Roter Fingerhut
Digitalis purpurea
Die Giftpflanze des Jahres 2007 ist ein charmanter Blickfang am sonnigen oder halbschattigen Gehölzrand. So pflanzen und pflegen Sie Digitalis purpurea richtig.
Steckbrief
- Wuchstyp
-
- Staude
- zweijährig oder kurzlebig
- Wuchshöhe
- von 80 cm bis 150 cm
- Wuchsbreite
- von 30 cm bis 50 cm
- Wuchseigenschaften
-
- aufrecht
- horstbildend
- rosettenbildend
- Blütenfarbe
-
- rosa
- Blütezeit (Monat)
-
- Juni bis August
- Blütenform
-
- Glocken
- Trauben
- Blüteneigenschaften
-
- zwittrig
- Blattfarbe
-
- grün
- Blattform
-
- eiförmig
- gesägt
- gestielt
- oval
- Blatteigenschaften
-
- wintergrün
- Rosette
- Fruchtform
-
- Kapsel
- Licht
-
- absonnig bis halbschattig
- Bodenart
-
- sandig bis lehmig
- Bodenfeuchte
-
- frisch
- ph-Wert
-
- neutral bis sauer
- Kalkverträglichkeit
-
- kalkempfindlich
- Humus
-
- humusreich
- Zier- oder Nutzwert
-
- Blütenschmuck
- Heilpflanze
- Nektar- oder Pollenpflanze
- heimische Wildpflanze
- Giftigkeit
-
- stark giftig
- Winterhärte
-
- winterhart
- Klimazonen nach USDA
-
- 5
- Lebensbereiche
-
- GR2
- FR2
- Verwendung
-
- Blumenbeete
- Blumensträuße
- Rabatten
- Gartenstil
-
- Bauerngarten
- Blumengarten
- Naturgarten
- Bienenfreundlich
- bienenfreundliche Pflanze
Herkunft
Der Rote Fingerhut (Digitalis purpurea) aus der Familie der Wegerichgewächse (Plantaginaceae) ist eine unserer auffallendsten Wildpflanzen. Man kann ihn in nahezu ganz Europa antreffen, dazu in Gebieten Nordafrikas (Marokko) und eingeschleppt in Teilen Südamerikas. Er besiedelt dort Waldränder und andere lichte Stellen in Gehölznähe wie Waldwege und Kahlschläge bis in etwa 1.000 Meter Höhe. Der botanische Gattungsname "Digitalis" geht auf das lateinische Wort für Finger ("digitus") zurück und beschreibt die Blütenform, der Artname "purpurea" die (natürliche) Blütenfarbe. Alle Arten vom Fingerhut sind hochgiftig – schon der Verzehr von zwei bis drei Blättern kann tödlich sein – und gleichzeitig wichtige Heilpflanzen, insbesondere bei Herzproblemen. Als Zierpflanze verwendet man den Roten Fingerhut, der auch unter den Namen Fingerkraut, Fuchskraut, Waldglöckchen oder Waldschelle bekannt ist, schon seit dem 16. Jahrhundert.
Wuchs
Digitalis purpurea zählt zu den zweijährigen Pflanzen. Im ersten Jahr bildet der Rote Fingerhut lediglich eine Blattrosette, in der folgenden Saison erscheint die Blüte an 80 bis etwa 150 Zentimeter hohen, aufrecht wachsenden und in der Regel unverzeigten Stängeln. Danach stirbt die Pflanze ab und aus den ausgefallenen Samen bilden sich neue Exemplare. Selten treiben aus derselben Blattrosette mehrere Blütenstiele.
Blätter
Das Laub des Roten Fingerhuts hat eine flaumige, grüne Oberseite und ist an der Unterseite grau und filzig behaart. Die an der grundständigen, wintergrünen Rosette sitzenden Blätter mit dem unregelmäßig gesägten Rand sind gestielt und werden insgesamt bis zu 20 Zentimeter lang.
Blüten

Die glockenförmigen Blüten des Roten Fingerhuts öffnen sich immer von unten nach oben
Zur Blütezeit ist Digitalis purpurea ein absoluter Blickfang, vor allem wenn er in Gruppen in Erscheinung tritt. Zwischen Juni und August öffnen sich nach und nach, von unten nach oben kurz gestielte, lang gezogene Glocken mit leicht ausgezogener Unterlippe. Die Wildart blüht rosa, im Schlund sitzen zahlreiche, unregelmäßig geformte, dunkelrote Flecken, die von einem weißen Rand gesäumt sind. Jede der einzelnen Rachenblüten erreicht etwa fünf Zentimeter Länge, in einer Blütentraube stehen 50 bis 100 Stück davon. Sie wenden sich immer dem Licht zu und weisen dabei schräg abwärts. Fingerhüte werden hauptsächlich von Hummeln bestäubt – obwohl auch eine Selbstbestäubung möglich ist. Kleineren Insekten wird der Zugang durch senkrecht stehende Haare auf der Blüteninnenseite verwehrt. Die Blüten sind zuerst männlich, dann weiblich, an einer Traube befinden sich durch die verzögerte Öffnung der Knospen also immer beide Stadien.
Früchte
Aus den Blüten bilden sich ab August eiförmige Kapselfrüchte mit zahlreichen, winzigen Samen, die durch Wind und Tiere verbreitet werden.
Standort
Roter Fingerhut bevorzugt einen Platz im Halb- oder lichten Schatten. Volle Sonne, insbesondere um die Mittagszeit, verträgt er nicht so gut.
Boden
Die giftige Heilpflanze möchte nicht zu kalkreich stehen. Sie wünscht sich vielmehr einen durchlässigen, humusreichen, frischen und eher sauren Boden.
Pflanzung
Als Staude wird Digitalis purpurea in kleinen Töpfen und zur Blütezeit auch in größeren Containern angeboten und kann deshalb das ganze Jahr über gepflanzt werden – am besten in Gruppen von mindestens drei und bis zu zehn Stück. Der Pflanzabstand sollte 30 bis 40 Zentimeter betragen.

Der Rote Fingerhut wird vor allem von Hummeln bestäubt
Pflege
Wo sich der Fingerhut durch Selbstaussaat etabliert, fühlt er sich auch ohne viel Pflege wohl. Grundsätzlich mag er als Waldpflanze eine Schicht aus Laubmulch. Wenn Sie vermeiden wollen, dass sich die Pflanzen allzu üppig aussäen, schneiden Sie die Stängel mit dem Verblühen ab. Das kann auch die Lebenszeit der Pflanzen verlängern. Die lange und sehr empfindliche Pfahlwurzel, die es Digitalis ermöglicht, auch unter eingewachsenen Bäumen zu bestehen, macht ein Verpflanzen nahezu unmöglich.
Verwendung
Als zweijährige Pflanze kann man den Fingerhut zwar an einer Stelle im Garten einplanen und anpflanzen, er sucht sich danach aber selbst seine Lieblingsstellen. Doch wird er dabei nie oder nur selten lästig. Wo Digitalis purpurea auftaucht, ergibt sich automatisch ein natürliches Gestaltungsbild. Die Chance ist groß, dass er sich mit Stauden wohlfühlt, die ebenfalls dem Lebensbereich Gehölz nahestehen. Dazu gehören zum Beispiel Wald-Glockenblumen (Campanula latifolia), Prachtspieren (Astilbe), Herbst-Anemonen (Anemone hupehensis), Eisenhut (Aconitum) und Tränendes Herz (Lamprocapnos spectabilis). Vor allem die weiß blühenden Sorten wirken schön vor einem dunklen Hintergrund, etwa einer Eibenhecke.
Sorten
Der Wildart farblich ähnlich, aber mit größeren Blüten blüht ‘Gloxiniaeflora’, die mit bis zu 150 Zentimetern Höhe auch zu den stattlichsten Züchtungen zählt. ‘Excelsior’ bietet eine natürlich wirkende Mischung aus weiß, rosa und rot blühenden Pflanzen (80 bis 120 Zentimeter hoch). Eine besondere Schattierung bietet die Sorte ‘Apricot’, die in gelblichem Rosa leuchtet. Sie wird etwa einen Meter hoch, ebenso wie ‘Alba’ (weiß mit Punkten) und ‘Snow Thimble’ (reinweiß, großblütig). Eine riesige Einzelglocke an der Triebspitze kennzeichnet die Varietät ‘Monstrosa’, die Blütenfarben variieren von Weiß über Creme bis zu Rosa und Lachs. ‘Pam’s Choice’ wartet dagegen mit cremeweißen Blüten auf, die im Inneren auffällig große, dunkelweinrote Flecken zieren.
Vermehrung
Die Pflanzen erhalten sich normalerweise durch Selbstaussaat im Garten. Stehen verschiedene Sorten zusammen, werden die Nachkommen aber anders blühen. Sie können die Samen auch sammeln und gezielt an anderer Stelle ausbringen. Beachten Sie dabei, dass Digitalis purpurea zu den Lichtkeimern gehört, das Saatgut also nicht oder nur ganz leicht abgedeckt werden darf. Teilen lassen sich die Pflanzen aufgrund der empfindlichen Pfahlwurzel nicht.
Krankheiten und Schädlinge
Schädlinge und Pflanzenkrankheiten spielen beim Roten Fingerhut keine Rolle.