Täuschend echt: Die Doppelgänger mediterraner Pflanzen
Die Weidenblättrige Birne und die Bitterorange sehen mediterranen Pflanzen wie Oliven und Zitrusbäumen zum Verwechseln ähnlich, vertragen aber Frost – und sind deshalb die Idealbesetzung für einen mediterranen Garten im hohen Norden.

In der Toskana prägen stattliche Olivenbäume und schmale Zypressen die Landschaft – im eigenen Garten lässt sich dieses Bild mit entsprechenden winterharten Gehölzen imitieren
Mit ihren mediterranen Pflanzen ziehen die Gärten der Mittelmeerländer den Besucher in ihren Bann. Und sie lassen Wünsche wach werden, etwas von dieser bezaubernden südlichen Atmosphäre auch in den eigenen Garten zu übertragen. Der Traum, einen Garten mit mediterranem Flair anzulegen, lässt sich durchaus verwirklichen, wenn man Olivenbaum und Co. durch Pflanzen ersetzt, die einen ähnlichen Habitus haben und winterhart sind. Bereichert man den Garten zudem mit schönen Accessoires wie zum Beispiel Terracottatöpfen, Steinfiguren oder gar mit einem Wasserbecken, verwandelt sich der eigene Garten in ein kleines südländisches Paradies.
- Weidenblättrige Birne (Pyrus salicifolia
- Schmalblättrige Ölweide (Elaeagnus angustifolia)
- Kirschlorbeer (Prunus laurocerasus)
- Trompetenblume (Campsis radicans)
- Bitterorange (Poncirus trifoliata)
- Raketen-Wacholder (Juniperus scropulorum ‘Skyrocket’)
- Rosmarinweide (Salix rosmarinifolia)
Weidenblättrige Birne statt Olivenbaum
Ein Olivenbaum im Garten: Kann das in unseren Breiten gutgehen? Klar kann es, weil es sich um einen verflixt guten Doppelgänger handelt. Was da so knorrig wächst und längliche, silbergraue Blätter zur Schau trägt, ist die Weidenblättrige Birne (Pyrus salicifolia). Sie verträgt Hitze und Trockenheit, trotzt aber im Gegensatz zu ihrem mediterranen Pendant, der Olive, auch dem Frost. Auch die Schmalblättrige Ölweide (Elaeagnus angustifolia) treibt die Imitationskunst auf die Spitze: Sie bringt zudem olivenförmige Früchte hervor, die essbar sind und süßlich schmecken. Der südländisch wirkende Kleinbaum hat eine weitere Attraktion auf Lager: Im Mai und Juni zeigen sich gelb-silbrige Blütenglöckchen, die angenehm duften.
Welche Pflanze imitiert den Echten Lorbeer?
Beim Echten Lorbeer (Laurus nobilis) geht es weniger um die Blütenwirkung. Geschätzt wird er wegen seiner glänzenden, aromatisch duftenden Blätter, die Gerichten eine charakteristische Würze verleihen. Wer die Würze weiterhin im Laden kauft, kann sich im Garten auch mit Kirschlorbeer (Prunus laurocerasus) behelfen – allerdings sind Blätter und Beeren giftig! Er trotzt kalten Temperaturen besser als der Südländer, ist aber dennoch dankbar, wenn er vor Wintersonne oder austrocknenden Ostwinden geschützt ist.
Trompetenblume statt Bougainvillea
Wie die Bougainvillea erobert die Trompetenblume (Campsis radicans) Hauswände oder Rankgerüste – anfangs zurückhaltend, nach einigen Jahren in rasantem Tempo. Sie trifft zwar nicht ganz den Farbton der prächtigen Bougainvillee und erreicht auch nicht ihre Blütenfülle, aber ihre großen Trompetenblüten haben dennoch mindestens genauso viel Charme. Das liebste Hobby der beiden Kletterkünstler: Sonnenbäder! Nur dann erfreuen sie ihre Besitzer mit unzähligen Blüten. Wenn Sie zudem die letztjährigen Triebe im Frühjahr bis auf wenige Augen zurückschneiden, spornt das die Trompetenblume zu Höchstleistungen an. Auf ein Rankgerüst können Sie getrost verzichten, denn die Pflanze klettert ähnlich wie der Efeu mit Haftwurzeln. Auch der Chinesische Blauregen (Wisteria sinensis) und Weinreben (Vitis vinifera), die an einer Pergola emporranken, sind ein toller Ersatz für mediterrane Pflanzen.
Was ist eine Alternative für Zitruspflanzen?
Unter den Zitruspflanzen gibt es eine Art, die frostigen Temperaturen die Stirn bietet und daher in den Garten gepflanzt werden kann: die Dreiblättrige Orange oder Bitterorange (Poncirus trifoliata). Sie trägt im Frühling wohlriechende, weiße Blüten und im Sommer knapp mandarinengroße Früchte. Diese sind jedoch sehr sauer und daher kaum genießbar. Junge Pflanzen in kühleren Regionen brauchen in den ersten paar Jahren einen Winterschutz aus Mulch und Vlies, danach kann ihnen der Frost nicht mehr viel anhaben.

Mit der Bitterorange wird die Illusion perfekt: Obwohl sie mit den echten Zitrusgewächsen gar nicht so eng verwandt ist, sind ihre Früchte von Laien kaum von echten Zitrusfrüchten zu unterscheiden
Wacholder statt Zypresse
Im kühlen Norden, wo die Echte Zypresse (Cupressus sempervirens) nicht mehr richtig gedeiht, sind schlankwüchsige Wacholdersorten wie Juniperus communis ‘Stricta’ eine gute Alternative, quasi als "Falsche Zypressen". Die Bestbesetzung ist jedoch der extrem schmalwüchsige Raketen-Wacholder (Juniperus scropulorum ‘Skyrocket’), der zum Zypressen-Wacholder gehört. Alle Wacholder gedeihen auf mageren, trockenen Sandböden besser, als im feuchten, nährstoffreichen Lehm. Hier sind die Säulen-Eiben (Taxus baccata ‘Fastigiata’) erste Wahl, auch wenn sie dem Original nicht ganz so nahe kommen.
Die immergrünen Zypressen prägen die Toskana und kommen im milden Weinbauklima auch in unseren Breiten zurecht (links). Säulen-Eibe und Säulen-Wacholder lassen in Kombination mit Heide keinen Gedanken ans Mittelmeer aufkommen. Das ändert sich jedoch schnell, wenn man sie mit Lavendel kombiniert
Welche Pflanze imitiert mediterranen Rosmarin?
Auch dem Rosmarin behagen unsere Temperaturen im Winter nicht. Normalerweise gräbt man den Topf deshalb während des Sommers in den Garten ein und holt ihn im Herbst ins Winterquartier. Zu viel Arbeit? Dann pflanzen Sie einfach die robuste Rosmarinweide (Salix rosmarinifolia). Nur für den nächsten Lammbraten müssen Sie sich die Würze dann woanders besorgen.