Stauden vermehren: Alle Methoden im Überblick
Kopfstecklinge, Wurzelschnittlinge, Ausläufer: Kaum eine Pflanzengruppe bietet so viele verschiedene Vermehrungsmöglichkeiten wie die Stauden. Wir stellen die gängigsten Methoden vor, um Stauden zu vermehren.
Ein prächtiges Staudenbeet wie dieses ist ein Erlebnis für die Sinne
So vielfältig wie die Staudenwelt ist, so vielfältig sind auch die Möglichkeiten, sie zu vermehren. Die wohl älteste Kultivierungsform ist die Vermehrung über Samen. Die meisten Stauden sind Kaltkeimer, brauchen also vor dem Keimen über einen längeren Zeitraum einen Kältereiz. Nur einige wenige wie Gelbweiderich oder die Vielfarbige Wolfsmilch keimen sofort. Empfindliche Samen wie die von Lupinen oder Scheinmohn, die im Garten keine optimalen Keimbedingungen vorfinden, sammelt man nach der Blüte ab und kultiviert sie im Gewächshaus vor.
Wenn Sie Stauden durch Samen vermehren, können Sie sich auf die eine oder andere Überraschung freuen. Denn dabei entstehen auch Pflanzen, bei denen etwa die Blütenfarbe oder -form anders als bei der Mutterpflanze ist. Viele Stauden, die wir über die Jahre schätzen gelernt haben, sind züchterisch so bearbeitet, dass sie gar keine Früchte und somit kein Saatgut mehr ausbilden. Vor allem Sorten mit gefüllten Blüten und manche Kreuzungen sind steril. Die Samen sind bei ihnen zwar vorhanden, aber nicht keimfähig.
Stauden vermehren: Die Methoden im Überblick
Abstechen eines Ausläufers
Ausläuferbildende Stauden wie die Golderdbeere (Waldsteinia ternata) machen es uns ganz einfach: Sie bilden lange oberirdische Triebe, die man nur noch mit dem Spaten abstechen muss. Anschließend werden sie in Töpfe gesetzt. Ein humoses Substrat unter den aufliegenden Ausläufern fördert die Wurzelbildung
Basalstecklinge
Diese Vermehrungsart kommt bei allen Arten zum Einsatz, die im Laufe des Sommers lange und hohle Stängel bilden, an denen sie nur schwer Wurzeln ausbilden – wie zum Beispiel der Rittersporn (Delphinium). In den ersten Frühlingswochen, kurz nach dem Austrieb, sind die Triebe noch gefüllt und deshalb am besten für Stecklinge geeignet. Sie wachsen am besten an, wenn man unten an der Stängelbasis ein wenig Wurzelgewebe dran lässt
Kopf- und Teiltriebstecklinge
Viele Arten lassen sich durch Stecklinge vermehren. Hierbei handelt es sich um End- oder Teilstücke des Stängels. Die Länge des Stecklings richtet sich nach der Anzahl der Blattpaare. Der Vermehrungszeitraum liegt in der Regel zwischen April und Juni
Rhizome teilen
Rhizome wie die der Sibirischen Schwertlilie (Iris sibirica) werden geteilt. Die meisten kann man einfach mit den Händen in Stücke brechen, bei einigen Arten und Sorten sollte man jedoch ein scharfes Messer zur Hilfe nehmen. Man verwendet vorzugsweise die jüngeren, vitalen Rhizomstücke im Randbereich des Wurzelgeflechts. Jedes Teilstück sollte nach dem Teilen mindestens eine, besser zwei Blattknospen besitzen
Rhizomstecklinge und- schnittlinge
Aus Rhizomen, also unterirdisch oder bodennah kriechenden, verdickten Stängeln, lassen sich ebenso wie aus Wurzeln Schnittlinge machen. Werden sie senkrecht gesteckt und haben am oberen Ende noch Austriebe oder Blätter, spricht man auch von Rhizomstecklingen. Mit dieser Methode werden zum Beispiel verschiedene Storchschnabelarten (Geranium) vermehrt
Vermehrung durch Samen
Die Aussaat eignet sich besonders gut, wenn man von einer Pflanze eine größere Anzahl an Nachkommen haben möchte. Hierzu werden die Samen im Herbst von der Pflanze geerntet und direkt ausgesät oder trocken überwintert. Je nach Art und Keimverhalten kann man die Samen in Töpfe und Anzuchtkästen im Gewächshaus oder direkt ins Freilandbeet aussäen. Die Methode eignet sich zum Beispiel für Leberblümchen (Hepatica), Frauenmantel (Alchemilla) und andere Wildstauden
Teilen
Sie können alle Stauden teilen, die nicht verholzen, vieltriebig wachsen und ein gut verzweigtes Wurzelwerk besitzen. Positiver Nebeneffekt: Die Pflanzen werden gleichzeitig verjüngt. Die mit dem Spaten abgetrennten Pflanzenteile können Sie danach direkt wieder ins Beet setzen
Wurzelschnittlinge
Manche Arten lassen sich nur durch Wurzelschnittlinge sortenecht und ergiebig vermehren – auch wenn es auf den ersten Blick erstaunlich erscheint, dass eine neue Pflanze aus dem Teilstück einer Wurzel entsteht. Diese Vermehrungstechnik kommt bei Arten zum Einsatz, die fleischige, wenig verzweigte Pfahlwurzeln bilden, zum Beispiel Königskerze, Herbstanemone und Türken-Mohn
Andere Pflanzenteile wie Blätter, Wurzeln oder Triebe kann man aber ebenfalls zum Vermehren nutzen. Und dies hat gegenüber der Aussaat sogar Vorteile: Neue Stauden aus Stecklingen oder Schnittlingen sind exakte Kopien der Mutterpflanze, da das genetische Material identisch ist. Sie werden sozusagen geklont. Zudem haben die vegetativ vermehrte Stauden oft einen kleinen Wachstumsvorsprung gegenüber samenvermehrten Pflanzen. Wichtig: Vermehren Sie nur gesunde Pflanzen.
