Luftwurzeln von Orchideen abschneiden: Darf man das?
Aus Ihrer Orchidee ragen Luftwurzeln bis über den Topfrand und Sie stört der Anblick? Dann müssen Sie sich daran gewöhnen. Denn einfach abschneiden darf man die Versorgungsorgane nicht.

Lange graue Luftwurzeln gehören zum typischen Erscheinungsbild von Orchideen
Dass Orchideen wie die Phalaenopsis auf der Fensterbank lange gräuliche oder grünliche Luftwurzeln ausbilden, ist für Orchideenbesitzer ein vertrauter Anblick. Aber welche Funktion haben sie? Darf man sie einfach abschneiden, damit die Pflanzen etwas ordentlicher aussehen? Und wie verhält es sich, wenn die Luftwurzeln einen vertrockneten Eindruck machen? So viel schon mal vorab: Wahllos die Schere an Ihrer Orchidee ansetzen sollten Sie nicht, denn hinter der Entwicklung der etwas anderen Wurzeln steckt eine biologische Notwendigkeit.
Die Luftwurzeln an Orchideen haben eine wichtige Funktion: Sie können nämlich Nährstoffe und Wasser aus der Luft aufnehmen. Deshalb sollte man sie nur abschneiden, wenn sie eingetrocknet oder verfault sind. Das ist der Fall, wenn man die Wurzeln leicht zusammendrücken kann. Tipp: Hat Ihre Orchidee sehr viele Luftwurzeln ausgebildet, können Sie einen Teil davon beim Umtopfen auch in die Erde umlenken.
Welche Funktion haben die Luftwurzeln an Orchideen?
Um die Funktion der Luftwurzeln zu verstehen, muss man den ursprünglichen Lebensraum unserer beliebtesten Zimmerorchideen betrachten. Die Pflanzen sind im tropischen Regenwald zu Hause und wachsen als Aufsitzerpflanzen auf Bäumen. In den Dachkronen finden die sogenannten Epiphyten genügend Licht. Die Nährstoffe, die sie brauchen, gewinnen sie zum großen Teil aus organischem Material, das sich in Astgabeln und Ritzen verfängt. Mit einem Teil ihrer Wurzeln halten sie sich auf der Borke der Äste fest. Der andere Teil nimmt Wasser und Nährstoffe aus der Luft auf. Im Regenwald fließt Regenwasser schnell ab. Das schwammige Gewebe der Luftwurzeln saugt das Wasser regelrecht auf und speichert die Feuchtigkeit. Über ihre Luftwurzeln filtern die Orchideen das Lebenselixier aber nicht nur aus dem Regen, sondern auch aus dem Nebel. Für die Zimmerkultur bedeutet das: Ist die Zimmerluft zu trocken, vertrocknen die Luftwurzeln. Deshalb sollte man sie öfter ansprühen, um die Luftfeuchtigkeit zu erhöhen.
Welche Luftwurzeln darf man abschneiden?
Trockene oder abgestorbene Luftwurzeln kann man natürlich von der Pflanze entfernen. Sie haben keinen Nutzen mehr. Aber wie unterscheidet man intakte Luftwurzeln von unbrauchbar gewordenen? Ein Anhaltspunkt ist der "Quetschtest": Fühlt sich das schnürenartige Gebilde fest an, ist die Luftwurzel gesund und bleibt dran. Kann man sie zusammendrücken, sollte man sie entfernen. Verfaulte Wurzeln kann man vom Ansatz her vorsichtig mit den Fingern abziehen. Innen bleibt meist ein Strang wie eine Art dünner Draht zurück, den man in den Topf leitet. Vertrocknete Orchideen-Wurzeln schneiden Sie mit einer scharfen Schere oder einem scharfen Messer ab. Haben Sie mehrere Orchideen, ist es ratsam, die Schneidewerkzeuge vor jeder neuen Pflanze zu desinfizieren, um durch den Schnitt keine Krankheiten zu übertragen.
Tipp: Luftwurzeln umlenken statt abschneiden

Hat Ihre Orchidee sehr viele Luftwurzeln gebildet, können Sie die längeren Exemplare beim Umtopfen vorsichtig mit in das Substrat drücken
Haben sich sehr viele neue Wurzeln gebildet, kann man einen Teil beim Umtopfen der Orchideen in ein größeres Gefäß einsenken. Am besten geschieht das, wenn die Pflanze neue Wurzeln treibt. Denken Sie daran, dass Orchideenwurzeln Luft brauchen. Das Substrat muss entsprechend locker und luftig sein. Eine andere Möglichkeit ist es, sehr lange Luftwurzeln mit Nylonschnur oder rostfreiem Draht an Korkeichenrinden oder Weinrebhölzern aufzubinden.