Rhododendron – mehr als nur Blüten
Rhododendren lassen mit ihrer Farbenpracht im Frühjahr so manches Gärtnerherz höherschlagen. Zahlreiche neue Züchtungen beeindrucken auch danach mit einem tollen Blattschmuck.

Diese Rhododendron-Sorten zeigen schmucke Blattkleider (von links oben im Uhrzeigersinn): ‘Silver Dane’ (weißfilzig bis beige), ‘Wolly Dane’ (rotbrauner Filz), ‘Blue Dane’ (bläulich bereift), ‘Silbervelours’ (silbrigweißer Filz), Rhododendron recurvoides (behaarter Austrieb), ‘Ever Red’ (im Sommer dunkelrot) und ‘Filigran’ (schmales Laub)
Es tut sich was im Rhododendron-Garten. Die Zeiten, in denen der Strauch – abgesehen von der attraktiven, oftmals aber kurzen Frühjahrsblüte – als grün und langweilig galt, sind zum Glück vorbei. Seit einigen Jahren kommen verstärkt Wildarten und Rhododendronsorten auf den Markt, die mit ihrer Belaubung und Wuchsform punkten.
Moderne Züchtungen, deren auffällig gefärbte und bereifte Neuaustriebe meist wesentlich länger halten als deren Blüten, werden von Gartenplanern mittlerweile gerne für ihre Gestaltungen genutzt. So sind Sorten mit silbrig-weißem Blattfilz wie ‘Golfer’ oder ‘Silbervelours’ immer häufiger in zeitgemäßen Beetanlagen zu finden. Gleiches gilt für ‘Queen Bee’ und ‘Rusty Dane’ mit beige- bzw. zimtfarbenem Blattschmuck.

Vor blühendem Hintergrund sorgt der rote, kerzenartige Neuaustrieb der Sorte ‘Grünspan’ (Rhododendron rex) für Aufmerksamkeit. Dazwischen leuchtet ‘Masai Mara’ (Rhododendron bureavii) mit jungen, weiß-filzigen Blättern
Im Gegensatz zu den aufgeführten Sorten zeigen die meisten Yakushimanum-Hybriden neben ihren samtigen, weiß-filzigen Blättern einen wesentlich reicheren Blütenansatz. Pflanzenverwender lieben den kompakten, kugeligen Wuchs dieser Rhodo-Gruppe, Gartenbesitzer die vielen verschiedenen Blütenfarben sowie die Frosthärte und Anpassungsfähigkeit an den Standort. Nicht nur, dass die Züchtungen wesentlich kleiner bleiben als die großblumigen Klassiker, sie sind auch wind- und sonnenverträglicher, weil die Wildart aus dem japanischen Hochland stammt. Auslesen wie die rosaweiße ‘Koichiro Wada’, die rosarote ‘Fantastica’ und ‘Goldprinz’ in Goldgelb gehören längst zum Standardsortiment. Außer in kleinen Gärten werden die Sorten immer häufiger für moderne Gefäße auf dem Balkon oder der Terrasse verwendet.
Bildergalerie: Rhododendren mit attraktiven Blättern

Der richtige Standort
Zu bedenken ist jedoch, dass Rhododendren ein Klima mit hoher relativer Luftfeuchte und gleichmäßigen Niederschlägen bevorzugen. In sonnenreichen, eher trockenen Regionen sollte man die Blütensträucher daher in geschützte, lichtschattige Bereiche pflanzen. Sind die Bodenverhältnisse nicht optimal, wählt man besser sogenannte Inkarho-Sorten, die sich auch bei höheren pH-Werten, etwa auf schwach alkalischen Lehmböden, gut entwickeln. Dazu zählen selbst Züchtungen mit zartem Duft.
Noch intensiver ist dieser bei Duft-Azaleen (Rhododendron viscosum) wie der rosagelben ‘Juniduft’ und der weißen ‘Sommerduft’. Sie verlieren im Winter ebenso ihr Laub wie die bekannten Knap-Hill-Azaleen (R. luteum), die dafür mit leuchtender Blütenvielfalt und toller Herbstfärbung entschädigen. Wem die sommergrünen Rhodos erst zu bunt und später zu kahl erscheinen, kann sie mit den laubschönen immergrünen Verwandten kombinieren und liegt damit genau im Trend.
Neue Gestaltungsideen dank Blattschmuck

Niels Blatt, Mitinhaber eines Büros für Landschaftsarchitektur, ist u. a. für die Planung von Europas größter Rhodo-Schau in Westerstede verantwortlich
Sind Rhododendron und moderne Gestaltung ein Widerspruch?
Natürlich nicht! Zum einen lassen sich neue Wohngebäude wundervoll in vorhandene Bestände integrieren, zum anderen sollte man Rhodos nicht nur in der klassischen Rolle als immergrüne, rosa blühende Großsträucher verwenden. Zwergsorten in Pflanztrögen oder als flache Kugeln in kleineren Gärten schaffen tolle moderne Aspekte.
Wohin geht der Trend?
Ganz klar zu den Laubschönheiten, also Rhododendren, die nach der Blüte einen "farbigen" Austrieb zeigen. Hier kommen Blattstrukturen in Gelb-, Blau- und Ocker-Tönen zum Vorschein. Neue Blütenfarben in Apricot oder sehr dunklen Tönen liegen ebenfalls im Trend. Zudem lohnt ein Blick auf die Wildformen mit zum Teil beeindruckenden Blättern und zarten Blüten.
Was sind gute Pflanzpartner?
Hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Wichtig ist der richtige Einsatz der Blütenfarben und Blattformen. Ein wildes Durcheinander und bonbonfarbene Kulissen sind nicht mehr angesagt. Wir kombinieren die Sträucher gerne mit Gräsern, Farnen und Formgehölzen wie Ilex-Kugeln. Insbesondere unter alten, schirmförmig aufgeasteten Rhododendren lassen sich damit schöne Effekte erzielen. Königs-Lilien (Lilium regale) zwischen kleinen Rhodos bringen einen sommerlichen Blütenaspekt in die Pflanzung. Gruppen aus Ziergräsern – in Kombination mit herbstblühenden Rhododendronsorten – sorgen im Spätjahr für stimmungsvolle Bilder.