Gerade in den Wintermonaten hat unser Organismus einen erhöhten Bedarf an abwehrstärkenden Vitaminen und sekundären Pflanzenstoffen. Würzige Keimsprossen sind kinderleicht auf der Fensterbank zu ziehen und decken den Energiebedarf wie kaum ein anderes Gemüse.
Keimsprossen selber zu ziehen, ist kinderleicht – und das Ergebnis ist nicht nur gesund, sondern auch ziemlich lecker. Bei Keimsprossen, die auch Keimlinge oder Sämlinge genannt werden, handelt es sich um Jungaustriebe, die aus den Samen von Gemüse- und Getreidepflanzen gekeimt sind. Das Interessante dabei: Die meisten der Mineralien, Vitamine und Aminosäuren bilden sich erst beim Keimen richtig aus. In Kontakt mit Feuchtigkeit und Wärme vervielfacht sich deshalb der Vitalstoffgehalt in nur wenigen Stunden. Grund genug, Keimlinge möglichst oft auf den Tisch zu bringen. Besonders in der kalten Jahreszeit sind sie, aufgrund ihrer einfachen Aussat, eine ideale Quelle für das abwehrstärkende Vitamin C. Zusätzlich bieten die Baby-Pflänzchen Eisen, Zink, Kalium, Kalzium und Magnesium. Auch ihr Gehalt an lebenswichtigen Aminosäuren, Enzymen und sekundären Pflanzenstoffen ist nicht zu verachten. Gerade für Vegetarier und Veganer sind die Minis zudem ein sehr guter Liefernat für Eiweiß und B-Vitamine.

Kresse wächst in Anzuchtschalen sehr hygienisch
Weniger ist manchmal mehr: Sprossensamen sind außerordentlich ergiebig! Bereits mit einem bis zwei Esslöffel Samen können Sie eine komplette Schale Sprossen ziehen. Zur Aussaat eignen sich die verschiedensten Gefäße. Man kann ein spezielles Keimgerät, ein einfaches Sprossenglas oder einen Kresseigel verwenden. Für Kresse genügt auch eine flache Schale, die mit feuchtem Küchenkrepp ausgelegt ist.
Achtung Schimmelgefahr
Durch das feuchte Milieu, in dem die Samen keimen, ist auch die Gefahr der Bakterienbildung relativ hoch. Spülen Sie die Keimlinge deshalb zwei bis drei Mal täglich mit lauwarmem Wasser durch, um Schimmelbildung und Bakterienbefall zu verhindern. Auch eine möglichst kühle Raumtemperatur zwischen 18 und 20 Grad Celsius reduziert die Keimbelastung und die Sprossen sind länger haltbar. Vor dem Verzehr sollten Sie die Sprossen gut unter fließendem Wasser abwaschen.
Die nussigen Keimlinge der Roten Bete enthalten viel Vitamin C, Folsäure und dazu Magnesium (links). Alfalfa-Sprossen kann man auch schon nach rund zweitägiger Keimdauer genießen, bevor sie die grünen Blättchen ausbilden
Tipp: Die kleinen weißen Härchen, die sich manchmal im Wurzelbereich von Rettich- oder Kressesprossen bilden, sehen zwar auf den ersten Blick aus wie Schimmel, sind aber sehr feine Wassersuchwurzeln. Wenn die Keimsprossen tatsächlich schimmeln, findet sich Schimmel auf dem ganzen Samen, nicht nur im Wurzelbereich.
Rucola-Keimlinge (links) enthalten große Mengen Jod. Bei Schilddrüsenproblemen ist daher Vorsicht geboten. Kleine Kraftpakete sind die Samen der Mungobohne (rechts). In ihnen stecken die Vitamine C, E und fast alle aus der B-Gruppe. Dazu kommen Mineralien und Spurenlemente wie Eisen, Fluor, Kalzium, Kalium, Kupfer, Magnesium, Mangan, Natrium und Zink
Besonders gut zur Keimsprossen-Anzucht eignen sich Kresse, Sojabohnen, Weizen, Gerste, Roggen, Hafer, Lein, Rettich, Mungobohnen, Senf, Bockshornklee, Sonnenblumenkerne, Buchweizen, Karotte, Alfalfa und Sesam. Brokkoli-, Rucola- und Gartenkresse beinhalten Senföle, die das Wachstum von Krebszellen und Bakterien hemmen. Saponine in Hülsenfrüchten bekämpfen Viren und Pilzerreger. Darüber hinaus enthalten Brokkolikeimlinge eine große Menge des Antioxidans Sulforaphan. Sojabohnenkeimlinge sind bekannt für die entzündungshemmenden Flavonoide, die positiv auf Cholesterinspiegel und Blutdruck wirken. Sonnenblumenkerne und Leinsamen können helfen, den Blutzuckerspiegel zu regulieren.
Keimsprossen richtig genießen
Sehr gut schmecken Keimsprossen roh im Salat, auf Quarkbroten, in Suppen gestreut oder in Dips und Soßen. Keinesfalls sollten sie erhitzt werden, weil sonst die empfindlichen Vitamine verloren gehen. Bei warmen Speisen sollten Sie die Keimsprossen deswegen erst kurz vor dem Servieren zugeben. Achtung: Eine Ausnahme bilden hier Erbsen-, Sojabohnen- und Kichererbsenkeimlinge. Sie enthalten Hämaglutinin, ein Protein, das die roten Blutkörperchen verklumpen lässt. Dieser Stoff wird durch etwa dreiminütiges Blanchieren unschädlich gemacht.
Lassen sich Sprossen lagern?
Da die Keimsprossen recht empfindlich sind, ist es am besten, die Sprossen immer erst kurz vor dem Verzehr zu ernten. Falls Sie sie trotzdem aufbewahren möchten, sollten Sie die Keimlinge gut spülen, in eine Schale legen, mit einem feuchten Tuch bedecken und bei mindestens fünf Grad Celsius im Kühlschrank lagern – so halten sich die Sprossen etwa zwei Tage.

Senföle verleihen Radieschen-Sprossen ihren typischen, leicht scharfen Geschmack. In der Keimbox halten es die Keimsprossen circa fünf bis sieben Tage im Kühlschrank aus, wachsen dort aber noch weiter
Achtung: Sind die Keimsprossen sehr schleimig, riechen faulig oder haben unnatürliche braune Verfärbungen, sind sie ein Fall für den Mülleimer!
Was braucht man, um Keimsprossen selber zu ziehen?
Für die Anzucht braucht man nur ein Einmachglas. Man gibt ein bis zwei Esslöffel der gewünschten Samen hinein und bedeckt sie mit zimmerwarmem Wasser. Nun je nach Samensorte vier bis zwölf Stunden einweichen (siehe Packungsangaben), die Keime in ein Sieb abschütten und gut abspülen. Je besser gespült wird, desto besser sind die Wachstumsbedingungen.
Danach das Keimgut gut abtropfen lassen, ins Glas zurückgeben und dieses verschließen. Die Spül-Prozedur wird täglich zwei- bis dreimal wiederholt, unter anderem, um einem Befall mit Schimmelpilzen vorzubeugen. Das Glas braucht einen hellen Standort ohne direkte Sonne bei 18 bis 22 Grad Celsius. Noch einfacher funktioniert die Anzucht in Keimgläsern mit Siebeinsatz oder Keimgeräten. Die gibt es, genau wie die Samen, im Reformhaus oder Bioladen. Die meisten Sprossen kann man nach drei bis sieben Tagen essen.
Tipp: Sprossen in Keimgläsern ziehen
