Storchschnabel
Schon seit Jahrzehnten sind Storchschnäbel die heimlichen Stars im Garten. Denn die dekorativen Blüten und Blätter ihrer zahlreichen Sorten fügen sich charmant in jedes Beet ein. Hier finden Sie Tipps zur Pflanzung und Pflege der zahlreichen Arten und Sorten.
Herkunft
Von kaum einer anderen Pflanzengattung werden so viele verschiedene Arten so vielseitig im Garten eingesetzt wie vom Storchschnabel (Geranium). Denn die Stauden haben viel zu bieten: Attraktives Laub, das bei einige Arten auch wintergrün ist, besonders schöne Blüten und dekorative Fruchtstände. Dazu sind sie wüchsig, leicht zu vermehren und werden von Schnecken gemieden – also pflegeleicht im wahrsten Sinne des Wortes.
Storchschnäbel sind eine umfangreiche Pflanzengattung mit rund 400 verschiedenen, meist ausdauernden Arten. Dazu kommt eine große Zahl an gezüchteten Sorten für den Garten. Storchschnäbel haben ihre eigene Pflanzenfamilie, die Storchschnabelgewächse (Geraniaceae). Eine Reihe von Storchschnabel-Arten ist bei uns heimisch wie der Wald-Storchschnabel (Geranium sylvaticum), der Blutrote Storchschnabel (Geranium sanguineum) oder der Wiesen-Storchschnabel (Geranium pratense), andere stammen aus Süd- und Südosteuropa und Vorderasien und sind durch gärtnerische Kultur in unsere Gartenbeete gekommen.

Der Wald-Storchschnabel ‘Album’ wächst locker und horstig und fühlt sich am halbschattigen Standort wohl
Die Begeisterung für Storchschnabel erwachte bei uns Anfang der 1980er-Jahre. Zunächst wurde vor allem Felsen-Storchschnabel (Geranium macrorrhizum ‘Spessart’) gepflanzt, eine anspruchslose, schnell wachsende und zudem wintergrüne Art, jedoch mit eher bescheidenen weißen Blüten. Sie ist ideal als großflächige Unterpflanzung von Bäumen. Als Begleiter für Rosen und Rittersporn fand jedoch der Pracht-Storchschnabel (Geranium x magnificum) mit seinen großen blauvioletten Blüten mehr Gefallen. Besonders empfehlenswert ist die neuere Sorte ‘Rosemoor’ des deutschen Züchters Hans Simon.

Der Felsen-Storchschnabel ‘Spessart’ begrünt im Handumdrehen größere Flächen unter Bäumen
Aussehen und Wuchs
Storchschnäbel haben rundliche, unterschiedlich stark gelappte bis handförmig geteilte Blätter, die teilweise auch eine schöne gelbe oder rote Herbstfärbung aufweisen und aromatisch duften. Die schalenförmigen Blüten sind weiß, rosa, karminrot, violett oder blau in allen möglichen Schattierungen und sitzen einzeln in den Blattachseln. Oft sind die Kelchblätter anders gefärbt als die Blüten, so dass sich ein reizvolles Farbspiel ergibt wie zum Beispiel beim Cambridge-Storchschnabel (Geranium x cantabrigiense). Storchschnäbel wachsen entweder horstartig oder sie bilden kurze, oberirdische Ausläufer und bedecken so größere Flächen wie zum Beispiel der robuste Balkan-Storchschnabel (Geranium macrorrhizum), der sich sehr gut als Bodendecker für Schatten und Sonne eignet. Die Pflanzen werden je nach Art 15 bis etwa 100 Zentimeter hoch und die meisten blühen in der Zeit zwischen Mai und August. Alle Arten haben mehr oder weniger stark aromatisch duftendes Laub. Ihre Blüten werden gern von Bienen und den nützlichen Schwebfliegen besucht.
Standort und Boden
Storchschnäbel mögen mäßig feuchte Standorte mit nährstoffreichem, durchlässigem Boden. Sie vertragen sommerliche Trockenheit meist besser als Staunässe. Die Vielfalt der Gattung Geranium bietet aber für (fast) jeden Gartenbereich die passende Pflanze. Hier eine kleine Übersicht:
Sonnig und feucht: Geranium endressii, Geranium himalayense, Geranium x magnificum, Geranium pratense, Geranium psilostemon
Im lichten Schatten und an sonnigen Plätzen breitet sich violetter Pracht-Storchschnabel (Geranium x magnificum) gerne aus
Halbschattig und feucht: Geranium gracile, Geranium himalayense, Geranium sylvaticum
Sonnig und trocken: Geranium sanguineum, Geranium renardii, Geranium x cantabrigiense, Geranium cinereum
Schattig und trocken: Geranium macrorrhizum, Geranium nodosum, Geranium phaeum
Pflanzung
Bei Bodendeckern wie dem Balkan-Storchschnabel setzt man pro Quadratmeter acht bis zehn Pflanzen, damit die Fläche sich schnell schließt. Der beste Pflanztermin für alle Storchschnabel-Arten ist das Frühjahr.
Pflegetipps
Die pflegeleichten Stauden brauchen einmal angewachsen nur wenig Beachtung. Frisch gepflanzte Storchschnäbel sollte man bei sonnigem Wetter ausreichend mit Wasser versorgen. Bei nicht wintergrünen, horstig wachsenden Storchschnäbeln wie ‘Patricia’, ‘Rozanne’ und dem Pracht-Storchschnabel schneidet man im Herbst alle Triebe bis auf wenige Zentimeter zurück. Die Bodendecker kann man im Herbst oder Frühjahr dort einkürzen, wo sie über die Beetfläche hinaus wachsen. Im Frühjahr die Pflanzen auf nährstoffärmeren Böden mit Kompost oder Staudendünger versorgen.

In der großen Gattung der Storchschnäbel (Geranium) ist für fast jeden Standort im Garten eine geeignete Staude dabei. Für lehmige Böden eignet sich zum Beispiel die schier unverwüstliche Sorte ‘Rozanne’
Storchschnäbel sind sehr langlebig und müssen daher nicht regelmäßig durch Teilung verjüngt werden. Die horstig wachsenden Arten lassen sich aber kinderleicht durch Teilung vermehren.
Verwendung
Vom lückenlos wachsenden Bodendecker, der kein Unkraut aufkommen lässt, bis zum Dauerblüher im Prachtstaudenbeet gibt es bei den Storchschnäbeln passende Vertreter für fast jede Gartensituation, denn sie gehören zu den pflegeleichten Gartenpflanzen. Nur extrem sonnige Standorte oder Staunässe vertragen sie nicht. Beispiele für pflegeleichte Bodendecker im Schatten und Halbschatten unter Gehölzen und am Gehölzrand sind neben den verschiedenen Sorten vom Balkan-Storchschnabel auch der niedrige Cambridge-Storchschnabel gut zu verwenden, letzterer kommt auch mit voller Sonne gut klar.
Im sonnigen bis leicht schattigen Staudenbeet machen die Sorten vom Armenischen Storchschnabel (Geranium psilostemon) mit ihrer langen Blütezeit von Mai bis Juli etwas her, zum Beispiel die beliebte, pink blühende Sorte ‘Patricia’ und der blaue Pracht-Storchschnabel oder der Himalaya-Storchschnabel (Geranium himalayense). Partner sind Rosen, Frauenmantel (Alchemilla), Pfingstrosen oder Ziergräser wie das Lampenputzergras.
In wiesenhaften Pflanzungen fühlen sich heimische Arten wie der Braune Storchschnabel (G. phaeum), der Wiesen-Storchschnabel und der Wald-Storchschnabel wohl.

Der Armenische Storchschnabel (Geranium psilostemon) wird bis zu einem Meter hoch und bringt magentarote Blüten hervor
Für Steingartenbeete und Mauern eignen sich der graulaubige Kaukasus-Storchschnabel (Geranium renardii) und auch der zierliche Aschgraue Storchschnabel (Geranium cinereum), der sehr schön dunkel-geäderte Blütenschalen hat. Ein Ausnahmetalent ist die besonders blütenreiche Hybrid-Züchtung ‘Rozanne’, die horstig wächst, aber mit ihren meterlangen Trieben schnell eine große Fläche bedecken kann. Sie öffnet von Anfang Juni bis zum November immer wieder neue hellviolette Blüten mit weißem Auge und gedeiht an sonnigen bis halbschattigen Plätzen.
Wichtige Arten und Sorten
Viele Storchschnabel-Sorten, die in den vergangenen Jahrzehnten entstanden, verdanken wir Züchtern aus England und den Niederlanden. Wohl an die 400 Arten, Sorten und Hybriden sind inzwischen im In- und Ausland auf dem Markt. Die Ansprüche an Licht und Boden unterscheiden sich je nach Art, jedoch sind sie mehrheitlich robust und damit auch pflegeleicht. Es gibt großblumige, bis 60 Zentimeter hohe Exemplare wie ‘Brookside’, die vom heimischen Wiesen-Storchschnabel abstammen. Sie lieben ein sonniges Beet mit nährstoffreichem, aber nicht zu trockenem Boden. Die kleinblütigen, rund 30 Zentimeter hohen Sorten des Blut-Storchschnabels (Geranium sanguineum) vertragen dagegen viel Trockenheit.

In lockeren Dolden steht der Flor des Braunen Storchschnabels (Geranium phaeum) über den Blättern. Typisch sind die zurückgebogenen Blütenblätter, sodass der Fruchtstempel deutlich hervorschaut. Große, violettrosa Blüten präsentiert ‘Sirak’ (Geranium-Gracile-Hybride) ab Mai. ‘Lily Lovell’ (Geranium phaeum) wird bis 90 Zentimeter hoch. Blütezeit ist Mai bis Juli. Gefüllte Blüten schmücken den Wiesen-Storchschnabel ‘Summer Skies’. ‘Saint Ola’ (Geranium x cantabrigiense) besitzt anmutige Blüten und einen grazilen Wuchs. Der Felsen-Storchschnabel ‘Czakor’ ist starkwüchsig und wintergrün. ‘Mayflower’ (Geranium sylvaticum), mit blauweißen Blüten, versamt sich gern.
‘Album’ ist eine weiße Sorte von Geranium sylvaticum und gilt als Liebhaberpflanze. Ein niedriger Bodendecker ist ‘Marvis Simpson’ (Geranium x riversleaianum). In Gegenden mit rauem Klima sollte man ihm Winterschutz gönnen. Ein Dauerblüher ist Geranium x riversleaianum ‘Russel Prichard’, denn er erfreut von Juni bis September mit leuchtenden Blüten. Die schmucken Blätter des Wiesen-Storchschnabels ‘Black Beauty’ wirken wie von Purpur überhaucht. Die blauen Blüten der 40 Zentimeter hohen Staude erscheinen ab Juni. Eine Besonderheit ist der Knollen-Storchschnabel (Geranium tuberosum), bei dem die knollenartigen Wurzeln namensgebend sind. Nach der Blütezeit von April bis Mai legt die Staude eine Ruhepause ein, treibt zum Winter aber wieder aus und behält dann bis zum Frühjahr ihr Laub. Eine anpassungsfähige Wild- und Heilpflanze ist der Stinkende Storchschnabel (Geranium robertianum).
In der Beetgestaltung spielt heute der Blattschmuck eine zunehmende Rolle. Auch dafür findet man im Storchschnabel-Sortiment die passenden Vertreter, beispielsweise den Kaukasus-Storchschnabel mit salbeigrünen, weichen Blättern oder ‘Black Beauty’ (Geranium pratense) mit purpurfarbenem Laub: Mit ihnen lassen sich extravagante Staudenkombinationen ins Beet zaubern.
Vermehrung
Die Vermehrung von Storchschnabel ist bei den meisten Arten sehr leicht. Horstig wachsende Storchschnäbel wie Geranium himalayense, Geranium x magnificum oder Geranium pratense kann man im Frühling durch Teilen vermehren. Arten mit kriechenden Rhizomen, hierzu gehört zum Beispiel der Balkan-Storchschnabel, vermehrt man durch Rhizomschnittlinge. Einige Arten wie der Wallich-Storchschnabel (Geranium wallichianum) und der Lambert-Storchschnabel (Geranium lambertii) bilden eine kräftige Pfahlwurzel aus, die sich nur schwer teilen lässt. Diese Arten vermehrt man am besten im Frühjahr über Stecklinge.
Krankheiten und Schädlinge
Ältere Sorten des Balkan-Storchschnabels wie ‘Spessart’ sind anfällig für Stängelälchen. Der typisch nestartige Befall in Bodendeckerflächen ist am Kümmerwuchs und an den zunächst rötlich verfärbten, später abgestorbenen Blättern zu erkennen. Seltener können auch Rostpilze, Echter Mehltau sowie Weichhautmilben und Dickmaulrüssler auftreten. Ansonsten sind Storchschnäbel sehr robust und werden so gut wie gar nicht von Schädlingen und Krankheiten befallen. Auch den Schnecken schmecken sie nicht.
Häufig gestellte Fragen
Wie sieht ein Storchschnabel aus?
Die Gattung der Storchschnäbel umfasst rund 400 verschiedene Arten, die entweder kurze, oberirdische Ausläufer bilden oder horstartig wachsen. Die Blätter sind rundlich und unterschiedlich stark gelappt bis handförmig geteilt. Die Schalenblüten sitzen in den Blattachseln und sind weiß, rosa, karminrot, violett oder blau. Manchmal sind die Blüten auch anders als die Kelchblätter gefärbt, wie zum Beispiel beim Cambridge-Storchschnabel.
Wann blüht der Storchschnabel?
Die meisten Storchschnabel-Arten blühen zwischen Mai und August.
Wann kann man einen Storchschnabel pflanzen?
Storchschnäbel pflanzt man am besten im Frühjahr.
Ist der Storchschnabel winterhart?
Storchschnäbel sind winterhart, allerdings sollte man ihnen in Gegenden mit einem sehr rauen Klima einen Winterschutz bieten.
Wie hoch wird ein Storchschnabel?
Je nach Art und Sorte kann ein Storchschnabel zwischen 15 und 100 Zentimetern hoch werden.
Wie weit muss man einen Storchschnabel zurückschneiden?
Nicht wintergrüne, horstig wachsende Storchschnäbel wie den Pracht-Storchschnabel sollte man im Herbst bodennah abschneiden. Bodendecker schneidet man dagegen an der Stelle ab, an der sie über die Fläche hinauswachsen.
Welcher Storchschnabel blüht am längsten?
Der blütenreiche Storchschnabel ‘Rozanne’ zeichnet sich durch eine besonders lange Blütezeit aus. Die Staude blüht von Juni bis November.