Winterlinde
Tilia cordata
Lindenbäume gehören seit Jahrhunderten zu den wertvollsten und beliebtesten Stadtbäumen in Deutschland. So pflanzen und pflegen Sie eine Winterlinde im Garten.
Steckbrief
- Wuchstyp
-
- Großbaum
- Wuchshöhe
- von 1200 cm bis 3000 cm
- Wuchsbreite
- von 1200 cm bis 3000 cm
- Wuchseigenschaften
-
- ausladend
- aufrecht
- Blütenfarbe
-
- weiß
- Blütezeit (Monat)
-
- Juni bis Juli
- Blütenform
-
- Trugdolden
- Blüteneigenschaften
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- stark duftend
- Blattfarbe
-
- grün
- Blattform
-
- herzförmig zugespitzt
- Blatteigenschaften
-
- Herbstfärbung
- Fruchtform
-
- Kapsel
- Licht
-
- sonnig bis halbschattig
- Bodenart
-
- sandig bis lehmig
- Bodenfeuchte
-
- mäßig trocken bis frisch
- ph-Wert
-
- alkalisch bis schwach sauer
- Kalkverträglichkeit
-
- kalktolerant
- Nährstoffbedarf
-
- nährstoffreich
- Humus
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- humusreich
- Zier- oder Nutzwert
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- Blattschmuck
- malerischer Wuchs
- heimische Wildpflanze
- Giftigkeit
-
- ungiftig
- Winterhärte
-
- winterhart
- Klimazonen nach USDA
-
- 4
- Verwendung
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- Einzelstellung
- Hausbaum
- Landschaftsgehölz
- Straßenbegrünung
- Gartenstil
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- Naturgarten
- Parkanlage
- Waldgarten
- Bienenfreundlich
- bienenfreundliche Pflanze
Herkunft
Die Winterlinde (Tilia cordata) gehört zur Gattung der Linden (Tilia) innerhalb der Familie der Lindengewächse (Tiliaceae). Ihre Heimat ist Europa, dort besonders die Voralpen und das Bergland, und die Gebirge des Kaukasus bis Westsibirien bis in Höhen von 1.500 Metern. Die Winterlinde wurde zum Baum des Jahres 2016 gekürt.
Wuchs
Die Winterlinde wächst als sommergrüner Baum mit unregelmäßiger, gewölbter Krone. Sie wird maximal 30 Meter hoch und erreicht in Einzelstellung einen ebensolchen Kronendurchmesser. Ihre glatte, graue Rinde wird im Alter bräunlich und furchig, ein Stammdurchmesser von mehreren Metern ist möglich. Ein Markenzeichen der Winterlinde sind ihre steil nach oben zeigenden Äste. Der Laubbaum kann in der Natur ein Alter von bis zu 1.000 Jahren erreichen. Ein Sprichwort sagt: "Die Linde kommt 300 Jahre, steht 300 Jahre und vergeht 300 Jahre." Sommer- und Winterlinde neigen dazu, sich untereinander zu kreuzen und bilden in der Natur häufig eine Hybride, die als Holländische Linde (Tilia x europaea) bekannt ist.
Blätter
An einem kurzen, hellgrünen Stiel sitzen die Laubblätter der Winterlinde wechselständig am Zweig. Die Blätter sind beinahe rund oder schief herzförmig mit einer schlanken Spitze und einem gesägten Rand. Sie haben einen Durchmesser von fünf bis sechs Zentimetern. Die Blätter der Winterlinde sind oben dunkelgrün glänzend, unten bläulich-grün und stumpf. Im Unterschied zur Sommerlinde wachsen an den Blättern der Winterlinde kleine Haarbüschel (Domatien) in den Nervenachseln der Laubblätter.

Die Einzelblüten der Winterlinde sind unscheinbar, doch sie erscheinen zu zehntausenden am Baum
Blüten
Die unzähligen Blütenstände der Winterlinde erscheinen erstmals nach sechs oder sieben, manchmal erst nach 20 oder 30 Jahren. Sie hängen von den Zweigen herunter oder stehen in alle Richtungen ab. Sie tragen zwischen Juni und Juli bis zu zwölf weißliche, einhäusig zwittrige Blüten und duften stark nach Honig. Besonders am Abend sondern sie große Mengen Nektar ab, was Bienen und Nachtfalter anlockt. Die Blüten der Winterlinde enthalten Schleimstoffe und dienen daher als bewährtes Hausmittel bei Husten und Erkältung.
Früchte
Der Fruchtstand der Winterlinde ist ein sogenannter Drehflügler, der vom Wind fortgetragen wird. Die in der Kapselfrucht enthaltenen fünf bis sieben Nüsse werden zwischen fünf und sieben Millimeter groß und können zwischen den Fingern zerrieben werden (anders als bei der Sommerlinde). Zwar reifen die Früchte schon im September, die Fruchtstände bleiben aber den Winter über am Baum und lösen sich erst im Frühjahr.
Standort
Die Winterlinde wächst sowohl an sonnigen als auch an hellen halbschattigen Standorten. Sie bevorzugt aber einen warmen und lichtreichen Standort. Ist dieser ausreichend feucht, ist die Winterlinde sehr hitzeresistent. Da die Winterlinde mit Wuchshöhen und -breiten bis 30 Meter aufwartet, sollte ihr Standort im Garten sorgfältig ausgewählt werden. Achtung: Im Juni tropfen große Mengen Blütensaft von der Linde herab. Vermeiden Sie deshalb einen Standort, an dem Autos, Balkone, Hauswände, Pools oder Möbel von dem klebrigen Nektar verschmutzt werden.
Boden
Ein frischer, nährstoffreicher und tiefgründiger Boden ist wichtig, damit die tief wurzelnde Winterlinde gut gedeiht. Er sollte im besten Fall sandig oder sandig-lehmig sein mit einem pH-Wert, der nur schwach ins Saure oder Alkalische tendiert. Kalk verträgt die Winterlinde gut.

Die frischgrünen Blätter der Winterlinde leuchten in der Frühlingssonne
Pflanzung
Da die Winterlinde nur in einem ausreichend durchlässigen Boden wurzelt, ist es wichtig, verdichtete Erdschichten vor der Pflanzung gut aufzulockern und mit grobem Sand oder Kies und Kompost zu verbessern. Zu empfehlen ist es, einen als Hochstamm gezogenen Jungbaum zu pflanzen, da diese Form weniger ausladend wächst. Die beste Pflanzzeit ist der Herbst oder frühe Frühling, sofern keine zeitnahen Fröste zu erwarten sind. Heben Sie ein Pflanzloch aus, das mindestens doppelt so breit und tief wie der Wurzelballen ist. Wässern Sie den Wurzelballen vor und nach dem Einsetzen gründlich. Nach der Pflanzung sollte der junge Baum mit Pfählen stabilisiert werden.
Pflege
Jungbäume, deren Wurzeln noch nicht ausreichend tief ins Erdreich vorgedrungen sind, benötigen in trockenen Zeiten eine Bewässerung mit kalkhaltigem Wasser. In den ersten Jahren ist außerdem eine Frühjahrsdüngung mit Kompost zu empfehlen. Die Wurzelscheibe frisch gepflanzter Winterlinden sollten im ersten Winter eine Abdeckung aus Reisig oder Laub bekommen.
Schnitt
Die Winterlinde ist sehr schnittverträglich und kann im Notfall auch radikal zurückgeschnitten ("auf den Stock gesetzt") werden. Profis können der Winterlinde sogar einen Formschnitt verpassen. In der Regel genügt aber ein regelmäßiger Auslichtungsschnitt im Herbst und das Entfernen störender oder morscher Äste, um eine natürliche Kronenbildung zu ermöglichen. Ein Pflanzschnitt ist bei der Winterlinde nicht notwendig.
Verwendung
Die Winterlinde wird gerne als Park- und Alleebaum angepflanzt. Auch als hohe Heckenpflanze findet die Winterlinde Verwendung. Im Hausgarten ist der Laubbaum ein stattlicher Solist. Kleinere Sorten bieten sich als Hausbaum für den Vorgarten an. Im Bauerngarten können Linden ebenso wie Weiden als Kopfbäume geschnitten werden. Für Bienen ist die Winterlinde eine wichtige Trachtquelle.

Winterlinden werden im Alter zu stattlichen Großbäumen
Sorten
Von der Winterlinde gibt es über 80 Sorten mit unterschiedlichen Kronenformen und Wuchshöhen. Die Sorte ‘Erecta’ ist frei von Honigtau, sehr trockenheitsverträglich und wächst mit pyramidenförmiger Krone. Die schnellwüchsige Sorte ‘Roelvo’ wächst breit kegelförmig und dicht geschlossen um einen durchgängigen Leittrieb bis zu 15 Meter in die Höhe und zehn Meter in die Breite. Tilia cordata ‘Lico’ sowie ‘Monto’ sind langsam wachsende Zwergsorten mit Kugelkrone. Sie werden nur etwa fünf Meter hoch und eignen sich gut als Hausbäume. Tilia cordata ‘Greenspire’ wurde im Jahr 1961 in New Jersey wegen ihrer gleichmäßigen Wuchsform selektiert. Ebenfalls in den USA selektiert wurde Tilia cordata ‘Rancho’, die dank ihrer kegelförmigen, schmalen Krone und der Hitzeverträglichkeit als idealer Haus- und Alleebaum gilt. Die Sorte wird etwa 10, manchmal auch 15 Meter hoch.
Vermehrung
Die Winterlinde kann sowohl durch Samen als auch durch Stecklinge oder Absenker vermehrt werden. Da sich die Anzucht aus Samen aber sehr aufwändig gestaltet, ist es wesentlich einfacher, im Sommer nicht blühende Kopfstecklinge zu schneiden und in Anzuchtsubstrat zu bewurzeln. Um einen geraden Stamm und ein ausgewogenes Kronenbild zu erreichen, werden Winterlinden in Baumschulen aber meist veredelt.
Krankheiten und Schädlinge
Einige Schädlinge haben sich auf die Linde als Wirtspflanze spezialisiert, darunter die Lindenspinnmilbe und die Lindenblattwespe, die Lindengallmilbe und der Lindenprachtkäfer. Normalerweise halten natürliche Feinde wie der Marienkäfer diese Schädlinge aber in Schach. Gefährdete Bäume können mit Brennnesselsud behandelt werden. Der Frostspanner, welcher sich gerne auf Linden ansiedelt und durch die feinen Gespinste an Blättern und Blüten erkennbar ist, sollte mit Leimringen bekämpft werden.