Stevia, Süßkraut
Stevia rebaudiana
Stevia stammt aus Südamerika (Paraguay). Das mehrjährige Kraut trägt weitere Namen wie "Süßes Kraut Paraguays", "Süßkraut", "die süßeste Pflanze der Welt" und "Honigkraut". Hier lesen Sie alles Wissenswerte rund um den grünen Zuckerersatz.
Steckbrief
- Wuchstyp
-
- Staude
- Wuchshöhe
- von 60 cm bis 100 cm
- Wuchseigenschaften
-
- buschig
- Blütenfarbe
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- weiß
- Blütezeit (Monat)
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- August bis Oktober
- Blütenform
-
- Blütenkörbchen
- endständig
- Trugdolden
- Blattfarbe
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- grün
- Blattform
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- gesägt
- oval
- zugespitzt
- Blatteigenschaften
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- wintergrün
- Licht
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- sonnig bis halbschattig
- Bodenart
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- sandig bis lehmig
- Bodenfeuchte
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- frisch bis feucht
- ph-Wert
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- schwach sauer bis sauer
- Kalkverträglichkeit
-
- kalktolerant
- Nährstoffbedarf
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- mäßig nährstoffreich
- Humus
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- humusreich
- Zier- oder Nutzwert
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- Heilpflanze
- Giftigkeit
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- ungiftig
- Winterhärte
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- frostempfindlich
- Verwendung
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- Blumenbeete
- Pflanzgefäße
- Wintergarten
- Gartenstil
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- Apothekergarten
- Bauerngarten
- Innenhof
- Topfgarten
Herkunft
Stevia stammt aus Südamerika (Paraguay). Dort wird es von den Ureinwohnern seit jeher als Süßungsmittel für Mate genutzt. Das mehrjährige Kraut trägt weitere Namen wie "Süßes Kraut Paraguays", "Süßkraut", "die süßeste Pflanze der Welt" und "Honigkraut". Es gehört zur Gattung der Stevien. Doch nur Stevia rebaudiana lässt sich als Süßstoff verwenden.
Im Zuge der spanischen Kolonisierungsfahrten kam die Stevia im 16. Jahrhundert auch nach Europa, wurde allerdings erst zum Ende des 19. Jahrhunderts von Moisés Santiago, einem aus dem Tessin ausgewanderten Botaniker, wissenschaftlich untersucht. In den vergangenen Jahren wurde sie dann als Zuckersatz immer beliebter, da ihre Blätter sehr süß sind, der Zucker aber gleichzeitig keine Kalorien enthält.
Wuchs
Das buschig wachsende Kraut erreicht auf einer flachwurzelnden Basis aus Speicherwurzeln eine Wuchshöhe von 60 bis zu 100 Zentimetern. Der Trieb verholzt mit zunehmendem Alter.

Schon als Jungpflanze lässt sich der ausladend buschige Wuchs gut erkennen
Blätter
Die Blätter erreichen einen Durchmesser von bis zu fünf Zentimeter, sind oval, verschlanken sich zur Spitze und sind am Rand gesägt. Sie werden gegenständig am Stängel ausgebildet. Die Blattfarbe der jungen Blätter ist hellgrün, dunkelt mit der Zeit aber nach. Betrachtet man die Blätter unter dem Mikroskop, erkennt man die Drüsen, die den Süßstoff (Steviosid) enthalten und abgeben.

Die Blätter der Stevia erinnern von Form und Farbe an die der Minze
Blüten
Die Stevia zählt zu den Korbblütlern und bringt in der Blütezeit im Spätsommer kleine, cremfarbene und endständige Blüten zum Vorschein. Eine Pflanze bildet bis zu 150 Einzelblüten, die sich entweder durch Wind selbst bestäuben oder durch Insekten bestäubt werden.

Die kleinen, endständigen Blüten der Stevia zeigen sich im Spätsommer
Standort und Substrat
Die Staude wächst am Naturstandort natürlich im Freiland und kann dort auch bei uns angebaut werden, mit Ausnahme der Weinbauregionen allerdings nur, wenn man sie im Herbst wieder ausgräbt und im Haus überwintert, denn sie ist nicht winterhart. Einfacher ist die Kultur in einem großen Topf. Hervorragend geeignet ist die Stevia auch für eine Kultur im Gewächshaus. Sinken hier die Temperaturen im Winter nicht unter 18 °C kann sie sogar ganzjährig angebaut werden. Stevia benötigt einen sonnigen bis halbschattigen Standort. Das Substrat sollte eine Mischung aus lehmig und sandig sein, damit keine Staunässe auftritt, die Pflanze aber genügend Wasser zur Verfügung hat – denn Trockenheit verträgt Stevia nicht gut. Der Nährstoffanteil sollte gering sein, da überdüngte Böden oder auch klassische Blumenerden die Gefahr von Pilzerkrankungen wie Mehltau oder Umfallkrankheit erhöhen. Nutzen Sie entweder nährstoffarme und durchlässige Kräutererde oder einfache Gartenerde, die Sie mit etwas Sand vermengen können, sollte sie zu lehmig sein. Insgesamt ist Stevia zwar recht anpassungsfähig, einen kalten Boden mag sie aber nicht. Auch allzu windig sollte der Pflanzplatz nicht sein, da die langen Triebe bruchgefährdet sind. Optimal ist deshalb ein geschützter Platz, zum Beispiel an einer Hauswand.
Aussaat und Pflanzung
Stevia-Samen sind Lichtkeimer. Gesät wird ab April in Anzuchtschalen im Frühbeetkasten oder auf der Fensterbank. Die Samen nur leicht festdrücken, ohne dass sie von Erde bedeckt werden. Bei einer Keimtemperatur von etwa 22 Grad Celsius sollten sich nach etwa zehn Tagen die ersten Keimlinge zeigen. Diese werden dann pikiert und in Töpfe oder das Freiland gepflanzt. Achten Sie bei der Pflanzung im Freiland auf einen Pflanzabstand von etwa 30 Zentimetern zwischen den Pflanzen, da sie schlussendlich recht buschig wachsen. Bei der Pflanzung im Topf sollte dessen Durchmesser 20 bis 30 Zentimeter betragen. Sonderlich tief muss er allerdings nicht sein, da die Stevia kräftige, flache Speicherwurzeln ausbildet.
Gut zu wissen: Der Anbau von Stevia als Lebensmittel (und nicht als Zierpflanze) ist ganz streng genommen nicht erlaubt. "Zwar sind Steviolglycoside als Lebensmittelzusatz inzwischen erlaubt, für die Pflanze Stevia an sich gibt es allerdings keine Zulassung als Lebensmittel", so Udo Kienle von der Universität Hohenheim, der sich seit den 80er Jahren mit der Pflanze Stevia rebaudiana und ihren Süßstoffen beschäftigt. Trotzdem ist Stevia rebaudiana in vielen Gärtnereien oder auf dem Wochenmarkt als Zier- oder Topfpflanze erhältlich. Der Hinweis, die süßen Blätter seien nicht zum Verzehr geeignet, klingt zunächst grotesk, ist aber der Gesetzeslage geschuldet.

Ideal für die Aussaat sind Minigewächshäuser. Sind die Keimlinge kräftig genug werden sie pikiert und in Pflanztöpfchen umgesetzt
Pflege
Gerade im Sommer sollten Sie darauf achten, dass die Pflanzen genügend Wasser bekommen, da die flachwurzelnden Pflanzen nur an oberflächennahes Wasser gelangen und etwas trockenheitsempfindlich sind. Damit die Stevia zahlreiche Blätter ausbildet, sollte sie auf nährstoffarmen Böden oder im Topf zusätzlich mit Nährstoffen versorgt werden, am besten mit Kompost, Hornspäne oder einem mineralischen Langzeitdünger. Achten Sie dabei aber darauf, die Pflanze nicht zu überdüngen, da sie ansonsten anfälliger für Schädlinge werden kann. Eine Überdüngung mit Stickstoff lässt die Blattmasse zwar mehr werden, führt aber dazu, dass der Steviosidgehalt in den Blättern geringer wird. Sind Sie sich unsicher, wie der Nährstoffgehalt des Bodens gerade ist, sollten Sie deshalb sicherheitshalber eine Bodenanalyse durchführen, bevor Sie zum Düngemittel greifen. Ein regelmäßiger Rückschnitt fördert den Wuchs, die Pflanze wird dadurch vieltriebiger, standfester und weniger anfällig für Triebbruch. Außerdem unterstützt ein Schnitt die Blattbildung. Ab August sollten sie dann aber nicht mehr schneiden, da sie Pflanze ab diesem Zeitpunkt nicht mehr deutlich weiterwächst.
Überwinterung
Stevia wird meist einjährig kultiviert, da sie in unseren Breiten – mit Ausnahme milder Weinbauregionen, wo sie mit einem Winterschutz im Freien bleiben kann – nicht winterhart ist. Dennoch kann sie gut im Wintergarten, Zimmer oder auch Keller überwintert werden. Eine gute Überwinterungstemperatur liegt bei circa 13 Grad Celsius. Wie viele krautige Pflanzen zieht die Stevia ein, sodass die oberen Triebe absterben. Diese können anschließend bodennah abgeschnitten werden, was dafür sorgt, dass die Pflanze im kommenden Frühjahr kräftiger austreibt. Während der Winterphase benötigt die Stevia kaum Wasser – hier genügt es, etwa einmal im Monat zu gießen, damit das Substrat nicht vollends austrocknet und die Wurzeln keinen Schaden nehmen. Wird sie hell überwintert, beginnt sie schon früher im Jahr wieder auszutreiben. Sobald draußen wieder durchgehend Temperaturen im zweistelligen Bereich zu messen sind, kann die Stevia wieder nach draußen umziehen.

Am beliebtesten ist die Konservierung und Verwendung von getrockneten Steviablättern
Ernte
Die optimale Erntezeit für Stevia-Blätter ist im September, bevor die Pflanze zu blühen beginnt. Sie lassen sich entweder frisch verwenden, können aber auch durch Trocknen oder Einfrieren konserviert werden.
Stevia als Zuckerersatz
Die Blätter der Stevia sind etwa 40 Mal süßer als die gleiche Menge Tafelzucker und reines Steviosid sogar 300 Mal süßer. Die Blätter werden klassisch als Süßungsmittel für Mate und Tee verwendet. Zudem lässt sich Stevia auch beim Backen von Kuchen und Kochen verwenden, da der Süßstoff hitzestabil ist. Ihre Süße verdankt die Steviapflanze ihren beiden Hauptbestandteilen, den Glykosiden Steviosid und Rebaudiosid A. Das Molekül, das diese beiden Glykoside enthält ist so stabil, dass es den Verdauungstrakt des Menschen unverändert durchwandert. Somit beeinflusst die Substanz weder den Blutzuckerspiegel noch erzeugt sie eine Ausschüttung von Insulin und ist deshalb auch für Diabetiker geeignet. Allerdings hat Stevia einen leichten Beigeschmack (lakritzähnlich) und ist deshalb nicht jedermanns Sache.
Im Grunde ist Stevia nichts Neues, auch wenn dem pflanzlichen Süßstoff durch die europaweite Zulassung als Lebensmittelzusatz 2011 wieder erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt wird. Südamerikanische Indianer süßten Getränke vermutlich schon mehrere hundert Jahre mit Steviablättern, bevor der Zucker seinen Siegeszug in Würfelform antrat. In Asien erfreut sich das Süßmittel ebenfalls großer Beliebtheit. So wird Stevia in Japan seit den 1970er Jahren zum Süßen von Tee, Softdrinks, Zahnpasta, Kuchen und Bonbons verwendet. Auch in der Schweiz, Israel, den USA, Neuseeland und Australien werden Steviolglycoside schon länger als Lebensmittelzusatz verwendet.

Die Stevia-Pflanze enthält einen kalorienfreien Süßstoff, der weder den Zähnen schadet noch den Insulinspiegel beeinflusst. Seine Süßkraft ist rund 300 Mal stärker als die von Zucker. Es handelt sich dabei um sogenannte Steviolglycoside, die aufgrund ihres bitter-scharfen Nebengeschmacks in höheren Dosen allerdings kaum genießbar sind. Der Lebensmittelhandel bietet inzwischen jedoch Mischprodukte aus echtem Zucker und Stevia-Extrakt an
Mit der Zulassung von Steviolglycosiden als Lebensmittelzusatz in der EU am 2. Dezember 2011 sind Steviaprodukte frei im Handel erhältlich. Einige Details sollte man beim Kauf jedoch beachten. "Bei Steviaprodukten jeglicher Form, die im Supermarkt, der Drogerie oder im Biohandel zu haben sind, kann man bedenkenlos zugreifen, denn diese Erzeugnisse unterliegen wie alle Lebensmittel in Deutschland strengen Auflagen", versichert Udo Kienle. Davon, sich Steviaprodukte im Internet zu besorgen, rät er dringend ab. "Wer das kauft, geht immer ein Risiko ein, denn er weiß nicht, was er bekommt und ob die Produkte ausreichend getestet worden sind." Besonders achten sollte man auf den Reinheitsgehalt der verarbeiteten Steviolglycoside. Der muss mit mindestens 95 Prozent angegeben sein, andernfalls ist das Produkt nicht zugelassen – selbst wenn es im Ladenregal steht! Von Tabs, Pulver oder Flüssigextrakt, auf deren Verpackung überhaupt keine Gehaltsangaben zu finden sind, sollte man im Zweifelsfall die Finger lassen.
Stevia werden auch diverse heilende Wirkungen zugesprochen. So soll es blutdrucksenkend, entzündungshemmend, antibakteriell, antioxidativ, pilz- und sogar krebshemmend wirken. Auch bei chronisch-entzündlichen Darm- und Nierenerkrankungen soll es eine heilende Wirkung haben.
Sorten
Im Handel sind derzeit nur wenige Stevia-Sorten erhältlich. Als Saatgut bekommt man meist die Art, im Kräuterfachversand kann man aber auch Jungpflanzen bestellen. Hier werden zum Beispiel die Sorten ‘Stepa’ und ‘Zuckerhut’ angeboten. Während es sich bei ‘Stepa’ um eine großblättrige Auslese handelt, bildet ‘Zuckerhut’ eher kleine Blätter, wächst sehr kompakt und eignet sich deshalb sehr gut für den Anbau im Topf.
Vermehrung
Die Vermehrung funktioniert entweder durch Aussaat, wobei hier zu beachten ist, dass vergleichsweise wenige Samen auch wirklich keimen. Einfacher ist die Vermehrung durch Ableger, die von einer bestehenden Pflanze abgeschnitten werden. Der Ableger wird dann gewässert, bis er eigene Wurzeln ausbildet und kann dann wieder eingepflanzt werden. Wichtig ist, dass jeden Tag das Wasser erneuert wird.

Nachdem die Ableger umgesetzt wurden und gut angewurzelt sind, kann man sie ins Freiland umsetzen
Krankheiten und Schädlinge
Stevia zählt zu den eher robusten Pflanzen, solange ihre Standortansprüche erfüllt werden. Bei zu hohem Nährstoffgehalt und/oder zu hoher Feuchtigkeit neigt sie dazu, anfällig für Pilzerkrankungen wie Mehltau, Rost, Kragenfäule, Schwarzfleckenkrankheit, Umfallkrankheit oder Welkekrankheit zu werden. Zudem schmeckt die Pflanze nicht nur uns, sondern auch Schnecken, Blattläusen, Drahtwürmern und einigen Raupen.