Neem: Der tropische Wunderbaum

Viele Pflanzen stellen ihre Hausapotheke selbst her – aber keine der bisher bekannten Arten schützt sich mit eigenen Abwehrstoffen so umfassend vor Schädlingen und Krankheiten wie der Neembaum. Sein wichtigster Inhaltsstoff, das Azadirachtin, leistet als sogenanntes "Neem" oder "Niem" auch zur Bekämpfung von Gartenschädlingen gute Dienste.

Neembaum

Der Neembaum (Azadirachta indica) ist in Indien und Pakistan beheimatet

Der Neembaum ist in Indien und Pakistan in sommertrockenen Laubwäldern heimisch, wurde mittlerweile aber in den subtropischen und tropischen Klimazonen fast aller Kontinente eingebürgert. Er wächst recht schnell und ist sehr trockenheitsverträglich, da er bei ausbleibendem Regen seine Blätter abwirft, um sich vor Trockenschäden zu schützen.

Olivenähnliche Steinfrüchte

Der Neembaum wird bis 20 Meter hoch und trägt schon nach wenigen Jahren die ersten Früchte. Ausgewachsene Bäume liefern bis zu 50 Kilogramm der olivenähnlichen, bis 2,5 Zentimeter langen Steinfrüchte, die meistens nur einen, seltener auch zwei hartschalige Samen enthalten. Das Neem-Öl, der Ausgangsstoff für die Herstellung der Neempräparate, wird aus den getrockneten und zermahlenen Samen gepresst. Sie enthalten bis zu 40 Prozent Öl. Die Wirkstoffe sind aber in unterschiedlicher Zusammensetzung auch in Blättern und anderen Pflanzenteilen enthalten.

Neembaum Früchte

Die Früchte des Neembaums

Neem-Öl ist eine Jahrtausende alte Naturmedizin

In Indien und Südostasien schätzt man Neem-Öl seit Jahrtausenden. Der aus dem Sanskrit stammende Begriff Neem oder Niem bedeutet “Krankheitserleichterer”, denn man wird mit seiner Hilfe vielen Plagegeistern in Haus und Garten Herr. Auch in Ostafrika und Vorderasien wird der Baum als Lieferant natürlicher Insektizide geschätzt. Aber nicht nur das: In der indischen Naturheilkunde werden Neempräparate schon seit 2000 Jahren auch gegen allerhand menschliche Gebrechen verschrieben, unter anderem gegen Anämie, Bluthochdruck, Hepatitis, Geschwüre, Lepra, Nesselsucht, Schilddrüsenerkrankungen, Krebs, Diabetes und Verdauungsstörungen. Es wirkt auch als Mittel gegen Kopfläuse und wird in der Mundhygiene verwendet.

Der Neembaum liefert rund 100 verschiedene Wirkstoffe

Azadirachtin heißt der wichtigste Wirkstoff, der seit 2007 auch synthetisch hergestellt werden kann. Die umfassende Wirkung der Neempräparate aber beruht aber auf einem ganzen Wirkstoffcocktail. 20 Inhaltsstoffe sind heute bekannt, weitere 80 hingegen noch weitgehend unerforscht. Viele von ihnen tragen zum Schutz der Pflanzen bei.

Der Hauptwirkstoff Azadirachtin wirkt ähnlich wie das Hormon Ecdyson. Er unterbindet die Vermehrung und Häutung verschiedenster Schädlinge von der Blattlaus bis zur Spinnmilbe. Azadirachtin ist unter dem Namen Neem-Azal in Deutschland als Pflanzenschutzmittel zugelassen. Er hat eine systemische Wirkung, das heißt, er wird von den Pflanzen aufgenommen und reichert sich im Blattgewebe an, über das er dann in den Körper der Fressfeinde gelangt. Eine gute Wirksamkeit zeigt Neem-Azal unter anderem gegen die Mehlige Apfelblattlaus und den Kartoffelkäfer.

Der Inhaltsstoff Salannin schützt die Gartenpflanzen effektiv vor Insektenfraß. Meliantriol besitzt eine ähnliche Wirkung und hält sogar Wanderheuschrecken ab. Die Wirkstoffe Nimbin und Nimbidin wirken gegen verschiedene Viren.

Neemsamen

Die vom Fruchtfleisch befreiten Neemsamen werden zunächst getrocknet, danach gemahlen und ausgepresst

Neem-Presskuchen gegen Nematoden

In seiner Gesamtheit wirkt Neem nicht nur gegen zahlreiche Schädlinge und Krankheiten, sondern verbessert auch den Boden. Die Pressrückstände aus der Ölherstellung – Presskuchen genannt – können beispielsweise als Mulchmaterial verwendet werden. Sie reichern den Boden mit Stickstoff und anderen Nährstoffen an und wirken gleichzeitig gegen schädliche Fadenwürmer (Nematoden) im Boden.

Entscheidend für die Effizienz des Neems ist eine frühzeitige Behandlung, denn während der ersten Entwicklungsstadien sind Läuse, Spinnmilben und Minierfliegen besonders empfindlich. Die Pflanzen sollten gründlich rundum benetzt werden, damit möglichst alle Schädlinge getroffen werden. Wer Mittel auf Neem-Basis benutzt, muss wissen, dass nicht alle Tiere gleich nach dem Spritzen absterben, sie hören aber sofort auf zu saugen beziehungsweise zu fressen. An Tagen mit starker Sonneneinstrahlung sollte man Neem-Präparate nicht anwenden, denn das Azadirachtin wird durch die UV-Strahlung sehr schnell zersetzt. Um diesen Prozess zu verlangsamen, enthalten viele Neem-Präparate UV-blockierende Substanzen.

Wie verschiedene Untersuchungen gezeigt haben, werden Nützlinge von Neem kaum geschädigt. Selbst bei Bienenvölkern, die den Nektar behandelter Pflanzen sammelten, konnte keine maßgebliche Beeinträchtigung festgestellt werden.

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