende Sträucher wie Oleander, Wandelröschen, Olivenbaum, Fuchsien oder Zitrusbäumchen. Diese Pflanzen müssen nicht veredelt, sondern nur im Jugendstadium richtig gezogen werden, um einen Hochstamm zu entwickeln. Ein stabiler Pflanztopf, ein regelmäßiger Schnitt sowie eine Überwinterung an einem geschützten Ort sind für Kübel-Hochstämmchen wichtig.

Viele Kübelpflanzen wie Oleander oder das hier abgebildete Wandelröschen lassen sich als Hochstamm ziehen
Beeren-Hochstämmchen
Auch aus Beerensträuchern wie Stachelbeeren und Johannisbeeren lassen sich Hochstämmchen ziehen. Diese sehen äußerst attraktiv aus, sparen viel Platz im Nutzbeet und liefern eine rückenschonende Erntehöhe gleich mit. Zwar sind die veredelten Hochstammbeeren nicht ganz so robust wie herkömmliche Sträucher, doch besonders für kleinere Gärten eine große Bereicherung. Beeren-Hochstämmchen sollten direkt nach der Ernte zurückgeschnitten werden, um ihre Form zu behalten. Da die Kronen durch den dichten Fruchtbehang recht schwer werden können, müssen Beerenstämmchen mit einem Pfahl gestützt werden.
Besonderheit: Nadelgehölze als Hochstamm

Die Scheinzypresse (Chamaecyparis lawsoniana) ist nicht nur eine beliebte Heckenpflanze – auch als Hochstämmchen ist sie immer häufiger in den Gärten zu finden
Nadelgehölze zieht man meistens auf eigenem Stamm zu Hochstämmchen heran. Erst wenn die Pflanzen die gewünschte Wuchshöhe erreicht haben, werden die unteren Seitentriebe entfernt und die Kronentriebe gestutzt, sodass sie sich gut verzweigen und eine dichte, kompakte Krone bilden. Die Berg-Kiefer (Pinus mugo) beispielsweise muss regelmäßig entspitzt werden, damit die Krone kompakt bleibt. Dazu bricht man im April/Mai die jungen weichen Triebkerzen einfach von Hand in der Mitte durch. Zypressengewächse wie Wacholder, Scheinzypresse und Lebensbaum werden ein- bis zweimal im Jahr mit der Heckenschere in Form geschnitten, damit sie kompakt bleiben.
Anzucht von Hochstämmchen
Da viele Pflanzen, die als Hochstamm erzogen werden sollen, keinen geraden Stamm bilden oder aber äußerst langsamwüchsig sind, werden häufig Edelsorten auf wüchsigere Unterlagen aufgepfropft. Die Japanische Schmuck-Weide wird beispielsweise auf einjährige Ruten der Aschweide (Salix cinerea) veredelt. Diese werden nach dem Veredeln wie Steckholz unbewurzelt in Töpfe gesteckt. Im Laufe des Frühlings bilden sie Wurzeln, gleichzeitig wächst auch das Edelreis an und treibt aus.

Um einen Hochstamm zu ziehen, wird häufig die Edelsorte auf die Wildform aufgepfropft
Diese verhältnismäßig einfache Anzuchtmethode ist nicht bei allen Hochstämmchen möglich. Bei Hochstammrosen sät man speziell für die Anzucht des Stämmchens die Hundsrose ‘Pfänders’ (Rosa canina) aus, weil sie besonders gerade Triebe bildet. Im Winter schneidet man bei den dreijährigen Sämlingen bis auf den kräftigsten alle anderen Äste an der Basis ab, pflanzt sie um und setzt im nächsten Sommer für die spätere Krone auf der gewünschten Höhe ein bis zwei Augen der Edelsorte ein.
Sträucher wie die Weidenblättrige Birne werden wie Rosen ebenfalls auf fertige Hochstämmchen veredelt, man verwendet in diesem Fall Sämlinge der wilden Holzbirne (Pyrus communis) oder des Eingriffeligen Weißdorns (Crataegus monogyna). Im Handel sind auch Pflanzen mit "echtem" Stamm zu bekommen. Dazu müssen die jungen Sämlinge mit Hilfe von Bambusstäben in der Baumschule aufrecht gezogen werden. Ihre Stämme sind dann aber nicht besonders gerade und zeigen oft Drehwuchs. Auch brauchen sie meist länger, um in die Höhe zu wachsen und sind daher entsprechend teurer.
Gartengestaltung mit Hochstämmchen

Hochstämmchen sorgen für eine zweite Blüten-Ebene im Beet
Hochstämmchen sind nicht natürlich gewachsen, sondern werden in der Gärtnerei veredelt oder über Jahre mit der Schere in Form gebracht – das erklärt auch ihren relativ hohen Preis. Der gestalterische Reiz der Hochstämmchen liegt darin, dass man Beete mit zwei Blüten-Ebenen anlegen kann. In Bodennähe blühen Beetrosen, Lavendel und Blütenstauden und darüber schweben die Kronen der Hochstammrosen, während ihr dünner, unauffälliger Stamm sich im Farbenspiel der unteren Etage verliert. Auch im Nutzgarten sind Hochstämmchen eine tolle Bereicherung. So können Beeren- und Kräuterhochstämme ihre Triebe über dem Gemüsebeet ausbreiten. Dann befinden sich sowohl Naschbeeren als auch das verführerische Kräuteraroma direkt in Reichweite.
Besondere Pflege von Hochstämmchen

Hochstämmchen brauchen sorgfältigen Winterschutz. Packen Sie nicht nur den Wurzelbereich, sondern auch die Veredelungsstelle und die Krone gut ein
Hochstämmchen sind nicht so robust, wie Pflanzen mit natürlichem Wuchs. Achten Sie auf einen guten Winterschutz, denn die direkt unter der Krone liegende Veredelungsstelle kann bei Frost und Wind leicht Schaden nehmen. Der Stamm sollte im Winter möglichst nicht der Morgensonne ausgesetzt sein, da partielles starkes Aufheizen der Rinde schnell zu Frostrissen führt. Da Seitenzweige als natürliche Beschattung des Stamms fehlen, sollten Sie ihn mit einer Schilfmatte schattieren oder mit einem Licht reflektierenden weißen Schutzanstrich versehen. Die Spezialfarbe ist im Gartenfachhandel erhältlich.
Achten Sie auch darauf, dass die Pflanzen nicht zu windexponiert stehen und sichern Sie sie im Zweifelsfall mit einem Bambusstab oder einem Pfahl. Bei Hochstämmchen, die von Natur aus strauchartig wachsen, bilden sich am Stamm gelegentlich neue Triebe. Reißen Sie diese möglichst frühzeitig mit der Hand vorsichtig aus. So entfernen Sie auch den Astring mit und hindern die Pflanze am erneuten Austrieb. Ein regelmäßiger Rückschnitt der Krone ist bei Hochstämmchen unerlässlich, da diese sonst schnell zu schwer wird und auseinanderbricht.