Waldmeister
Galium odoratum
Viele Leute kennen Waldmeister nur als künstliches Aroma in Brausepulver, doch in der kleinen Pflanze steckt viel Power. Wir stellen Ihnen die aromatische Wildpflanze näher vor und verraten, wie Sie sie pflanzen, ernten und verwenden können.
Steckbrief
- Wuchstyp
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- Staude
- Rhizom
- Wuchshöhe
- von 20 cm bis 30 cm
- Wuchsbreite
- von 15 cm bis 60 cm
- Wuchseigenschaften
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- flachwüchsig
- Ausläufer
- Blütenfarbe
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- weiß
- Blütezeit (Monat)
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- April bis Juni
- Blütenform
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- Doldentrauben
- Blattfarbe
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- grün
- Blattform
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- schmal elliptisch
- Licht
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- halbschattig bis schattig
- Bodenart
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- lehmig
- Bodenfeuchte
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- frisch bis mäßig feucht
- ph-Wert
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- alkalisch
- Kalkverträglichkeit
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- kalkliebend
- Nährstoffbedarf
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- mäßig nährstoffreich bis nährstoffreich
- Humus
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- humusreich
- Zier- oder Nutzwert
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- Blütenschmuck
- Rindenschmuck
- Heilpflanze
- Giftigkeit
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- ungiftig
- Winterhärte
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- winterhart
- Verwendung
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- Bodendecker
- Gruppenpflanzung
- Pflanzgefäße
- Unterpflanzung
- Verwilderung
- Gartenstil
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- Naturgarten
- Parkanlage
- Topfgarten
- Waldgarten
- Bienenfreundlich
- bienenfreundliche Pflanze
Herkunft
Es trägt viele Namen und ist von Alters her beliebt als Würz- und Heilpflanze in Küche und Arznei: das Wohlriechende Labkraut (Galium odoratum), besser bekannt unter den Trivialnamen "Waldmeister", "Mäserich", "Maikraut", "Waldmännchen" oder "Schumarkel". Auch als "Waldmutterkraut" wurde die Pflanze früher bezeichnet. Der im gemäßigten Klima weit verbreitete Waldmeister gehört zu den Labkräutern (Galium) aus der Familie der Rötegewächse (Rubiaceae). Er wächst hauptsächlich in den kühlen Waldregionen Nord-, Ost- und Mitteleuropas sowie Asiens, vorzugsweise in Buchenwäldern, wo er große lichte Stellen bedeckt.
Viele Leute kennen den Waldmeister nur aus Brausepulver und Wackelpudding oder als Zutat der berühmten Maibowle. Doch das würzige Kraut fand schon in früherer Zeit in einer Vielzahl von Produkten Verwendung. Lange nahm der Waldmeister im Reigen der Heilpflanzen in der Volksmedizin eine prominente Stellung ein. Das große Verbreitungsgebiet, die einfache Verarbeitung und ein breites Anwendungsspektrum zeichnen die Staude aus. Wegen seiner starken Nebenwirkungen, besonders bei falscher Dosierung, wird Waldmeister jedoch in neuerer Zeit nur noch in geringen Dosen verwendet.
Wuchs
Galium odoratum wird circa 15 bis 60 Zentimeter breit und 20 bis 30 Zentimeter hoch. Die Pflanzen wachsen kompakt und bilden dank ihrer Ausläufer lockere bodendeckende Teppiche. Die Wurzelausscheidungen verdrängen das Unkraut rund um den Pflanzplatz.
Blätter
Die Blätter des Waldmeisters sind schmal elliptisch und stehen in Quirlen um die Stiele. Sie treiben früh aus und haben eine frischgrüne Farbe, die sie lange behalten. Die Blätter duften aromatisch, in getrocknetem Zustand fühlen sie sich an wie Papier.

Die Blätter des Waldmeisters sind in Quirlen angeordnet und verströmen einen aromatischen Duft. Getrocknet riechen sie angenehm nach frischem Heu
Blüten
Waldmeister blüht abhängig vom Standort zwischen April und Juni in kleinen, weißen, sternförmigen Blütendolden. Bestäubt wird die Pflanze vor allem durch Bienen und einige Blatt- und Labkrautspanner-Arten.
Früchte
Die Früchte des Waldmeisters reifen im Hochsommer von Juni bis September aus. Die nur zwei bis drei Millimeter kleinen runden Teilfrüchte sind mit langen Borsten versehen, welche sich als Klettfrüchte an Fell, Kleidung und Gefieder festhalten können. So werden die Samen des Waldmeisters über weite Strecken verbreitet.
Standort
Waldmeister ist – wie der Name schon sagt – eine Waldpflanze. Er liebt halbschattige bis schattige Plätze unter Bäumen. Will man Waldmeister im Garten oder auf dem Balkon ziehen, sollte man den Standort daher ebenfalls schattig wählen und die Pflanze großzügig gießen.

Waldmeister (Galium odoratum) gedeiht auch im Topf und bereichert auf Balkon und Terrasse die Kräuter-Vielfalt
Boden
Generell bevorzugen die Pflanzen nährstoffreiche Böden, die zudem kalkreich, humos und locker sind. Wer Waldmeister im Topf kultivieren möchte, muss ebenfalls darauf achten, dass das Substrat locker, durchlässig und nährstoffreich ist.
Waldmeister pflanzen
Wer Waldmeister über Samen anziehen will, muss den Kaltkeimer im Winter ausbringen. Säen Sie in flache Schalen mit Anzucht- oder Kräutererde und stellen Sie die Gefäße vor Regen und Schnee geschützt im Freien auf. Bis zur Keimung muss die Erde gleichmäßig feucht gehalten werden. Im Frühjahr können Sie die Pflänzchen in kleine Töpfe pikieren und später an Ort und Stelle pflanzen. Eine Direktsaat ist weniger aufwändig, gelingt aber nur bei unkrautfreiem Boden.
Selbst angezogene oder in der Kräutergärtnerei vorgezogene Waldmeister-Jungpflanzen werden im Frühjahr ausgepflanzt. Am richtigen Standort vermehrt sich die Pflanze durch ihre feinen Rhizome selbst und bildet im Laufe der Jahre große Teppiche. Besonders im Garten kann das zu einer ungewollten Ausbreitung der frostharten Pflanze führen, daher sollten Sie den Waldmeister immer gut im Auge behalten!

Galium odoratum wächst am liebsten an einen (halb-)schattigen Platz, wobei die Erde immer ein wenig feucht sein sollte
Pflege
An heißen Tagen sollte der Waldmeister regelmäßig gewässert werden, düngen und harken ist nicht notwendig. Im Herbst zieht die Pflanze langsam ein. Dann kann über den Winter eine schützende Laubschicht aufgehäufelt werden.
Waldmeister teilen
Breitet sich Galium odoratum im Garten zu stark aus, kann man die Pflanzen im Frühjahr oder Herbst teilen. Dazu sticht man mit einer Handschaufel mehrere Pflanzen samt Wurzeln ab.
Winterschutz
Waldmeister ist voll winterhart. Dennoch sollte man ihn im Winter immer mit Nadelgrün oder altem Laub abdecken.
Verwendung in Garten und Küche
Im Garten wird die halbhohe Waldmeister-Staude vorwiegend im Kräutergarten und zur Beetrandbepflanzung eingesetzt. Außerdem ist Waldmeister ein idealer Bodendecker für schattige, humusreiche Gartenbereiche unter Bäumen und Sträuchern. Einmal gepflanzt, breitet sich die Staude mit ihren dünnen, unterirdisch kriechenden Rhizomen von selbst aus. In Naturgärten sollte er nicht fehlen, denn er ist eine wichtige Futterpflanze für die Raupen verschiedener Nachtfalter.

Ab Mai bildet der Waldmeister in halbschattigen bis schattigen Gartenbereichen weiße, zart duftende Blütenteppiche
Geerntet wird Waldmeister direkt vor oder während der Blüte im Frühsommer. Dabei die Stängel über dem Boden abschneiden, die Pflanze kurz abbrausen, trockentupfen und entweder frisch oder getrocknet verwenden. Galium odoratum bereichert zum Beispiel Salate, Suppen, Süßspeisen und natürlich die beliebte Maibowle sowie andere Getränke. Außerdem lassen sich zahlreiche Deko-Ideen mit Waldmeister umsetzen.
Klassisches Rezept für Mai- bzw. Waldmeisterbowle:
Zutaten
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zwei Liter trockener Weißwein
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einen Liter halbtrockener Sekt
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ein Bund Waldmeister
Zubereitung
Den Waldmeister über Nacht etwas anwelken lassen, als Bund in den gekühlten Wein hängen und etwa 30 Minuten ziehen lassen. Danach den Wein mit Sekt aufgießen, nach Belieben zuckern und Eiswürfel hinzugeben. Alternativ kann man auch Limonade, Mineralwasser und Fruchtsäfte verwenden.

Waldmeister-Bowle, auch Maibowle genannt, wird aus leicht angetrockneten Blättern des Waldmeisters, Wein, Sekt und etwas Zucker hergestellt
Das typische Waldmeister-Aroma entwickelt sich durch chemische Prozesse erst beim Trocknen der Pflanzen. Dafür hängt man das Labkraut kopfüber auf oder legt es auf einem Küchenpapier aus und lässt es schattig trocknen. Verantwortlich für den Geruch ist die große Menge an Cumarin (etwa ein Prozent der Trockenmasse), das bei Überdosierung zu Schwindel und Kopfschmerzen bis hin zu Leberschäden führen kann.
In niedrigen Dosen hingegen wirkt Waldmeister entzündungshemmend, krampflösend, gefäßerweiternd und beruhigend und findet daher Verwendung in der Volksmedizin und Homöopathie. Dabei werden immer nur ganze Blätter verwendet – Waldmeister nicht klein schneiden! Als Tee wird er heiß oder kalt in Maßen besonders gegen Kopfschmerzen und Migräne eingesetzt. Äußerlich angewendet sollen frische Waldmeisterblätter die Wundheilung unterstützen. Das enthaltene Labferment wird als Säuerungsmittel für die Käseherstellung verwendet.
Wer nur den typischen Waldmeister-Duft genießen will, kann aus den getrockneten Pflanzen zusammen mit Salbei oder Lavendel eine wohlriechende Füllung für Duftkissen herstellen. Legt man diese Kissen unter die Wäsche, vertreibt der Geruch lästige Motten.
Waldmeister-Geschmack
Bekannte Gerichte und Getränke mit Waldmeister-Würze sind Maibowle, Berliner Weiße, Limonade, Brause, Eis und Götterspeise. Die meisten industriell verwendeten Waldmeister-Aromen basieren auf chemisch hergestelltem 6-Methylcumarin. Aufgrund der umstrittenen Wirkung sind die Höchstwerte in Nahrungsmitteln jedoch inzwischen streng reglementiert. Die Aromatisierung von Süßigkeiten und Limonade für Kinder mit Cumarin ist in Deutschland mittlerweile verboten. Schwangere sollten ganz auf Waldmeister verzichten. Übrigens: Die bekannte knallgrüne Farbe von Waldmeister-Produkten kommt nicht aus der Pflanze, sondern aus künstlich zugesetztem Farbstoff. Frisch zubereiteter Waldmeister-Sirup ist farblos.
Erfahren Sie in unserem Podcast, welche Wildpflanzen essbar sind
Neben Waldmeister gibt es noch zahlreiche weitere Wildpflanzen, die essbar sind und super schmecken. In dieser Podcast-Folge von "Grünstadtmenschen" erfahren Sie, welche Wildpflanzen dazu gehören und was man aus ihnen Leckeres zaubern kann.
Vermehrung
Der Waldmeister verbreitet sich selbst über Samen, vor allem aber, wie eingangs erwähnt, über die Wurzel, die sich unterirdisch vermehrt. So erscheinen von Jahr zu Jahr immer mehr Pflanzen an einem Ort. Wer Waldmeister gezielt vermehren will, kann ältere Pflanzen im Frühjahr oder Herbst teilen.

Die Blätter des Waldmeisters sind sein typisches Erkennungsmerkmal. Man erntet sie am besten vor der Blüte und verwendet sie zum Beispiel im Salat. Als Tee aufgebrüht soll das Kraut zum Beispiel bei Kopfschmerzen helfen
Krankheiten und Schädlinge
Die Waldpflanze ist äußerst robust und hat praktisch keine natürlichen Feinde. Bei kümmerlichem Wuchs sollten Standort und Bodenqualität überprüft werden.