Mit Samenbomben lassen sich brachliegende Flächen in Städten quasi im Vorbeigehen begrünen. So können Sie die grünen Wurfgeschosse selber machen.

Samenbomben lassen sich ganz einfach selber machen
Der Begriff Samenbombe oder auch Seed Bomb kommt eigentlich aus dem Bereich des Guerilla Gardenings. So bezeichnet man das Gärtnern und Kultivieren von Land, das nicht Eigentum des Gärtners ist. Im englischsprachigen Raum ist dieses Phänomen weiter verbreitet als in Deutschland, findet aber auch hierzulande – vor allem in den Großstädten – immer mehr Anhänger. Ihre Waffe: Samenbomben. Ob selbstgemacht oder fertig gekauft: Mit ihnen lassen sich brachliegende Flächen im öffentlichen Raum wie Verkehrsinseln, Grünstreifen oder verlassene Grundstücke, die nur schwer zugänglich sind, ganz einfach begrünen. Ein gezielter Wurf aus dem Auto heraus, vom Fahrrad herunter oder bequem über den Zaun ist ausreichend, um Pflanzen aus dem Boden sprießen zu lassen.
Wo kann man Samenbomben verwenden?
Samenbomben sollten ausschließlich im urbanen Raum verwendet werden. In Naturschutzgebieten, landwirtschaftlich genutzten Flächen, auf Privatgrundstücken oder Ähnlichem haben sie nichts verloren. In Städten sind sie aber eine wunderbare Möglichkeit, um die Stadt grüner zu machen und die Artenvielfalt zu fördern. Achtung: Vor dem Gesetz ist das Bepflanzen von öffentlichem Raum Sachbeschädigung. Ebenso ist die Aussaat auf Privatgrundstücken oder brachliegenden Grundstücken verboten. Eine strafrechtliche Verfolgung ist aber trotzdem sehr unwahrscheinlich und eher selten zu erwarten.
Geschichte der Samenbomben
Erfunden hat die Samenbombe ein japanischer Reisbauer namens Masanobu Fukuoka, ein Verfechter der naturnahen Landwirtschaft. Er nutzte nach dem Zweiten Weltkrieg seine nendo dango (Samenkugeln) vor allem zur Aussaat von Reis und Gerste. Besucher, die in den 70er Jahren auf seinen Hof kamen, brachten die Idee der Samenboden dann mit in den Westen – und trugen sie damit in die ganze Welt. Zum ersten Mal zum Einsatz kamen sie dann ebenfalls gleich in den 70ern, als amerikanische Guerilla-Gärtner begannen, New York damit zu begrünen. Sie gaben den Samenbomben auch ihren noch heute gebräuchlichen Namen.
Wie funktionieren Samenbomben?
Werfen, wässern, wachsen! Mehr steckt im Grunde nicht dahinter. Die beste Zeit, um Samenbomben "hochgehen" zu lassen, ist im Frühjahr, idealerweise kurz bevor Regen einsetzt. Eine Samenbombe besteht im Grunde aus Erde, Wasser und Samen. Viele geben noch etwas Ton (Tonpulver, Tonerde) dazu, das die Kugeln besser in Form hält und das Saatgut vor Tieren wie Vögeln oder Insekten sowie widriger Witterung schützt.

Bei geeigneter Witterung beginnt die Saatbombe zu keimen
Welches Saatgut eignet sich für Samenbomben?
Wer Samenbomben selber machen möchte, sollte zu Saatgut von heimischen Pflanzen greifen. Nicht heimische Pflanzen können zu einem Problem werden, da sie hierzulande keine natürliche Konkurrenz haben und so unkontrolliert wuchern. Sie bringen das ökologische Gleichgewicht durcheinander. Berühmtestes Beispiel für solch eine invasive Art ist der Riesenbärenklau, auch Herkulesstaude genannt. Achten Sie darauf, nur unbehandeltes Saatgut zu verwenden und Pflanzen auszuwählen, die auch mit dem Stadtklima zurechtkommen. Ringelblumen, Lavendel, Tagetes oder Kornblumen haben sich ebenso wie Sonnenhut und Malve bewährt. Wildblumenmischungen locken besonders Bienen, Hummeln und Schmetterlinge an, kommen also gleichzeitig den Tieren zugute.
Kräuter und verschiedene Gemüsesorten können ebenfalls per Samenbombe ausgepflanzt werden. Rauke, Kapuzinerkresse, Schnittlauch oder auch Radieschen lassen sich bestens per Samenbombe verbreiten und gedeihen, sofern sie genügend Wasser bekommen, auch in der Stadt ohne großes Zutun.

Das Saatgut in der Samenbombe sollte auf die jeweiligen örtlichen Gegebenheiten abgestimmt sein
Für schattige Standorte empfehlen wir Pflanzen wie Storchschnabel oder Borretsch. Mit wenig Wasser kommen Wildgräser, Thymian oder Klatschmohn sehr gut zurecht.
Samenbomben selber machen: So geht’s
Mittlerweile sind Samenbomben auch in vielen Geschäften erhältlich. Das bombige Angebot reicht von Sonnenblumen über Schmetterlingswiesen bis hin zu Wildkräutern. Man kann Samenbomben aber auch ganz einfach selber machen. Pi mal Daumen benötigen Sie für einen Quadratmeter zehn Samenbomben.
Zutaten:
- 5 Handvoll Tonpulver (optional)
- 5 Handvoll Erde (normale Pflanzenerde, gerne auch mit Kompost vermischt)
- 1 Handvoll Samen
- Wasser
Anleitung:
Als erstes wird die Erde fein gesiebt. Dann vermischen Sie die Erde mit den Samen und dem Tonpulver in einer großen Schüssel gut miteinander. Geben Sie tröpfchenweise Wasser zu (nicht zu viel!) und kneten Sie die Mischung solange, bis ein gleichmäßiger "Teig" entsteht. Formen Sie daraus anschließend etwa walnussgroße Kugeln und lassen Sie diese an einem nicht zu warmen und gut durchlüfteten Ort trocknen. Das dauert in der Regel etwa zwei Tage. Wem das zu lange dauert, der kann die Samenbomben auch im Backofen bei niedriger Temperatur backen. Sie können die Samenbomben anschließend sofort werfen. Sie können sie aber auch an einem kühlen und trockenen Ort bis zu zwei Jahre aufbewahren.

Man kann Samenbomben auch mit einem schützenden Mantel aus Ton umhüllen
Tipp für Fortgeschrittene: Besonders langlebig und widerstandsfähig werden Samenbomben, wenn man sie mit einem Mantel aus Ton umhüllt. Diesen können Sie fertig kaufen oder mithilfe von Tonpulver und Wasser selbst anrühren. Formen Sie eine Schale und füllen Sie die Mischung aus Erde und Samen ins Innere. Anschließend wird die Schale geschlossen und zur Kugel geformt. Nach dem Trocknen (im Ofen oder an der frischen Luft) sind die Samenbomben steinhart und gegen Wind oder Tiere gut geschützt.