Tomaten ausgeizen – sinnlos oder notwendig?

Tomaten ausgeizen – ja oder nein? Diese Frage wird in Gärtnerkreisen immer wieder gestellt. Wir sagen Ihnen, wann es sinnvoll ist und wie es gemacht wird.

Sogenannte Stabtomaten werden einstämmig gezogen und müssen deshalb regelmäßig ausgegeizt werden. Was das genau ist und wie man das macht? Unser Gartenexperte Dieke van Dieken erklärt's Ihnen in diesem Praxisvideo

Credits: MSG/CreativeUnit/Kamera+Schnitt: Fabian Heckle

Unter dem Ausgeizen von Tomaten versteht man das Entfernen von Seitentreiben, die in den Blattachseln der Pflanzen wachsen. Hintergrund der Überlegung ist, dass der wärmeliebenden Tomate nur wenig Zeit bleibt, um Früchte zu entwickeln. Deshalb soll das Wachstum auf die aussichtsreichsten Fruchtansätze konzentriert werden. Doch noch weitere Argumente sprechen für diese Pflegemaßnahme. Oft hängt es auch von der Art der Kultivierung an, ob ein Ausgeizen sinnvoll ist.

Welche Tomaten geizt man aus?

In Gärtnerkreisen reduziert man die Frage “Ausgeizen – ja oder nein?” oftmals auf den Unterschied Stabtomate/Buschtomate: Erstere ja, zweitere nein. Das ist allerdings zu kurz gedacht. Denn in erster Linie werden zwar Stabtomaten, die mit nur einem Trieb nach oben wachsen und dazu an einem Stab fixiert werden, ausgegeizt. Ausgeizen ist aber grundsätzlich bei allen Tomaten, die große Früchte hervorbringen, aber auch Kirsch- und Rispentomaten zielführend. Lediglich Busch-, Strauch- und Wildtomaten, die ein begrenztes Wachstum zeigen, werden wenig oder überhaupt nicht ausgegeizt. Bei ihnen enden Spitzen- und Seitentriebe immer in einer Blüte. Auf jeden Fall sollte man sich schon beim Kauf über die Eigenschaften der jeweiligen Tomatensorte informieren.

Gründe, die fürs Ausgeizen sprechen

  • Geiztriebe entwickeln sich in den Blattachseln des Haupttriebs und entwickeln mehr Blattmasse als Blüten, die sich dort entwickelnden Früchte sind eher klein.
  • Bei der Pflege ist es schwierig, neben der Hauptachse auch noch die Seitentriebe zu stützen. Diese sind dünner als der Haupttrieb und hängen mit Fruchtbesatz dann oft nach unten und brechen ab.
  • Werden die Tomaten auf begrenztem Raum – etwa unter Glas – kultiviert, kann der “Mindestabstand” leicht unterschritten werden, wenn sich die Pflanzen ungehemmt seitlich ausbreiten können und das Wachstum nicht in eine bestimmte Richtung gelenkt wird.
  • Vor allem im Gewächshaus, wo die Tomatenpflanzen dicht beieinander stehen, können sich Pilzkrankheiten ausbreiten, wenn eine Kombination von Wärme und hoher Luftfeuchtigkeit gegeben ist. Hier ist es vorteilhaft, neben dem Lüften von vorneherein für mehr Raum zwischen den Trieben zu sorgen. So können alle Oberflächen der Pflanzen zügig abtrocknen.
  • So wie man beispielsweise bei den Apfelbäumen die Früchte ausdünnt, weil das Laub nur eine begrenzte Anzahl an Äpfeln versorgen kann, konzentriert man auch bei den Tomaten die Ernte auf weniger, dafür größere und aromatischere Früchte. Auch bei den Tomaten sollten aber rund um die Blüte die Blätter unbehelligt bleiben, weil sie mit ihrer Assimilation die Früchte versorgen. Hier gilt: Qualität vor Quantität.
Tomaten ausgeizen

Die Geiztriebe in den Blattachseln sollten entfernt werden, da sich dort nur kleine Früchte entwickeln und sie der Pflanze nur unnötig Kraft rauben

Darauf kommt es beim Ausgeizen von Tomaten an

  • Ausgegeizt werden Seitentriebe regelmäßig etwa einmal wöchentlich zwischen Juni und September, am besten bei trockenem Wetter, dann verheilen die Wunden schnell. Bei Trockenheit sind außerdem nur wenige Pilzsporen in der Luft unterwegs. Zum Zeitpunkt des Ausgeizens sollten die Geiztriebe nicht über zehn Zentimeter lang sein.
  • Je nach Dicke der Geiztriebe, die entfernt werden, knipst man die Triebe einfach zwischen Daumen und Zeigefinger ab. Manchmal lassen sie sich auch einfach im rechten Winkel zur Seite umknicken.
  • Bei dickeren Trieben verwendet man ein scharfes Messer. Der Schnitt sollte immer gerade sein, um die Wundfläche klein zu halten.

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Bildnachweis

MSG/Martin Staffler

iStock/Bastetamn

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