Mirabellen
Mirabellen gelten als kleine Schwestern der Pflaumen. Ihr süßes Fruchtfleisch schmeckt vor allem zu Marmelade eingekocht. So pflanzen und pflegen Sie das Obstgehölz.
Herkunft
Mirabellen (Prunus domestica subsp. syriaca) ist – wie auch Zwetschgen und Renekloden – eine Unterart der Pflaume und gehört ebenso wie diese zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Das Steinobst stammt ursprünglich aus Vorderasien und ist seit etwa 1900 auch in Deutschland verbreitet. 1803 wurde die Mirabelle zunächst als Prunus syriaca beschrieben. Erst Mitte des 20. Jahrhunderts wurde sie dann als Unterart der Pflaume eingestuft und trägt seitdem den botanischen Namen Prunus domestica subsp. syriaca. Wie diese Unterart entstanden ist, ist bis heute noch nicht ganz klar. Man geht aber davon aus, dass sie aus einer Kreuzung zwischen Pflaume und Kirschpflaume oder Pflaume und Schlehe entstanden ist.
Mirabelle, oder italienisch Mirabella, bedeutet "die Wunderschöne". Von Laien werden Mirabellen wegen ihres sehr ähnlichen Äußeren oft mit der wilden Kirschpflaume (Prunus cerasifera) oder der vor allem im Süden Deutschlands heimischen Zibarte (Prunus domestica subsp. prisca) verwechselt. Die Früchte dieser beiden Obstgehölze haben jedoch eine glattere Schale, sind vor allem nach dem Erhitzen ziemlich sauer und der Stein löst sich selbst bei Vollreife kaum vom Fleisch. Mirabellen hingegen verströmen schon am Zweig einen Honigduft und schmecken sehr süß.
Aussehen und Wuchs
Die Mirabelle wächst eher als Strauch denn als Baum und wird zwischen drei und fünf Meter hoch. Der sparrige Obstbaum mit blass-rötlicher Rinde bildet eine breite rundliche Krone mit sich verzweigenden Ästen aus. Die Blätter sind klein, eiförmig, mit glatter und dunkelgrüner Oberseite sowie leicht behaarter Unterseite. Die Ränder der wechselständigen Blätter sind gesägt. Von April bis Mai erscheinen kleine, weiße Blüten, die in dichten Dolden angeordnet sind. Die fast runden gelben Früchte mit ledriger Schale haben einen Durchmesser von zwei Zentimetern und sind rot gesprenkelt.

Kleine, weiße Blüten schmücken den Mirabellenbaum im Frühjahr
Standort und Boden
Mirabellen benötigen einen warmen und windgeschützten Standort, zum Beispiel in der Nähe einer Hauswand. Der Boden sollte locker und durchlässig, nährstoffreich und leicht feucht sein. Mirabellen gedeihen auf neutralen bis leicht alkalischen Standorten.
Pflanzung
Bei wurzelnackten Mirabellenbäumen empfiehlt sich eine Pflanzung im Herbst. Heben Sie eine Grube aus, die doppelt so groß ist wie der Wurzelballen. Lockern Sie anschließend das Erdreich etwas auf und setzen Sie die Mirabelle hinein. Ein Stützpfahl sorgt für guten Halt. Geben Sie dann den Erdaushub zusammen mit gut verrottetem Pferdemist in das Pflanzloch. So schaffen Sie optimale Startbedingungen für Ihre Mirabelle.
Pflegetipps
Gießen Sie den Mirabellenbaum nach der Pflanzung gut an. Eine Mulchschicht schützt das Gehölz vor dem Austrocknen des Bodens. Vor allem während lang anhaltender Trockenzeiten sollten Sie die Mirabelle ausreichend und durchdringend wässern, dabei Staunässe jedoch vermeiden. Als Düngung genügt eine Gabe von Kompost im zeitigen Frühjahr.
Erziehung und Schnitt
Um einen guten Fruchtertrag zu gewährleisten, sollten Sie den Mirabellenbaum im zeitigen Frühjahr regelmäßig auslichten. Beim Auslichtungsschnitt lassen Sie am besten einen Mitteltrieb und drei bis vier Seitentriebe stehen, die später viele Früchte tragen. Langtriebe, die im Kronenbereich kaum blühen, sollten kräftig zurückgeschnitten werden, da sie sonst eine Konkurrenz zum Leittrieb bilden. Zudem sollten Sie Wasserschosse und kleiner Seitentriebe schon während des Sommers und nach der Ernte herausschneiden.
Befruchtung
Es gibt selbstbefruchtende Sorten, aber auch solche die zur Befruchtung den Pollen einer zweiten Sorte benötigen, also sogenannte Fremdbefruchter. In der Regel sind die geläufigen Sorten ‘Nancy’ und ‘Bellamira’ selbstbefruchtend, durch das Pflanzen einer zweiten Sorten lässt sich aber der Ertrag oft noch steigern.

Die süßen Früchte sind im Herbst über mehrere Wochen hinweg erntereif
Ernte und Verwertung
Den richtigen Erntezeitpunkt erkennt man an der sortentypisch ausgeprägten Schalenfarbe und sobald die Früchte auf sanften Fingerdruck leicht nachgeben.
Ernten können Sie über mehrere Wochen. Bei besonders "hangfesten" Sorten wie ‘Bellamira’ kann man sich Zeit lassen und die Früchte nach und nach verwerten. Wer ein wenig Säure schätzt, sollte sich mit dem Pflücken dennoch beeilen, denn die Mirabellen werden von Tag zu Tag süßer. Man kann sie entweder frisch vom Baum naschen oder in Kuchen, Quark- und Mehlspeisen verarbeiten. Im Kühlschrank bleiben die Mirabellen nur wenige Tage frisch, besser man entsteint sie rasch und friert sie für den Vorrat ein. Besonders gut eignen sich Mirabellen für Marmelade und Gelee, aber auch zur Herstellung von Mirabellenbrand. Wenn Sie die Mirabellen einkochen, haben Sie noch länger etwas von dem süßen Obst.

Die kleinen Mirabellen halten unverarbeitet nicht sehr lange und sollten deshalb entweder zügig beispielsweise zu Gelee oder Likör verarbeitet oder eingefroren werden
Winterschutz
In den ersten Jahren sollten junge Mirabellenbäume im Winter noch mit einem Vlies umwickelt und so vor starken Frösten geschützt werden. Ein Weißanstrich reduziert die Gefahr von Frostrissen.
Sortentipps
Die meisten Mirabellenbäume wachsen noch heute im Landstrich Lothringen, und von dort stammt auch die berühmte ‘Mirabelle von Nancy’. Dort ist "La Reine de Lorraine" bis heute das kulinarische Wahrzeichen der Region und Basis zahlreicher köstlicher Rezepte.
Bei ‘Nancy’ handelt es sich um eine reichtragende Sorte, deren zuckersüßen Früchte von Ende August bis etwa Ende September reif sind. Die kleinen, runden goldgelben Früchte sind leicht rötlich gepunktet. Die vor allem für Marmeladen und Konfitüren geeignete Sorte ist resistent gegenüber dem Scharka-Virus. ‘Bellamira’ ist eine Kreuzung aus Pflaume und Nancy-Mirabelle und ist regenfest. Die kugelrunden, gelbgrünen Früchte schmecken feinsäuerlich und lassen sich vielseitig verwerten. Die Sorte neigt weniger zu Ertragsschwankungen als andere. ‘Miragrande’ ist eine großfrüchtige, widerstandsfähige Züchtung aus dem Rheingau. Die festen, saftigen, in der Vollreife goldgelben Früchte reifen ab Ende August. ‘Berudge’ wächst nur mittelstark, die Ernte fällt umso reicher aus. Die kleinen, zuckersüßen, rosaroten Früchte verleihen Kompott und Konfitüre eine appetitliche Farbe.
Vermehrung
Sie können Mirabellen über Aussaat und über Wurzelableger vermehren. Die Vermehrung durch Aussaat führt jedoch selten zum Erfolg und aus Kernen gezogene Mirabellenbäume tragen frühestens nach sieben bis acht Jahren Früchte. Unveredelte Mirabellenbäume können auch über Wurzelableger vermehrt werden. Hierbei werden gut entwickelte Schösslinge von der Hauptwurzel abgetrennt und in kleine Töpfe mit Anzuchterde gepflanzt. Halten Sie die Erde bis zur Bewurzelung gut feucht.
Krankheiten und Schädlinge
Mirabellen sind im Allgemeinen weniger anfällig für Krankheiten und Schädlinge als Pflaumen und Zwetschgen. Dennoch treten zuweilen die Pflaumensägewespe, der Pflaumenwickler, Blattläuse und Gespinstmotten auf. Als Folge eines Pflaumenwickler-Befalls kann es außerdem zu einer Monilia-Infektion kommen.