Stinkender Storchschnabel, Ruprechtskraut
Geranium robertianum
An naturhaften Standorten spielt der Stinkende Storchschnabel seinen natürlichen Charme aus und bringt auch unwirtliche Stellen zum Blühen.
Steckbrief
- Wuchstyp
-
- Staude
- zweijährig oder kurzlebig
- einjährig
- Wuchshöhe
- von 20 cm bis 50 cm
- Wuchseigenschaften
-
- aufrecht
- rosettenbildend
- Blütenfarbe
-
- rosa
- Blütezeit (Monat)
-
- April bis Oktober
- Blütenform
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- 5-zählig
- Einzelblüte
- Blattfarbe
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- grün
- Blattform
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- gefiedert
- handförmig gelappt
- Blatteigenschaften
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- Herbstfärbung
- Fruchtform
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- Spaltfrucht
- Licht
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- halbschattig bis schattig
- Bodenart
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- kiesig bis lehmig
- Bodenfeuchte
-
- mäßig trocken bis feucht
- Nährstoffbedarf
-
- nährstoffreich
- Humus
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- humusreich
- Zier- oder Nutzwert
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- Blütenschmuck
- Heilpflanze
- Nektar- oder Pollenpflanze
- Giftigkeit
-
- ungiftig
- Klimazonen nach USDA
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- 6
- Verwendung
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- Bodendecker
- Dachbegrünung
- Trockenmauern
- Unterpflanzung
- Gartenstil
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- Apothekergarten
- Dachgarten
- Naturgarten
- Steingarten
- Waldgarten
- Bienenfreundlich
- bienenfreundliche Pflanze
- Heilwirkung
- Heilpflanze
Herkunft
Der Stinkende Storchschnabel (Geranium robertianum) ist eine ein- oder zweijährige Pflanze, die natürlich in Europa, Asien und Nordafrika vorkommt und weit verbreitet ist. Es ist wohl die erste Art Storchschnabel, die in Gärten kultiviert wurde, da sie bereits im Mittelalter als Heilpflanze bekannt war. Ihr wenig schmeichelhafter Name "Stinkender Storchschnabel" geht darauf zurück, dass sie einen herb-würzigen Duft absondert, der beim Zerreiben der Blätter durchaus das Wort stinkend rechtfertigt. Ein anderer häufig verwendeter Name ist Ruprechtskraut, zu dessen Entstehung es verschiedene Theorien gibt. Vielleicht ist die Rotfärbung der Blätter im Sonnenlicht dafür verantwortlich, die ihm das althochdeutsche Wort "rotbrecht" für rötlich als Artnamen einbrachte. Vielleicht war es aber auch der heilige Ruprecht, der als Bischof und Landesheiliger von Salzburg die Verwendung als Heilpflanze gelehrt hatte, oder es war Carl von Linné, der Begründer der botanischen Nomenklatur selbst, der ihm den Artzusatz "robertianum" gab. Der Geruch dieser Storchschnabelart soll ihn an einem unsympathischen, übelriechenden Bekannten namens Robert erinnert haben.
Unbestritten ist der Gattungsname Geranium, der die Zugehörigkeit des Stinkenden Storchschnabels zur Familie der Storchschnabelgewächse (Geraniaceae) offenbart. Er ist wohl der unscheinbarste aller gartenwürdigen Storchschnabelarten, aber siedelt sich häufig von selbst an unwirtlichen Stellen im Garten an
Wuchs
Das Wuchsbild des Stinkenden Storchschnabels kann man auf den ersten Blick als "unordentlich" beschreiben. Seine Triebe verzweigen sich stark und unregelmäßig, an Wuchshöhe erreicht er 20 bis 50 Zentimeter. Er wächst entweder als einjährige Pflanze oder als zweijährige Halbrosettenpflanze. Die bewundernswerte Anpassungsfähigkeit des Stinkenden Storchschnabels ist auf seine Blattgelenke zurückzuführen, die seine Blätter zum größten Lichteinfall hin ausrichten können. Bei felsigen Standorten dienen die Blattstiele der unteren Blätter als Spreizklimmer, die die Pflanze auf dem Substrat abstützen. Die Blätter und Stängel des Ruprechtskrauts sind meist weich behaart. Alle Pflanzenteile enthalten ätherische Öle, die für seinen typisch herben, oft als unangenehm empfundenen Duft verantwortlich sind.
Blätter
Die handförmig gelappten Blätter des Stinkenden Storchschnabels sind gestielt und drei- bis fünfteilig. Sie werden etwa vier Zentimeter lang und mindestens ebenso breit. Auf stark besonnten Standorten und im Herbst färben sie sich rötlich.

Im Herbst färbt sich das Laub des Stinkenden Storchschnabel auffällig rot
Blüten
Im Unterschied zu den anderen Storchschnabelarten, die in unseren Gärten kultiviert werden, sind die Blüten von Geranium robertianum deutlich kleiner. Sie zeigen sich von Ende April bis Oktober. Typisch ist ihr radiärsymmetrischer Aufbau aus fünf rosafarbenen Blütenblättern. Bei genauem Hinsehen entdeckt man in deren Mitte feine Streifen. Im Durchmesser sind die Blüten etwa einen Zentimeter groß. Meist dienen Bienen als Bestäuber, aber durch die Beweglichkeit des Blütenstiels ist auch dessen Krümmung nach unten und eine Selbstbestäubung möglich.
Früchte
Wie für Storchschnabelgewächse charakteristisch, ist die Frucht des Ruprechtskrauts lang gestielt. Durch Austrocknung werden bei Reife die Samen meterweit fortgeschleudert, aber auch eine Verbreitung durch Kletthaare ist möglich.
Standort
Der Stinkende Storchschnabel zeichnet sich dadurch aus, dass er selbst mit unwirtlichsten Plätzen, etwa in Mauerspalten, an Höhleneingängen oder mit tiefstem Schatten klarkommt. Untersuchungen haben gezeigt, dass er sogar bei nur einem Drittel des normalen Tageslichts lebensfähig ist. An Plätzen mit starker Sonneneinstrahlung färben sich Stiel und Blätter durch Lichtschutzpigmente kräftig rot.

Unwirtliche Standorte sind für den Stinkenden Storchschnabel kein Problem. Er wächst auch in der kleinsten Mauerspalte
Boden
In der Natur besiedelt der Stinkende Storchschnabel bevorzugt stickstoffreiche Standorte und gerne Geröll. Mit Ausnahme von staunassen Böden toleriert er nahezu jeden Untergrund.
Pflanzung
Vorgezogene Jungpflanzen setzt man am besten im Frühjahr an Ort und Stelle. Bei der Verwendung des Ruprechtskrauts als Bodendecker rechnet man etwa 12 Exemplare pro Quadratmeter.
Pflege
Der Stinkende Storchschnabel ist eine naturhafte Charakterart, die dort, wo sie sich wohlfühlt, ohne besonderes Zutun gedeiht. Am besten lässt man ihn im Garten vagabundieren. An Stellen, wo er unerwünscht ist, kann man ihn durch Entfernen der Sämlinge gut im Zaum halten.
Verwendung
Geranium robertianum kann entsprechend seines Vorkommens in der Natur im Garten zum Einsatz kommen: Also als Bodendecker in schattigen Gartenbereichen, als Fugenpflänzchen in Mauern und Kiesflächen, oder an unwirtlichen Standorten. Vor allem im Naturgarten kann er an Wegrändern, in Gebüschen und Gehölzsäumen verwendet werden. Dort, wo die prächtigen Blüten anderer Storchschnabelarten zu dominant wirken, überzeugt er mit seinem natürlichen Charme.
Stinkender Storchschnabel als Heilpflanze
In der Volksheilkunde kam das Ruprechtskraut bei vielerlei Beschwerden zum Einsatz: Bei Nieren- und Lungenleiden wurde es ebenso angewendet wie bei Durchfall, Fieber, Gicht, Prellungen oder Zahnschmerzen. Außerdem verwendete man einen Aufguss des Stinkenden Storchschnabels als Stärkungsmittel und bei Frauenleiden. Wissenschaftliche Bestätigungen seiner Heilwirkung stehen größtenteils aus, doch wird die Pflanze heute in der Homöopathie als Urtinktur bei Schockzuständen sowohl körperlicher als auch seelischer Natur angewendet. Das Wesen des Ruprechtskrauts wird als Ziehen, Reinigen, Entgiften, Lösen von Schockzuständen und Lymphmittel beschrieben.

Als Heilpflanze hat der Stinkende Storchschnabel eine lange Tradition. So wird er beispielsweise bei Nieren- und Lungenleiden, Durchfall oder Fieber verwendet
Vermehrung
Häufig siedelt sich der Stinkende Storchschnabel von ganz alleine im Garten an, meist an Stellen wo man es am wenigsten erwartet. Durch Selbstaussaat sorgt er dann für seinen Fortbestand. Man bekommt die Samen in spezialisierten Gärtnereien. Die Aussaat kann von Februar bis August direkt ins Freiland, möglichst an halbschattige Stellen, erfolgen. Die lichtkeimenden Samen sollte man nur wenig oder gar nicht mit Erde bedecken.
Krankheiten und Schädlinge
In seltenen Fällen können Pilzkrankheiten die Blätter befallen, ansonsten ist der anpassungsfähige Stinkende Storchschnabel äußerst robust.