Kleinblütiges Purpurglöckchen
Heuchera micrantha
Vom Kleinblütigen Purpurglöckchen gibt es zahlreiche dekorative Züchtungen. Wir stellen die schönsten Heuchera micrantha-Sorten vor und geben Pflegetipps.
Steckbrief
- Wuchstyp
-
- Staude
- Rhizom
- Wuchshöhe
- von 30 cm bis 60 cm
- Wuchseigenschaften
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- horstbildend
- Blütenfarbe
-
- rosa
- weiß
- Blütezeit (Monat)
-
- Juni bis Juli
- Blütenform
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- Glocken
- Schirmrispen
- Trauben
- Blüteneigenschaften
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- ungefüllt
- zwittrig
- Blattfarbe
-
- grün
- gelbgrün
- rot
- silbergrau
- Blattform
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- gelappt
- herzförmig
- rundlich
- Blatteigenschaften
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- wintergrün
- Fruchtfarbe
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- gelb
- rosa
- Fruchtform
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- Kapsel
- Fruchteigenschaften
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- unscheinbar
- Licht
-
- absonnig bis halbschattig
- Bodenart
-
- sandig bis lehmig
- Bodenfeuchte
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- frisch bis mäßig feucht
- ph-Wert
-
- schwach alkalisch bis schwach sauer
- Kalkverträglichkeit
-
- kalktolerant
- Nährstoffbedarf
-
- nährstoffreich
- Humus
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- humusreich
- Zier- oder Nutzwert
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- Blattschmuck
- Winterhärte
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- winterhart
- Klimazonen nach USDA
-
- 5
- Lebensbereiche
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- GR2
- FR2
- ST2
- Verwendung
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- Blumenbeete
- Gruppenpflanzung
- Pflanzgefäße
- Unterpflanzung
- Rabatten
- Gartenstil
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- Blumengarten
- Formaler Garten
- Innenhof
- Rhododendrongarten
- Topfgarten
- Waldgarten
Herkunft
Heuchera micrantha, das Kleinblütige Purpurglöckchen, wurde als Wildart aus dem westlichen Nordamerika vom schottischen Botaniker David Douglas eingeführt. Die reine Art ist zwar kaum in Kultur, das Steinbrechgewächs (Saxifragaceae) spielte aber eine wichtige Rolle bei der Züchtung der heutigen Gartensorten der Purpurglöckchen. Unter anderen kreuzte sie der Staudengärtner Georg Arends aus Ronsdorf zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein und brachte die zierlichen Gracillima-Hybriden hervor. Geschichte schrieb ein Zufallssämling mit tief dunkelrotbraunem Laub aus dem weltberühmten Botanischen Garten Kew Gardens in London. Man taufte ihn Heuchera micrantha ‘Palace Purple’. Es war die erste einer mittlerweile großen Anzahl rotbrauner Blattschmucksorten.
Wuchs
Heuchera micrantha ist eine Blattschmuckstaude. Die grundständigen Blattrosetten werden 30 bis 40 Zentimeter hoch. Darüber erheben sich die Blütenrispen auf drahtigen Stielen und erreichen bis 60 Zentimeter Höhe. Von unten schiebt die Staude ihre rhizomartigen Wurzelstöcke nach oben. Am Naturstandort stemmt sich die Waldpflanze so immer wieder aus der Laubschicht, von der sie jeden Herbst eingeschüttet wird. Sie gehört somit zu den Staudenarten, die im Gärtnerjargon gemeinhin auch als "Laubschlucker" bezeichnet werden.
Blätter
Die gelappten Blätter sind rundlich bis herzförmig, meistens gelappt und von Natur aus silbrig-grau gezeichnet. Die Sorten zeigen jedoch – auch durch Einkreuzung anderer Heuchera-Arten – unterschiedlichste Blattfarben. In milden Wintern bleibt das alte Laub bis zum nächsten Frühjahr vital. Erst dann wird es von den neu austreibenden Blättern überlagert und stirbt mit der Zeit ab.
Blüten
Von Juni bis August bringt das Kleinblütige Purpurglöckchen unzählige kleine, weiße Blütenglöckchen in lockeren Schirmtrauben hervor, die eine reizvoll flirrende Wirkung entfalten. Fängt sich der Morgentau in den grazilen Blütchen, ergibt sich im Sonnenlicht ein Glitzereffekt.

Nicht nur die Blätter, auch die glockenförmigen Blüten von Heuchera micrantha sehen schmuckvoll aus
Früchte
Die Samenstände verfärben sich bei ‘Palace Purple’ rosabronzefarben, bei grün- und gelbblättrigen Sorten gelblich, und bestehen aus kleinen Kapselfrüchten.
Standort
Heuchera micrantha bevorzugt von Natur aus absonnige Lagen, am besten unter größeren Gehölzen mit tolerantem Wurzelwerk. Wenngleich gerade die dunkellaubigen Sorten des Kleinblütigen Purpurglöckchens in Sonne bis Halbschatten gedeihen, wählt man lieber weniger sonnenexponierte Plätze. Das verhindert auch winterliche Blattschäden bei strengen Kahlfrösten.
Boden
Der Boden sollte humusreich und nicht zu trocken sein. Das Kleinblütige Purpurglöckchen wächst umso üppiger, je nährstoffreicher und humoser der Untergrund ist.
Pflanzung
Heuchera micrantha braucht nach dem Pflanzen eine gleichmäßige Bodenfeuchte. Wegen der höheren Niederschläge sind die Frühlings- und Herbstmonate als Pflanzzeit daher besser geeignet als die Sommermonate. Wollen Sie Purpurglöckchen in einen Topf oder Balkonkasten pflanzen, setzen Sie die Staude mit den rhizomartigen Wurzelstöcken etwas tiefer ein als sie vorher im Topf gestanden hat. Dadurch baut sie sich breiter auf.
Pflege
Heuchera micrantha in Pflanzgefäßen müssen Sie regelmäßig gießen. Und auch im Beet sollte man wässern, wenn der natürliche Niederschlag nicht ausreicht. Winternässe dagegen ist vor allem für Silberglöckchen im Topf problematisch. Die Wurzeln faulen, wenn es zu feucht ist. Rücken Sie Topfpflanzen im Winter deshalb unter einen Dachvorsprung und gießen Sie bei Bedarf. Im Herbst können Sie zwischen den Heuchera, die sich aus dem Boden gestemmt haben, Humus auffüllen. Wenn Sie die Stauden nicht teilen wollen (siehe nächster Punkt), revitalisiert auch eine einfache Einschüttung mit Humus die Pflanzen. Verblühtes schneidet man meist zugunsten der Laubwirkung mit der Schere ab. Auch unschön gewordene Blätter schneidet man zurück, vor allem nach dem Winter.
Teilen
Purpurglöckchen schieben sich mit jedem Jahr weiter aus der Erde und verkahlen mit der Zeit von der Mitte her. Abhilfe schaffen Sie durch Teilung. Nehmen Sie die komplette Pflanze aus der Erde. Rhizome, die bereits Wurzeln gebildet haben, können Sie vorsichtig abreißen und die Teilstücke wieder tiefer einsetzen. Es sollte nur der obere, belaubte Teil aus der Erde herausschauen. Der ideale Zeitpunkt dafür liegt zwischen August und September. Die Verjüngung funktioniert aber auch im Frühjahr, etwa, wenn Sie Kleinblütige Purpurglöckchen, die sich aus dem Topf gestemmt haben, neu formieren wollen.
Winterschutz
Das wintergrüne Laub ausgepflanzter Heuchera micrantha leidet im Winter bei Kahlfrösten. Mit einer Reisigabdeckung können Sie die Pflanzen vor Laubschäden schützen. Kleinblütige Purpurglöckchen sind aber winterhart und treiben im Frühjahr auf jeden Fall wieder neu aus – auch wenn das alte Laub erfroren ist. Überlebenswichtig ist ein Winterschutz für die Stauden daher nicht.
Verwendung
Das Kleinblütige Purpurglöckchen ist kein Bodendecker im eigentlichen Sinne – dafür wächst es zu horstig und müsste schon sehr eng gesetzt werden, um die Oberfläche gut abzudecken. Es eignet sich aber perfekt als Blattschmuckpflanze in halbschattiger Gehölznähe, als immergrüne Beeteinfassung und Wegbegleiter. Die Sorten kann man sehr schön mischen. In schattigeren Partien, auch zwischen Rhododendren und Azaleen, passen Heuchera micrantha-Sorten zu Funkien, Lenzrosen, Elfenblumen sowie Gräsern und Farnen. Sie können damit aber auch Kostbarkeiten wie Blauen Lerchensporn (Corydalis elata) und Lilientraube (Liriope) hervorheben. Das dekorative Laub vor allem der dunkellaubigen Auslesen setzt spannende Kontrastpunkte in einer Pflanzung und strukturiert sie. Als Strukturpflanzen in Pflanzgefäßen sind Purpurglöckchen insbesondere für herbstliche Arrangements gefragt, da sie zum Beispiel sehr schön mit Sommerheide harmonieren.

Eine kontrastreiche Kombination im Frühsommerbeet: Heuchera micrantha-Hybriden und Pfingstrosen
Sorten
Wie man heute weiß, ist ‘Palace Purple’ kein direkter Abkömmling des Kleinblütigen Purpurglöckchens, läuft in Staudengärtnereien aber wie andere Sorten weiter unter Heuchera micrantha. Es besticht durch sein dunkles Laub, das je nach Lichteinfall tief weinrot, bronzefarben oder schokoladenbraun schimmert. Die Blüten sind cremefarben. Eine exzellente Selektion aus Sämlingen von ‘Palace Purple’ ist ‘Molly Bush’. Die duftig weißen Blütenrispen bilden einen schönen Kontrast zu den tief purpurvioletten Blättern. Auch die sehr wüchsige ‘Rachel’ ist mit ‘Palace Purple’ vergleichbar, blüht aber rosarot. ‘Plum Pudding’ besitzt nicht nur sehr intensiv schwarzrotes Blattwerk – die Blattoberseite der sehr gut bewerteten Auslese ist attraktiv silbern geadert. Sie blüht weißlich rosa. Eine empfehlenswerte Sorte mit neongelbem Laub ist ‘Lime Marmelade’.
Vermehrung
Heuchera micrantha können Sie durch Aussaat vermehren. Selbst Sämlinge von ‘Palace Purple’ bringen durchweg rotblättrige Pflanzen hervor, vergrünen aber leichter im Lauf des Sommers. Den glänzend dunklen Ton des Ursprungstyps erhält man nur bei vegetativer Vermehrung – etwa, indem man die Stauden einfach teilt oder Risslinge in einer Anzuchtschale bewurzelt.
Krankheiten und Schädlinge
Ein Problem können Dickmaulrüssler werden, die an den Blatträndern den typischen Buchtenfraß verursachen. Gegen die unterirdisch lebenden Larven hilft eine Nematoden-Impfung im Frühjahr. Schnecken vergreifen sich hingegen eher selten an Heuchera micrantha – sie bevorzugen die Funkien, mit denen die Stauden oft zusammen gepflanzt werden. Pilzkrankheiten sind bei allen Purpurglöckchen selten. Treten braune Flecken an den Blättern auf, handelt es sich meistens um trockenheitsbedingten Sonnenbrand.