Der Winter ist für heimische Tiere eine harte Zeit. Es ist kalt und stürmisch, Nahrung ist schwer zu finden und Trinkwasserquellen sind zugefroren. Wie schaffen es kleine Singvögel unbeschadet durch die frostigen Tage und Nächte?

Der Gimpel (Pyrrhula pyrrhula) oder Dompfaff überwintert gerne mit seinem Partner oder in einer kleinen Gruppe
Viele heimische Vögel legen keinen großen Wert auf eisige Temperaturen und Schnee. Sie machen sich lieber im Herbst von Deutschland aus auf die lange Reise Richtung Süden. In Südeuropa und Afrika sitzen sie die Wintermonate bei freundlicheren Temperaturen und einem besseren Nahrungsangebot aus. Zu den bekannten Zugvögeln gehören Rauchschwalbe, Kiebitz, Singdrossel, Nachtigall, Weißstorch, Mauersegler, Buchfink und Kuckuck. Je nach Art und Lebensraum legen die Tiere auf ihren Zügen beeindruckende Distanzen bis zu 10.000 Kilometer zurück. Doch viele Vögel in unseren Breiten, wie Amsel, Kohlmeise, Haussperling und Rotkehlchen sind sogenannte Stand- oder Strichvögel. Diese Wintervögel bleiben ganzjährig in ihrer Heimat oder ziehen nur kurze Strecken. Und so mancher Beobachter wundert sich: Wie kommen die kleinen Tiere draußen in der Natur durch die kalte Jahreszeit?
So bleiben kleine Vögel im Winter warm
Vögel sind gleichwarm, das heißt sie haben je nach Art eine Körpertemperatur zwischen 38 und 42 Grad. Diese zu halten ist besonders in kalten Winternächten eine Herausforderung. Große Vögel halten kalten Temperaturen besser stand als kleine. Je größer der Körper des Tieres, umso weniger empfindlich ist er gegen Kälte. Kleine Vögel haben schwerer mit den Minusgraden zu kämpfen. Bis zu zehn Prozent ihres Körpergewichts verbrennen die Piepmätze in einer frostigen Winternacht, nur um warm zu bleiben. Dass die Tiere am nächsten Tag ausgehungert sind, ist da nicht schwer zu verstehen. Manche Vogelarten fahren ihren Stoffwechsel deshalb in sehr kalten Nächten komplett herunter und fallen in eine Art "Kälteruhe". Das spart den Vögeln viel Energie, ist aber mit einem hohen Risiko verbunden. In der Starre werden die Tiere nämlich zu einer leichten Beute für Katzen, Marder und Greifvögel.

Wintergoldhähnchen (Regulus regulus) sind eigentlich Einzelgänger. Im Winter finden sich die Vögel in Schlafgruppen zusammen
Daunendecke immer dabei
Um sich vor Frost und Kälte zu schützen, haben Vögel ein dichtes Federkleid, das wetterfest vor Wind und Regen schützt und mit wärmenden Daunen unterfüttert ist. Sinkt die Außentemperatur, plustern sich die kleinen Tiere auf. Das bedeutet, sie schichten Luft zwischen ihr Gefieder. Diese Luft erwärmt sich und isoliert. Zusätzlich wird der Kopf eingezogen. Das ist der Grund, warum die Vögel im Winter besonders dick und rund aussehen. Lassen Sie sich von dem Eindruck nicht täuschen! Blaumeise, Gimpel, Rotkehlchen und Co. haben nicht zu viel gefuttert, sondern nur ihren Wintermantel angezogen. Tagsüber speichert das dunkle Gefieder zusätzlich die Sonnenwärme.
Kuscheln gegen die Kälte
Einige Wintervögel nutzen die Gruppe, um sich gegen die Kälte zu schützen. Zaunkönige und Spatzen ziehen sich gerne mit Artgenossen in freie Nistkästen zurück und rücken dort eng zusammen, um sich gegenseitig zu wärmen. Auch Gartenbaumläufer und Wintergoldhähnchen bilden Schlafgemeinschaften. Spatzen bauen außerdem kuschelige Winternester in der Natur, die sie vor Wind und Schnee schützen.
Warum frieren Vögel nicht fest?
Dass Vögel mit ihren Füßen nicht auf eisigem Untergrund festfrieren, liegt an dem sogenannten "Wundernetz" in den Vogelbeinen. Dieses besondere Gefäßnetz sorgt dafür, dass das warme Blut aus dem Körper auf dem Weg Richtung Füße abgekühlt und auf dem Rückweg nach oben wieder erwärmt wird. Auch wenn der Rumpf schön warm ist, haben die Vogelfüße im Winter nur eine Temperatur knapp über Null Grad. Dadurch wird der Sitzplatz der Tiere von ihren Füßen nicht aufgewärmt oder angeschmolzen. So können die Füße bei sinkenden Temperaturen oder auf Eisflächen auch nicht einfrieren.
Vögel im Winter füttern

Im Winter sind Gartenvögel wie die Blaumeise (Cyanistes caeruleus) dankbar für gut gefüllte Futterhäuschen. Die scheueren Waldbewohner wie die Tannenmeise (Periparus ater) erreicht man damit aber leider nicht
Da die kleinen Vögel im Winter sehr viel Energie brauchen, ist es wichtig, dass ausreichend Nahrung vorhanden ist. Arten, die im Sommer Insekten fressen, steigen im Winter auf fetthaltiges Futter wie Samen, Nüsse und Körner um. Um die Gartenvögel zu unterstützen, darf laut NABU im Winter zugefüttert werden. Das Füttern kommt zwar nur einigen wenigen Arten zugute, die im Garten und der näheren Umgebung leben. Dafür ist die Versorgung der Tiere nicht sehr aufwändig. Das Futterhäuschen im Garten sollte möglichst trocken sein und etwas geschützt aufgestellt werden. Reinigen Sie es regelmäßig und entfernen Sie Futterreste und Vogelkot. Vögel sollten kein verarbeitetes oder gekochtes Futter fressen. Geben Sie nur artgerechtes Futter und keinesfalls Brot oder Kuchen! Auch eine Schale mit frischem Wasser sollte im Garten in erreichbarer Nähe stehen.
Jetzt reinhören und Tipps für vogelfreundliche Gärten bekommen
Welche Vögel tummeln sich in unseren Gärten? Und was kann man tun, um den eigenen Garten besonders vogelfreundlich zu gestalten? Darüber unterhält sich Karina Dinser-Nennstiel in dieser Folge unseres Podcasts "Grünstadtmenschen" mit ihrem MEIN SCHÖNER GARTEN-Kollegen und Hobby-Ornithologen Christian Lang. Hören Sie gleich rein!