Taschentuchbaum
Davidia involucrata var. vilmoriana
Der Taschentuchbaum ist eine der wenigen Pflanzen, die Gartenbesucher zur Blütezeit regelmäßig zum Staunen bringen – der Grund dafür sind seine ungewöhnlichen Blüten.
Steckbrief
- Wuchstyp
-
- Kleinbaum
- Wuchshöhe
- von 800 cm bis 1500 cm
- Wuchsbreite
- von 700 cm bis 1200 cm
- Blütenfarbe
-
- weiß
- braun
- Blütezeit (Monat)
-
- Mai bis Juni
- Blütenform
-
- Köpfchen
- Blattform
-
- breit eiförmig
- herzförmig zugespitzt
- Blatteigenschaften
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- Herbstfärbung
- Licht
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- sonnig bis halbschattig
- Bodenart
-
- sandig bis lehmig
- Bodenfeuchte
-
- frisch bis mäßig feucht
- ph-Wert
-
- schwach alkalisch bis schwach sauer
- Kalkverträglichkeit
-
- kalktolerant
- Nährstoffbedarf
-
- mäßig nährstoffreich
- Humus
-
- humusreich
- Zier- oder Nutzwert
-
- Blütenschmuck
- Blattschmuck
- Winterhärte
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- bedingt winterhart
- Verwendung
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- Einzelstellung
- Hausbaum
- Gartenstil
-
- Innenhof
- Parkanlage
- Rhododendrongarten
- Waldgarten
Herkunft
Der Taschentuchbaum (Davidia involucrata var. vilmoriniana) stammt aus Westchina. Seinen eigenartigen deutschen Namen trägt er, weil seine Blütenköpfchen von zwei cremeweißen Hochblättern umgeben sind. Davon ist das eine meist deutlich größer als das andere. Zuweilen wird Davidia auch Taubenbaum genannt. Das Ziergehölz gehört zur Familie der Tupelogewächse (Nyssaceae). Es gibt neben der Unterart var. vilmoriniana noch eine weitere namens Davidia involucrata var. involucrata, die ein ähnliches Verbreitungsgebiet hat. Die hier vorgestellte Unterart gilt aber als die winterhärtere und hat deshalb in Mitteleuropa als Zierpflanze auch eine weitaus höhere Bedeutung. Davidia involucrata var. vilmoriniana wurde nach der französischen Baumschule Vilmorin benannt, die die Pflanze entdeckte und um 1900 in den Handel brachte.
Wuchs
Ohne Blüten und Früchte erinnert der Taschentuchbaum aus der Ferne betrachtet an eine Linde. Er wächst meist einstämmig, wird bei uns 8 bis 15 Meter hoch und 7 bis 12 Meter breit. Er bildet eine pyramidenförmige Krone, die im Alter immer breiter und rundlicher wird. Der Jahreszuwachs in Höhe und Breite beträgt 20 bis 25 beziehungsweise 15 bis 20 Zentimeter.
Der Stamm trägt eine graubraune, längs gefurchte Borke, die sich in Platten ablöst. Die schräg aufrecht stehenden Äste und Zweige sind olivgrau bis hellbraun und mit kleinen dunklen Korkzellen besetzt.
Blätter
Die wechselständigen, breit eiförmigen bis herzförmigen Blätter sind sommergrün, 8 bis 14 Zentimeter lang und besitzen einen deutlich gesägten Blattrand. Sie haben auf den ersten Blick große Ähnlichkeit mit Lindenblättern und sind mit ihrer hellgrün glänzenden Oberfläche und der graugrünen Blattunterseite sehr dekorativ. Im Herbst verfärben sie sich leuchtend goldgelb bis orange.

Im Herbst zeigen die Blätter des Taschentuchbaums einen gelborangen Farbton
Blüten
Die kleinen unscheinbaren Blüten sitzen in rotbraunen, kugeligen Köpfchen mit rund zwei Zentimeter Durchmesser. Die Blütenstände enthalten jeweils nur eine weibliche und sonst ausschließlich männliche Einzelblüten. Als Schauapparat dienen der Pflanze zwei cremeweiße Hochblätter (Brakteen), die unterhalb des Blütenstands sitzen. Es handelt sich aus botanischer Sicht um umgewandelte Laubblätter. Das größere der beiden ist etwa 16 Zentimeter lang, das kleinere meist nur halb so groß. Die Blütezeit beginnt im Mai und dauert etwa drei Wochen.
Früchte
Die Früchte des Taschentuchbaums haben einen Durchmesser von zwei bis drei Zentimeter. Es handelt sich um Steinfrüchte mit grüner Schale und meist fünf hartschaligen Samen. Sie haben Ähnlichkeit mit kleinen Walnussfrüchten.
Standort und Boden
Der Taschentuchbaum ist im Alter zwar ausreichend winterhart, bevorzugt aber einen warmen, geschützten Standort in voller Sonne oder im Halbschatten. An den Boden stellt er keine hohen Ansprüche. Er sollte aber schwach sauer bis alkalisch, vorzugsweise lehmig, durchlässig und nicht zu trocken sein. Auf Staunässe und Bodenverdichtung reagiert der Taschentuchbaum sehr empfindlich.
Pflanzung und Pflege
Da der Taschentuchbaum als junge Pflanze frostempfindlich ist, sollten Sie ihn am besten im Frühjahr pflanzen. Bereiten Sie sandige, nährstoffärmere Böden gut vor, indem Sie sie mit reifem Kompost anreichern. Bei Hochstämmen oder größeren Stammbüschen ist ein solider Baumpfahl als Stütze unverzichtbar.
Frisch gepflanzte Taschentuchbäume müssen in trockenen Sommern gut mit Wasser versorgt und zumindest im ersten Winter vor Frostschäden geschützt werden. Mulchen Sie den Wurzelbereich mit einer dicken Laubschicht und umwickeln Sie den Stamm mit Sackleinen, um Frostrisse durch die Wintersonne zu vermeiden. Eine regelmäßige Düngung ist nicht erforderlich, unterstützt aber das Wachstum junger Bäume deutlich. Bewährt hat sich das Mulchen der Baumscheibe im Frühjahr mit zwei Litern Kompost pro Quadratmeter, den man mit einer Handvoll Hornspänen anreichert.

Der Taschentuchbaum wächst meist einstämmig und bildet eine breit-pyramidale, eher schwach verzweigte Krone
Verzweifeln Sie nicht, wenn Ihr neu gekaufter Taschentuchbaum in den ersten Jahren nicht blüht – mit den ersten "Taschentüchern" ist erst bei 12 bis 15 Jahre alten Pflanzen zu rechnen. Tipp: Ein Umstechen des Wurzelballens im Frühjahr kann dazu führen, dass die Blüte schon ein paar Jahre früher einsetzt. Ältere Exemplare sollten Sie nach mehreren Standjahren nicht mehr verpflanzen, da die Anwachschancen bereits nach dem vierten Jahr am selben Platz rapide sinken.
Schnitt
Der Taschentuchbaum ist zwar schnittverträglich, benötigt aber keinen regelmäßigen Rückschnitt, um blühfreudig zu bleiben. Schnittmaßnahmen an älteren Bäumen sollten zudem sehr behutsam vorgenommen werden, damit die Krone nicht entstellt wird. Der beste Zeitraum, um beispielsweise den Stamm aufzuasten, ist der Spätsommer.
Verwendung im Garten
Der Taschentuchbaum ist nicht nur zur Blütezeit eine prachtvolle Erscheinung und deshalb für die Einzelstellung als Zierbaum prädestiniert. Geben Sie der Krone unbedingt genügend Raum, damit sie sich frei entfalten kann. Das tiefe und wenig verzweigte, fleischige Wurzelwerk eignet sich sehr gut für eine Unterpflanzung mit Schattenstauden und Bodendeckern, die nicht zu konkurrenzstark sind – beispielsweise mit Astilben, Funkien oder Rodgersien. Auch verträgliche Bodendecker wie die Schaumblüte eignen sich zur pflegeleichten Begrünung des Wurzelbereichs. Wer einen größeren Garten besitzt, kann Taschentuchbäume als kleine Gruppe pflanzen oder mit anderen im Mai blühenden Gehölzen wie zum Beispiel dem Goldregen oder dem Flieder kombinieren. Als Schattenspender für Sitzplätze sind die Bäume ebenfalls sehr beliebt.
Vermehrung
Die meisten Taschentuchbäume werden durch Aussaat vermehrt. Das Saatgut braucht bis zur Keimung meist zwei Jahre und muss lange mit möglichst starken Temperaturschwankungen stratifiziert werden, damit es seine Keimhemmung verliert.

Der Taschentuchbaum trägt seine Samen in walnussähnlichen Steinfrüchten. Die Aussaat ist wegen der starken Keimhemmung recht aufwändig
Die Anzucht neuer Pflanzen ist auch vegetativ durch Steckholz oder Absenker möglich. Erstere gelingt jedoch nur unter optimalen Bedingungen im Kalthaus und man muss auch hier hohe Ausfallraten einkalkulieren. Die Absenkermethode ist zwar zuverlässig, aber sehr aufwändig, da die Baumschulen dafür große Mutterpflanzenquartiere vorhalten und pflegen müssen. Aus wirtschaftlichen Gründen werden daher beide Methoden heute kaum noch angewendet. Vegetativ vermehrte Pflanzen haben dennoch den Vorteil, dass sie deutlich früher blühen als durch Aussaat vermehrte.
Krankheiten und Schädlinge
Der Taschentuchbaum ist nahezu resistent gegen Krankheiten und Schädlinge.