Maulbeerbaum
Der Maulbeerbaum begeistert mit charaktervollem Wuchsbild und aromatischen Früchten. So pflanzen und pflegen Sie das Gehölz richtig.
Herkunft
Maulbeerbäume gehören zur Pflanzengattung Morus, denen die Familie der Maulbeergewächse (Moraceae) übergeordnet ist. Ursprünglich beschränkte sich das Verbreitungsgebiet der bekannten Arten, die Angaben über die Anzahl schwanken zwischen 12 bis 15, auf die gemäßigten und subtropischen Regionen der Nordhalbkugel mit Ausnahme von Europa. Allerdings sorgten schon die alten Römer und Griechen für die Verbreitung der Nutzpflanzen. So findet man heute in nahezu allen Gegenden Europas mit warmem Weinbauklima Vertreter des Maulbeerbaums.
Am bekanntesten sind bei uns die Weiße Maulbeere und die Schwarze Maulbeere. Die Weiße Maulbeere (Morus alba) stammt aus China und wird seit 4.500 Jahren für die Seidenraupenzucht genutzt. Die ursprünglich in Südwestasien beheimatete Schwarze Maulbeere (Morus nigra) hat wegen ihrer wohlschmeckenden Früchte eine weite Verbreitung gefunden. Und auch die aus Nordamerika stammende Rote Maulbeere (Morus rubra) erfreut sich zunehmend größerer Bekanntheit, da der trockenheitsverträgliche Maulbeerbaum als eines der Zukunftsgehölze im Zeichen des Klimawandels gilt.
Aussehen und Wuchs
Der Maulbeerbaum ist ein sommergrüner, ein- oder mehrtriebiger Baum, der bei uns zwischen 8 und 15 Meter Wuchshöhe und bis zu fünf Meter Kronenbreite erreicht. Seine Rinde ist recht weich und faserig und zeigt bei älteren Exemplaren deutliche Längsstreifen. In Asien schält man die Rinde manchmal heute noch und nutzt sie zur Herstellung des edlen Japanpapiers. Die Blätter des Maulbeerbaums treiben erst sehr spät aus und können an ein und demselben Baum sehr unterschiedlich ausgebildet sein. Meist sind sie breit-eiförmig bis herzförmig, aber oftmals auch zwei- und dreifach gelappt, ähnlich den Feigenblättern. Ihr Blattrand ist in der Regel grob gezähnt. Die meisten Arten zeigen im Herbst eine hübsche gelbe Herbstfärbung, bevor sie ihr Laub abwerfen.

Ein Maulbeerbaum kann mehrere Hundert Jahre alt werden. Die knorrigen Veteranen bezaubern mit ihrem bizarren Wuchs und der dicht belaubten Krone
Die Blütezeit der Maulbeerbäume liegt im Mai und Juni. Dann erscheinen die ährigen Blütenstände in Kätzchen- oder Köpfchenform. Es gibt rein weibliche und rein männliche Blütenstände an demselben Baum, sodass die meisten Arten selbstfruchtbar sind. Für die Übertragung der Pollen sorgt der Wind. Die Früchte des Maulbeerbaums erinnern an Brombeeren, sind aber deutlich länger, nahezu zylinderförmig. Es handelt sich um Sammelnussfrüchte, die je nach Art und Reifegrad weiß, rot, purpur oder schwarz gefärbt sind. Als am schmackhaftesten gelten die Früchte des Schwarzen und Roten Maulbeerbaums, während die Früchte der Weißen Maulbeere im Vergleich dazu als etwas fader beschrieben werden. Während der Reifezeit von Juli bis September sollte man die Bäume laufend durchernten und die Früchte gleich verzehren oder verarbeiten, da sie nicht lagerfähig sind. Auch Vögel, Eichhörnchen und Insekten erfreuen sich an den Maulbeeren.
Standort und Boden
Maulbeerbäume gelten als nicht besonders frosthart und sind deshalb vor allem in Regionen mit mildem Weinbauklima verbreitet. Einmal eingewurzelt und an einem sonnigen und windgeschützten Standort sind sie jedoch oft robuster als erwartet. Der Boden sollte möglichst tiefgründig, locker und nährstoffhaltig sein. Gerne darf der Untergrund kalkhaltig sein. Die Weiße Maulbeere ist frosttoleranter als die Schwarze Maulbeere, dafür aber weniger trockenresistent. Die Rote Maulbeere ähnelt in der Frosthärte der Weißen Maulbeere, schätzt aber feuchtere Böden. Alle Maulbeerbäume sind rauchhart und eignen sich für Stadtklima.

Der Weiße Maulbeerbaum gedeiht an einem sonnigen bis halbschattigen Platz
Pflanzung
Alle Maulbeerarten sollte man möglichst im Frühjahr pflanzen, damit die jungen Gehölze bis zur Kältesaison gut eingewurzelt sind. Wichtig sind eine gute Bodenlockerung vorab sowie ein guter Wasserabzug. Schwere Böden unbedingt mit einer Drainage versehen!
Pflegetipps
Als sogenannte Herzwurzler erreichen die Maulbeerbäume tiefe Bodenschichten und sind bei der Wasserversorgung entsprechend anspruchslos. Alle Arten freuen sich über eine Gabe Kompost im Frühjahr, die man leicht im Bereich der Baumscheibe in den Oberboden einharkt.
Schneiden
Maulbeerbäume sind gut schnittverträglich und können auch als Hecke oder Spalier erzogen werden. Die beste Zeit für jegliche Schnittmaßnahmen ist das zeitige Frühjahr. An den Schnittstellen tritt ein weißer Milchsaft aus, der die Wunden relativ schnell verschließt.
Winterschutz
Vor allem in den ersten Standjahren sollte man einen Maulbeerbaum mit einer dicken Mulchschicht aus Laub und anschließender Reisigabdeckung vor Frost schützen. Umwickeln Sie zudem den Stamm junger Exemplare mit Jutegewebe oder einer Rohrmatte, um die Rinde vor Frostrissen zu schützen.
Verwendung

Im Sommer spendet der Maulbeerbaum wohltuenden Schatten
Maulbeerbäume entwickeln mit der Zeit ein charaktervolles Wuchsbild und ergeben schöne Hausbäume. Ebenso können sie als Obstgehölze oder Spalier- und Heckengehölze zum Einsatz kommen. Ihre breite, dicht beblätterte Krone ist ein guter Schattenspender, aber denken Sie bitte daran, dass die herabfallenden Früchte Böden und Sitzmöbel verfärben können.
Wichtige Arten und Sorten
Von der Weißen Maulbeere (Morus alba) überrascht ‘Pendula’ mit einer Hängeform. Ihre dicht beblätterten Zweige hängen bald bis zum Boden herab. ‘Pyramidalis’ wächst hingegen säulenförmig und erreicht beeindruckende 16 Meter Höhe, die Früchte sind wie bei der Mutterart weiß. ‘Nana’ ist eine schwachwüchsige Kugelform. Ein faszinierendes Wuchsbild mit zickzackförmig wachsenden Zweigen und tief gelappten Blättern bildet Morus alba ‘Laciniata’. Die Züchtung ‘Geraldi Dwarf’ bleibt, wie der Name schon verrät, recht klein. Maximal zwei Meter Wuchshöhe werden erreicht und reichlich Früchte gebildet. Sie ist eine ideale Sorte für die Kübelkultur! Aus der Kreuzung von Morus alba und Morus rubra ist die Sorte ‘Illinois Everbearing’ entstanden, die sich durch gute Frosthärte und wohlschmeckende Früchte auszeichnet. Ihre Wuchshöhe beträgt etwa fünf Meter. Aus Frankreich stammt ‘Collier’, deren großen schwarzen Früchte ein ausgeprägtes Aroma besitzen.
Von Morus nigra überzeugt ‘Mathildes Traum’ mit kräftigem Wuchs und saftreichen Früchten. Sie gilt als Abkömmling vom ältesten Maulbeerbaum Deutschlands. Die britische Sorte Morus nigra ‘Chelsea’ kennt man bereits seit Anfang des 17. Jahrhunderts. In Los Angeles hat ‘Kaester’, die sich durch sehr große und süße Früchte auszeichnet, ihren Ursprung.
Vermehrung
Am erfolgversprechendsten sind vegetative Vermehrungsmethoden wie die Vermehrung durch Stecklinge, die man am besten im Sommer schneidet, oder Steckhölzer, die man im Herbst gewinnt. Möglich ist auch eine Vermehrung durch Absenker im Herbst. Eine Aussaat zeigt nur nach längerer Kältebehandlung der Samen Erfolg. Man muss sich lange gedulden, bis diese Exemplare die ersten Früchte entwickeln. Von den Fruchtsorten des Maulbeerbaums kann man durch Pfropfung auf eine Morus alba-Unterlage Nachwuchs gewinnen.
Krankheiten und Schädlinge
Junge Maulbeerbäume sind bei Raupen und Schnecken sehr beliebt. Vor allem in den ersten drei Standjahren sollte man ein Augenmerk darauf haben, einmal eingewachsene Exemplare erweisen sich aber als sehr robust und widerstandsfähig. Einzig Mehltau befällt bei ungünstigen Witterungsbedingungen manchmal die Blätter, richtet aber keinen größeren Schaden an.